World Tour

German Open: Ovtcharov als einziger Europäer im Viertelfinale

Dimitrij Ovtcharov setzte sich gegen Chuang Chih-Yuan durch (©Gohlke)

01.02.2020 - Bei den German Open hat Dimitrij Ovtcharov als einziger Europäer das Einzel-Viertelfinale erreicht. Der dreimalige Turniergewinner setzte sich in einem Achtelfinal-Krimi gegen Chuang Chih-Yuan durch. Nächster Gegner kein Geringerer als Fan Zhendong, der Timo Boll in einer sehenswerten Partie ausschaltete. Auch Benedikt Duda und Petrissa Sola unterlagen im Achtelfinale. Im Doppel gab es gleich zwei dritte Plätze für Petrissa Solja: Bei den Damen an der Seite von Nina Mittelham, bei den Herren zusammen mit Patrick Franziska.

Erleichterung pur bei Dimitrij Ovtcharov
„Das war ein Spiel mit Höhen und Tiefen“, fasste Dimitrij Ovtcharov seinen Sieben-Satz-Erfolg gegen den 38-jährigen Chuang Chih-Yuan treffend zusammen. „Das Match lief in alle Richtungen. Am Ende bin ich froh, die Partie gewonnen zu haben.“ 3.000 Zuschauer in der GETEC-Arena sahen einen regelrechten Krimi, in dem Ovtcharov einen 0:2-Satzrückstand wettmachte. Im siebten Durchgang lag Ovtcharov beim Seitenwechsel zwar mit 5:0 in Führung. Entschieden war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nichts, denn Chuang, der zuvor unter anderem Ricardo Walther und Tomokazu Harimoto (Japan) aus dem Turnier geworfen hatte, kämpfte sich ins Match zurück. In einer dramatischen Schlussphase nutzte der Deutsche jedoch seinen zweiten Matchball zum 12:10-Erfolg. „Dima und Chuang kennen sich sehr gut und haben schon oft gegeneinander gespielt“, kommentierte Bundestrainer Jörg Roßkopf, der am Samstag auch beim Viertelfinale gegen den dreimaligen World-Cup-Gewinner Fan Zhendong an der Box sitzen wird. Vor drei Jahren trafen Ovtcharov und der Chinese bereits in Magdeburg aufeinander. Dimitrij Ovtcharov gewann nicht nur dieses Spiel, sondern später auch das Turnier. Ovtcharov: „Auch wenn ich schon einige Male gegen ihn verloren habe: Er liegt er mir von seinem Spielsystem.“

Starker Timo Boll muss weiter auf den ersten Sieg gegen Fan Zhendong warten
„Man muss schon verdammt präzise und mit einer sehr hohen Qualität spielen, um eine Chance haben zu wollen“, erklärte Timo Boll nach seiner 2:4-Niederlage im Achtelfinale gegen den an Position zwei gesetzten Titelverteidiger Fan. „Am Anfang fehlen mir immer ein paar Prozent, um mich erst einmal an das Niveau zu gewöhnen.“ So war es auch in der GETEC-Arena, denn Boll lag schnell mit 0:2-Sätzen zurück. „Anschließend hatte ich das Gefühl, dabei zu sein. Wenn ich nach meinem Plan und konsequent spiele, kann ich mithalten“, stellte der Düsseldorfer klar. „Das dauert aber einfach viel zu lange und das ärgert mich ein bisschen.“ Doch Timo Boll wäre nicht Timo Boll, wenn die Nummer zehn der Welt nicht auch aus dieser Begegnung seine Lehren ziehen würde. „Fan Zhendong deckt immer wieder meine Schwächen auf. Das ist eine gute Rückmeldung, auch wenn es irgendwann mal langweilig wird.“ Trotz des Ausscheidens sah der Linkshänder durchaus Möglichkeiten: „Ich hätte pro Satz ein paar Bälle besser spielen müssen.“ Boll machte auch gar kein Geheimnis daraus, „dass es schon frustrierend war, so früh gegen Fan Zhendong antreten zu müssen. Meine Negativbilanz gegen ihn ist im Kopf drin.“ Auch wenn der Rekordeuropameister weiter auf seinen ersten Sieg gegen den Chinesen wartet, Bundestrainer Jörg Roßkopf bleibt zuversichtlich. „Irgendwann wird Timo ihn packen. Die vergangenen Spiele waren alle sehr knapp. Schade, dass es heute nicht gereicht hat, denn Timo hat gut gespielt.“

Benedikt Duda verpasst nur knapp sein erstes Viertelfinale bei einem Platinum-Turnier
Nur haarscharf schrammte der Weltranglisten-48. Benedikt Duda an seinem ersten Einzug in das Viertelfinale eines World-Tour-Turniers der Edelkategorie Platinum vorbei. „Ich war nah dran und bin im Moment noch ein wenig enttäuscht“, verriet Benedikt Duda nach seiner unglücklichen 3:4-Niederlage im Achtelfinale gegen den Chinesen Zhao Zihao. „Aber morgen werde ich sicherlich auf ein gutes Turnier zurückblicken.“ Der 25-Jährige erwischte einen guten Start, doch eine 2:0- und 3:2-Satzführung reichten nicht zum Sieg. „Zhao hat viel druckvoller gespielt als ich. Zwei, drei kleine Chancen habe ich leider nicht nutzen können. Deshalb ist die Niederlage auch verdient.“ Lars Hielscher, Assistent von Bundestrainer Roßkopf, sah als Duda-Betreuer einen „mental sehr starken Zhao Zihao. Selbst nach den ersten zwei Sätzen wusste ich, dass der Chinese noch zurückkommen wird. Am Ende haben Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entschieden.“

Petrissa Solja trotz der Achtelfinal-Niederlage zufrieden
Eine frustrierte und niedergeschlagene Petrissa Solja sieht anders aus: Obwohl die 25-Jährige soeben im Einzel-Achtelfinale Zhu Yuling (China) mit 9:11, 9:11, 6:11 und 5:11 unterlag, hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. „Ich habe nicht nur in den ersten zwei Sätzen mitgehalten“, erzählte Solja, „sondern auch im offenen Spiel. Insgesamt bin ich mit meiner Leistung zufrieden, wenngleich man sich über Fehler natürlich ärgert.“ Bundestrainerin Jie Schöpp sah im Vergleich zum letzten Aufeinandertreffen mit der Weltranglistenfünften im Rahmen des World Cups eine deutlich verbesserte Solja. Mitentscheidend für die Niederlage seien, so Schöpp, vor allem Rückschlagfehler der Linkshänderin gewesen. „Zhu Yuling spielt unheimlich präzise. Deshalb ist es sehr schwer, unter Druck gut zu spielen. Insgesamt war meine Gegnerin ein Stück besser als ich“, gab Europe-Top-16-Siegerin Petrissa Solja nach dem verpassten Einzug in das Viertelfinale zu.

Starker Auftritt von Solja/Franziska
Auch wenn Deutschland nicht in den Finalspielen der drei Doppel-Wettbewerbe vertreten ist, überzeugten die deutschen Athleten mit zwei dritten Plätzen. Petrissa Solja verpasste allerdings gegen chinesische Weltklasseduos sowohl mit Nina Mittelham als auch mit Patrick Franziska den Einzug in das Endspiel jeweils nur knapp. Bereits im Viertelfinale ereilte im Herren-Doppel Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov das Aus.

„Wir haben gegen das beste Mixed der Welt verloren“, stellte Patrick Franziska nach der 2:3-Niederlage im Halbfinale an der Seite von Petrissa Solja gegen Liu Shiwen/Xu Xin aus China fest. Nachdem die deutsche Kombination zuvor zweimal mit 0:3 gegen die Weltmeister das Nachsehen hatte, gestalteten die Deutschen diesmal das Match lange offen. „Die Art und Weise, wie wir uns heute präsentiert haben, macht uns Hoffnung. Das motiviert für die Zukunft". Sowohl bei Franziska als auch bei Solja hielt sich die Enttäuschung, das Endspiel nur knapp verpasst zu haben, deshalb in Grenzen. „Unsere Gegner sind individuell so stark, dass wir jeden Ball mit sehr viel Risiko spielen mussten“, sagte die Linkshänderin. Eine Runde zuvor blieben Solja/Franziska gegen Doo Hoi Kem/Wong Chun Ting aus Hongkong ohne Satzverlust. „Wir waren von Beginn an präsent. Nach der 2:0-Führung haben sich in unserem Spiel aber einige Fehler eingeschlichen“, zeigte sich Petrissa Solja selbstkritisch. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio arbeitet das DTTB-Duo nun daran, sich in der für die Setzung maßgebenden Rangliste vom zehnten Platz noch nach vorne zu arbeiten. „Wir wollen für die Olympiasetzung unter die Top 8“, so Franziska.

Mittelham/Solja haben die Überraschung auf dem Schläger
„Mit dem Gewinn des dritten Satzes hätten wir natürlich eine bessere Position gehabt“, stellte Nina Mittelham nach der Halbfinal-Niederlage mit Petrissa Solja gegen Chen Meng/Wang Manyu klar. Beim Stand von 4:11, 11:7 und 11:10 ließ die deutsche Paarung einen Satzball liegen und verlor den Durchgang noch 13:15. Auch der vierte Abschnitt ging mit 11:4 an die Weltklasse-Kombination aus China, die bis zur Vorschlussrunde nicht einen Satz in Magdeburg verloren hatte. Die Enttäuschung nach dem verpassten Einzug in das Endspiel hielt sich bei Mittelham und Solja aber in Grenzen. „Im Vorfeld hatten wir gar nicht damit gerechnet, so nah dran zu sein“, gestand Petrissa Solja. „Wir haben gut gespielt. Um zu gewinnen, hätten Nina und ich allerdings immer konstant eine Top-Qualität in den Schlägen haben müssen. Teilweise waren wir nicht aggressiv genug und standen zu weit vom Tisch entfernt.“ Für Nina Mittelham war für den Spielausgang mitentscheidend, „dass wir ein paar einfache Bälle liegen gelassen haben“. Mit Choi Hyojoo/Shin Yubin (Südkorea) hatte das deutsche Duo bereits ein starkes Doppel im Viertelfinale bezwungen. „Wichtig war der Gewinn des ersten Satzes“, berichtete Mittelham nach dem 16:14, 4:11, 13:11 und 11:9-Erfolg. „Die Führung im Rücken sorgte natürlich für zusätzliches Selbstvertrauen.“

Franziska/Ovtcharov verpassen den Einzug in das Halbfinale
Jakub Dyjas (Polen) und Cedric Nuytinck (Belgien) erwiesen sich beim Platinum-Turnier in der GETEC-Arena als „Deutschland-Schreck“. Nachdem im Achtelfinale die Finalisten von 2019, Benedikt Duda/Dang Qiu, bereits das Nachsehen hatten, mussten sich auch Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov dem eingespielten Duo geschlagen geben. „Trotz der Niederlage haben die Beiden ein gutes Turnier gespielt“, bilanzierte Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Ein paar Spielzüge müssen für die Zukunft sicherlich noch erarbeitet werden.“ Auch die DTTB-Kombination selbst war trotz der verpassten Vorschlussrunde nicht unzufrieden.. Ein wenig trauerten Franziska und Ovtcharov allerdings den jeweils in der Verlängerung verlorenen ersten zwei Durchgängen nach. „Wenn wir den ersten Satz gewinnen, entscheiden wir auch das Spiel für uns“, legte sich Dimitrij Ovtcharov fest. Auch sein Partner war der Überzeugung, „dass wir Durchgang eins oder zwei hätten für uns entscheiden müssen“.

Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio wird der Bundestrainer in naher Zukunft weitere Kombinationen testen. Die Eindrücke der Duos Timo Boll/Ricardo Walther und Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov in Magdeburg seien, so Roßkopf, „positiv gewesen“. Beim World-Tour-Turnier in Ungarn beispielsweise gehen in wenigen Wochen Duda/Franziska an den Start. Die Kombinationen für die Qatar Open hat Roßkopf noch nicht festgelegt.
 

Die Spiele der (hauptsächlich) Deutschen in der Hauptrunde am Freitag und Samstag: 

Herren-Einzel

Achtelfinale
Timo Boll - Fan Zhendong CHN 2:4 (-9,-7,8,-7,4,-9)
Benedikt Duda - Zhao Zihao CHN 3:4 (7,9,-6,-5,10,-8,-8)
Dimitrij Ovtcharov - Chuang Chih-Yuan TPE 4:3 (-8,12,-16,9,-3,6,10)

Viertelfinale
Xu Xin CHN - Zhao Zihao CHN, Samstag 19 Uhr
Jun Mizutani JPN - Lin Gaoyuan CHN, Samstag 18:10 Uhr
Ma Long CHN - Cho Seungmin KOR 4:0 (13,8,11,7)
Dimitrij Ovtcharov GER - Fan Zhendong CHN 4:3 (-9,4,-8,-10,10,5,10)

Halbfinale
Ma Long - Dimitrij Ovtcharov, Sonntag


Damen-Einzel

Achtelfinale
Petrissa Solja - Zhu Yuling CHN 0:4 (-9,-9,-6,-5)

Viertelfinale
Chen Meng CHN - Wang Yidi CHN, 10:50 Uhr
Zhu Yuling CHN - Liu Shiwen CHN, 17:20 Uhr
Mima Ito JPN - Ding Ning CHN, 10 Uhr
Wang Manyu CHN - Sun Yingsha CHN, 16:30 Uhr


Herren-Doppel

Viertelfinale
Patrick Franziska/Dimitrij Ovtcharov - Jakub Dyjas POL / Cedric Nuytinck BEL 2:3 (-10,-11,7,9,-5)


Damen-Doppel

Viertelfinale
Nina Mittelham/Petrissa Solja - Choi Hyojoo/Shin Yubin KOR 3:1 (14,-4,11,9)

Halbfinale
Nina Mittelham/Petrissa Solja - Chen Meng/Wang Manyu CHN 1:3 (-4,7,-13,-4)


Mixed-Doppel

Viertelfinale
Patrick Franziska/Petrissa Solja - Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem HKG 3:0 (5,4,13)

Halbfinale
Petrissa Solja/Patrick Franziska - Liu Shiwen/Xu Xin CHN 2:3 (-5,10,-2,9,-5)

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(DTTB/DK)

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