Patrick Franziska warf Lin Gaoyuan aus dem Turnier (©Gohlke)
12.10.2019 - Deutschland hat bei den German Open in Bremen im Einzel auch am vorletzten Wettkampftag noch drei Eisen im Feuer. Shan Xiaona, Timo Boll und Patrick Franziska konnten ihre Achtelfinalpartien gegen hochkarätige Gegner am Freitag gewinnen und greifen am Samstag nach einer Medaille. Die haben Benedikt Duda und Dang Qiu schon sicher, sie spielen am Samstagabend um den Titel im Doppel-Wettbewerb.
Timo Boll sah im Duell mit Jun Mizutani beim Stand von 8:11, 11:9, 11:6, 11:4 und 5:0 schon wie der sichere Sieger aus. Doch der Japaner sicherte sich diesen Satz noch genauso wie den sechsten Durchgang. Im Entscheidungssatz befand sich dann auch Mizutani lange auf der Siegerstraße, einen 9:3-Vorsprung rettete er aber nicht ins Ziel, auch einen Matchball wehrte Boll ab und durfte sich am Ende über ein 12:10 freuen. „Das war ein Spiel mit vielen Höhen und Tiefen. So ein Spielverlauf im siebten Satz passiert nicht oft. Nach dem deutlichen Rückstand habe ich den Ball wieder auf den Tisch gespielt, gute Aufschläge gemacht und die Balance wiedergefunden", analysierte der Deutsche im Gespräch mit dem DTTB nach dem Spiel.
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf bemängelte in der Satzpause vor dem letzten Abschnitt die schlechte Körpersprache seines Schützlings, „denn schließlich hatte Timo die letzten Duelle gegen Mizutani doch gewonnen“. Die Worte von Roßkopf zeigten Wirkung. „Am Ende habe ich sicherlich auch ein wenig Glück gehabt, denn es war insgesamt ein großes hin und her“, sagte ein sichtlich erleichterter Timo Boll.
Im Viertelfinale am Samstag wartet der an Position zwei gesetzte Fan Zhendong (China). Eines stand für den 38-Jährigen schon unmittelbar nach dem Mizutani-Spiel fest: „Ich brauche eine ordentliche körperliche Steigerung. Mal schauen, wie mich die Physios heute Abend noch zurecht biegen.“ Außerdem habe der 4:2-Sieg von Boll zum Auftakt der Hauptrunde am Donnerstag gegen den Chinesen Zhou Qihao „viel Energie gekostet“.
Patrick Franziska nimmt gegen Lin Gaoyuan eindrucksvoll Revanche
Der dritte Matchball saß: Patrick Franziska riss jubelnd in die Arme in die Höhe und jubelte über das ganze Gesicht. Durch einen 4:1-Sieg gegen den Weltranglistenvierten Lin Gaoyuan aus China zog der 27-Jährige in das Viertelfinale ein. Nur eine Woche nach seiner Niederlage bei den Swedish Open nahm Franziska mit einer beeindruckenden Vorstellung Revanche. „Der Unterschied zu Schweden? Ich habe besser und an meinem Maximum gespielt“, sagte die Nummer 15 der Welt nach dem hochklassigen Match. „Ich musste das Highspeed-Tischtennis meines Gegners mitgehen, um eine Chance zu haben. Das hat geklappt.“ Auch eine Aufholjagd des Chinesen im fünften Satz von 2:6 auf 5:6 war nicht von Erfolg gekrönt. „Ich hatte nichts zu verlieren und bin mit viel Selbstvertrauen in die Partie gegangen“, verriet Patrick Franziska, der nach seinem Sieg über den Weltranglistenzweiten Fan Zhendong in Australien bereits den zweiten Top-Five-Chinesen innerhalb weniger Monate bezwang.
Im entscheidenden Spiel um eine Medaille trifft Franziska am Samstag auf den Weltranglisten-23. Jeoung Youngsik, der den Sieben-Satz-Krimi gegen Koki Niwa (Japan) für sich entschied. Zuletzt standen sich Franziska und der Koreaner bei der Team-WM 2018 in Halmstadt gegenüber. Im Halbfinale behielt der Deutsche die Oberhand. Mit einer Prognose über den Ausgang der Partie am Samstag hielt sich Franziska unmittelbar nach dem Lin-Match jedoch zurück. „Jetzt ruhe ich mich erst einmal aus und schau mir meinen Gegner per Video an.“ Jörg Roßkopf sah ein „unglaubliches Spiel“ und hatte den Hauptgrund für die erfolgreich geglückte Revanche schnell gefunden. „Lin spielt sehr nah am Tisch. Genau das musste Patrick auch machen. Ich habe selten ein so schnelles Spiel gesehen. Die Partie hätte in beide Richtungen gehen können.“
Shan Xiaona lässt Abwehrspielerin Hitomi Sato aus Japan keine Chance
„Ich rechne mir schon Chancen aus, da ich ganz gut gegen Abwehr spiele“, hatte Shan Xiaona einen Tag vor ihrem Achtelfinale gegen Hitomi Sato zu Protokoll gegeben. Die German Open-Siegerin aus dem Jahr 2014 sollte mit ihrer Aussage Recht behalten. 11:9, 11:7, 11:7 und 12:10 hieß es am Ende für Shan gegen Japans Defensivkünstlerin.„Mein Arm ist jetzt ganz schön schwer“, gab Shan nach dem Match gegenüber den Medienvertetern zu Protokoll . „Das Ergebnis sieht natürlich auf den ersten Blick deutlich aus. Aber es gab sehr, sehr viele, sehr lange Ballwechsel. Das spüre ich, das war sehr anstrengend.“
Bundestrainerin Jie Schöpp sparte nach Shans Sieg über Sato nicht mit lobenden Worten und bescheinigte ihrem Schützling „super gespielt zu haben. Nana hatte eine gute Übersicht und einen klaren Kopf. Ich hatte mich auf ein schweres Spiel eingestellt. Der letzte Satz war dann auch wirklich sehr eng.“
Im Halbfinale am Samstag um 16.30 Uhr kommt es in der Partie im Kampf um eine Medaille zum Duell mit Feng Tianwei. Die Singapur-Chinesin hatte sich überraschend deutlich mit 4:0 gegen die an Position eins gesetzte Weltranglistenerste Chen Meng (China) durchgesetzt. Die beiden letzten Duelle gegen Feng verlor Shan Xiaona bei den China und Hongkong Open. „Das wird ein schweres Spiel. Aber meine Form ist gut.“ Die Bundestrainerin blickt der Partie jedenfalls zuversichtlich entgegen. „Ich hoffe auf einen Sieg.“
Duda/Qiu im Doppel-Finale
Mindestens die Silbermedaille wird es bei den German Open im Doppel für Benedikt Duda und Dang Qiu. Denn innerhalb der ebenfalls starken Doppelkonkurrenz haben die beiden den Sprung ins Finale geschafft. Dafür mussten die amtierenden deutschen Meister heute Mittag zunächst an den Koreanern Jang Woojin/Jeoung Youngsik vorbei, diese Aufgabe meisterten sie in vier Sätzen. Im Halbfinale wenige Stunden später trafen die beiden, die in Düsseldorf zusammen in einer WG (mit Nils Hohmeier) wohnen, auf die Doppel-Weltmeister von 2013, Chuang Chih-Yuan und Chen-Chien An. Gegen die beiden Taiwaner hatten sich Duda und Qiu bereits im Halbfinale der Japan Open im Juni durchgesetzt. Auch heute verließen die Deutschen die Box als Sieger, diesmal nach fünf Sätzen. Im Finale geht es für sie am Samstagabend gegen die Chinesen Liang Jingkun und Xu Xin.
Boll/Franziska unterliegen Lin Gaoyuan und Fan Zhendong
Damit sind die beiden allerdings auch die einzigen Deutschen, die noch in den drei Doppelkonkurrenzen bei den German Open vertreten sind. Timo Boll und Patrick Franziska, die sicherlich auch mindestens mit einer Medaille im Doppel geliebäugelt hatten, stießen, nachdem sie gestern kampflos ins Viertelfinale vorgedrungen waren, direkt in ihrem ersten Spiel auf Fan Zhendong/Lin Gaoyuan. Keine glückliche Konstellation – und dennoch boten die beiden Deutschen ihren Gegnern von Beginn an Paroli. Jedoch verpassten sie es, trotz knapper Sätze, einen der ersten beiden Durchgänge zu gewinnen. Als ihnen beim Stand von 0:2 noch ein Anschlusspunkt gelang, war es schon zu spät. Die Chinesen ließen sich den Sieg nicht mehr nehmen. Ohne Satzgewinn verloren Petrissa Solja und Nina Mittelham ihr Viertelfinale. Auch ihnen stand mit Chen Meng/Gu Yuting ein äußerst starkes Duo gegenüber, das sich nicht aus dem Konzept bringen ließ.
Zum Sportdeutschland-Livestream auf myTischtennis.de!
Die Spiele der Deutschen in der Hauptrunde
Herren-Einzel
Achtelfinale
Patrick Franziska – Lin Gaoyuan CHN 4:1 (5,6,-9,7,9)
Timo Boll - Jun Mizutani JPN 4:3 (-8,9,6,4,-7,-9,10)
Viertelfinale
Patrick Franziska – Jeoung Youngsik KOR, Samstag 11.40 Uhr
Timo Boll - Fan Zhendong CHN, Samstag 19 Uhr
Damen-Einzel
Achtelfinale
Shan Xiaona - Hitomi Sato JPN 4:0 (9,7,7,10)
Viertelfinale
Shan Xiaona - Feng Tianwei SGP, Samstag 16:30 Uhr
Herren-Doppel
Viertelfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu - Jang Woojin/Jeoung Youngsik KOR 3:1 (-9,8,4,6)
Timo Boll/Patrick Franziska - Fan Zhendong/Lin Gaoyuan CHN 1:3 (-9,-10,9,-5)
Halbfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu - Chen Chien-An/Chuang Chih-Yuan TPE 3:2 (3,11,-8,-8,6)
Finale
Benedikt Duda/Dang Qiu - Liang Jingkun/Xu Xin CHN, Samstag 20:30 Uhr
Damen-Doppel
Viertelfinale
Nina Mittelham/Petrissa Solja - Chen Meng/Gu Yuting CHN 0:3 (-6,-9,-8)
(DTTB/DK/JS)
Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.
Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.