02.09.2021 - Déjà-vu für Thomas Schmidberger und Thomas Brüchle bei den Paralympics in Tokio: Wie schon 2012 und 2016 schrammt das Rollstuhl-Duo auch diesmal knapp an der Goldmedaille vorbei und muss den Sieg China überlassen. Dabei lief diesmal bis zum dritten Satz des letzten Einzels alles nach Plan für die Deutschen. Schmidberger verpasste es jedoch, den Sack nach einer 2:0-Führung zuzumachen. Somit bleibt ihnen wieder ‚nur‘ die Silbermedaille.
Sekundenlang legte Thomas Schmidberger seinen Kopf auf den Tisch, als sein Gegner Zhai Xiang sich im alles entscheidenden Satz sieben Matchbälle erspielte. Schon da war dem Silbermedaillengewinner im Einzel klar, dass dieser Vorsprung nicht mehr aufzuholen ist und sich die Geschichte wiederholen wird. Wie im Jahr 2012 und 2016 müssen sich Schmidberger und sein Partner Thomas Brüchle mit Silber begnügen. Dabei hatten sie aus den Fehlern der letzten Versuche gelernt und sich schon durch ihre Aufstellung einen vermeintlichen Vorteil verschafft. Denn anders als 2016 in Rio, als am Ende Thomas Brüchle gegen Zhai Xiang im letzten Einzel schon mit 2:0 führte, aber dann noch mit 2:3 verlor, sollte Schmidberger das entscheidende Spiel bestreiten - und das mit dem Wissen, Zhai im Einzelwettbewerb bereits mit 3:0 geschlagen zu haben.
Wichtiges Doppel knapp gewonnen
Doch die Rechnung ging nicht auf. Grundvoraussetzung für den deutschen Erfolg war der Sieg im Doppel, den die Deutschen äußerst knapp noch über die Ziellinie retteten. Zwar hatten sie schon mit 2:0 geführt, landeten dann aber doch im fünften Satz, wo China in der Endphase die Nase vorn hatte und mit 8:5 führte. In einer sagenhaften Aufholjagd holten sich Brüchle und Schmidberger diesen wichtigen ersten Punkt aber noch, indem sie sechs Punkte in Folge machten und schließlich den zweiten Matchball zum 11:9 verwandelten. Damit war die Vorentscheidung eigentlich schon gefallen - doch musste der zweite Punkt halt auch erst noch gemacht werden.
Und das wurde nicht unbedingt von Thomas Brüchle erwartet. Gegen den Paralympicssieger Feng Panfeng ging der 45-Jährige als Außenseiter in sein Einzel, hielt mit dem Chinesen aber äußerst gut mit und sicherte sich sogar den ersten Satz. Auch wenn er schnell wieder eingeholt wurde, wehrte er im vierten Durchgang noch vier Matchbälle ab, ehe Feng den 1:1-Ausgleich feiern konnte. Nach dem deutschen Plan war diese Niederlage zu verschmerzen, denn den entscheidenden Punkte sollte spätestens Schmidberger machen, der gegen Zhai Xiang schon im Einzel mit einem 3:0-Sieg seine Überlegenheit demonstriert hatte. Doch nachdem er den ersten Satz noch locker gewonnen hatte, folgte im zweiten der erste Hänger des gebürtigen Bayern, der schnell mit 0:6 hinten lag. In diesem Fall kam Schmidberger zwar noch einmal heran und sicherte sich in der Verlängerung auch die 2:0-Führung, in den folgenden Sätzen bot sich hingegen ein ähnliches Schauspiel - und diesmal ließ sich der sehr gut aufgelegte Zhai nicht mehr überholen. So kam es schließlich zu besagtem verzweifelten Bild, als Schmidberger kurz vor Spielende bereits den Kopf auf die Tischplatte legte. Einen Matchball wehrte er noch ab, dann stand - wie schon in den beiden Sätzen zuvor - ein ernüchterndes 11:4 auf der Anzeigetafel.
Fünf Medaillen für Deutschland
Somit bleibt Brüchle und Schmidberger wie in den Paralympics-Ausgaben zuvor der zweite Platz. Dass die topgesetzten Deutschen den Sack nicht zumachen konnten, ist - vor allem nach dem Sieg im Doppel - diesmal hingegen als Überraschung zu werten. "Wir sind einfach todesenttäuscht. Jetzt haben wir Silber, aber gerade fühlt es sich an wie der letzte Platz. Es tut mir todesleid für Thomas", sagte Schmidberger gegenüber der DPA. "Erst lief alles perfekt, dann lief gar nichts mehr. Ich habe keine Erklärung, und ich suche sie jetzt auch nicht. Eine 2:0-Führung darf man in einem solchen Spiel, auf meinem Niveau, niemals aus der Hand geben." Das chinesische Team krönte damit derweil einen perfekten vorletzten Wettkampftag, an dem alle fünf Tischtennistitel an das Reich der Mitte gingen. Für die deutsche Tischtennisnationalmannschaft enden die Paralympics mit einer goldenen, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen.
Herren, Klasse 3, Finale
Deutschland - China 1:2
Thomas Brüchle/Thomas Schmidberger - Feng Panfeng/Zhai Xiang 3:2 (8,13,-4,-7,9)
Thomas Brüchle - Feng Panfeng 1:3 (11,-3,-8,-9)
Thomas Schmidberger - Zhai Xiang 2:3 (7,10,-4,-4,-4)
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(JS)
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