Patrick Franziska machte den Sack zu gegen Frankreich (©Gohlke)
07.09.2019 - Ohne den Verlust eines einzigen Einzels im Turnierverlauf haben Deutschlands Herren bei der EM in Nantes das Finale erreicht (das zehnte in Folge). Im Halbfinale setzten sich Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska am Samstagabend vor über 3.000 Zuschauer gegen Gastgeber Frankreich durch. Damit kommt es für den Titelverteidiger zur Neuauflage der Endspiele von 2014 (1:3) und 2017 (3:0) gegen Portugal. Die Iberer behaupteten sich in einem Marathonmatch gegen die an Position zwei gesetzten Schweden.
Bewusst hatte Frankreich vor einer ohrenbetäubenden Kulisse in Nantes seine Nummer eins, Simon Gauzy, auf Position zwei gestellt. Damit erzwangen die Franzosen ein Auftakteinzel des Weltranglisten-20. gegen Timo Boll, der sich gegen den Spieler der TTF Liebherr Ochsenhausen auf internationaler Bühne schon häufig schwergetan hatte in der Vergangenheit. Auch heute sollte der Deutsche vom 24-jährigen Franzosen wieder ordentlich gefordert werden, aber lediglich im dritten Satz der Unterlegene sein und die 1:0-Führung für Deutschland herausholen.
Einen umkämpften ersten Durchgang verlor Dimitrij Ovtcharov im Anschluss gegen den Europameister von 2016, Emmanuel Lebesson. Danach fand der 31-Jährige immer besser in die Partie, spielte kaum zu retournierende Bälle und zwang den Franzosen so zu Fehlern. Am Ende prangte ein verdienter 3:1-Erfolg für Ovtcharov auf der Anzeigetafel. Ebenfalls hochkonzentriert ging Patrick Franziska sein Spiel an Position drei gegen Can Akkuzu an, der Boll bei der EM im letzten Jahr an den Rand einer Niederlage gebracht hatte. In den ersten beiden Sätzen dominierte Franziska das Spiel gegen den 22-jährigen Franzosen, danach verlor er im dritten Satz kurzzeitig den Faden, legte im vierten Durchgang aber wieder eine Schippe drauf und machte den Sack zu, was die französische Schar endgültig verstummen ließ.
Boll: "Hätte 0:1-Rückstand unangenehm werden können"
"Ins Finale eingezogen zu sein, ist ein großartiges Gefühl. Frankreich hat ein gutes Spiel gemacht, wir haben vor einer tollen Kulisse gespielt. Es war so laut hier, die Franzosen wissen wirklich für Stimmung zu sorgen", ließ Franziska kurz danach am Hallenmikrofon verlauten. In der Mixed-Zone meinte Boll: "Bei so einer Atmosphäre zu spielen, ist natürlich nicht einfach, dennoch hat es Spaß gemacht. Wir können froh über solche Zuschauer sein. Bei so einer Lautstärke muss man selbst aufpassen, dass man nicht überpaced." Der Düsseldorfer habe einen guten Start hingelegt, es habe alles nach Plan funktioniert. "Bei einem 0:1-Rückstand hätte es schnell unangenehm werden können, auch wenn wir alles erfahrene Spieler sind. Ich bin froh, dass wir so klar durchgekommen sind." Im Spielverlauf hatte der 38-Jährige die hellen LED-Banden moniert, die ihm die Sicht auf den Ball etwas erschwert hätten.
Sehr zufrieden mit seiner Leistung, der besten im Turnier, zeigte sich im Anschluss auch Dimitrij Ovtcharov: "Ich bin hochzufrieden, heute habe ich fast keine schlechten Bälle gespielt. Ein großes Kompliment an den Veranstalter für das, was hier aufgezogen wird." Gegner der Deutschen im Finale wird wie schon 2017 Portugal sein. Zum erneuten Schlagabtausch mit den Iberern im Endspiel sagte Ovtcharov: "Das verlorene Finale 2014 mit nur zweieinhalb fitten Spieler gegen sie hat wehgetan, aber 2017 ist uns die Revanche geglückt. Sie kämpfen um jeden Ball, alle drei werden voll da sein." Boll meinte: "Wenn wir gut spielen, dann sind wir die bessere Mannschaft. So eine Partie wie heute gewonnen zu haben, beruhigt, aber natürlich wird es schwer gegen Portugal."
Apolonia Matchwinner bei Portugal
Die EM-Zweiten von 2017 hatten schon davor ihr Finalticket gelöst – nach einem dreieinhalbstündigen Krimi gegen die an Position zwei gesetzten Schweden. Unglücksrabe bei den Skandinaviern war der schon das ganze Turnier über eher schwache Vizeweltmeister Mattias Falck. Nach der eher überraschenden Führung von Jon Persson gegen Marcos Freitas unterlag Falck erst Portugals Nummer zwei Tiago Apolonia im Entscheidungssatz, später dann auch noch Freitas mit 1:3, nachdem Truls Moregard (Sieg über Joao Monteiro) die zwischenzeitliche 2:1-Führung für Schweden erspielt hatte. Die erste Turnierniederlage des im Gegensatz zu Falck bei dieser EM stark aufspielenden Persson – 2:3 gegen Apolonia – besiegelte schließlich das Aus der Schweden, die fest das Finale angepeilt und auf eine Revanche für das verlorene European-Games-Endspiel gegen Deutschland gehofft hatten.
Herren-Halbfinale
Portugal - Schweden 3:2
Marcos Freitas - Jon Persson 2:3 (-5,8,-10,8,-4)
Tiago Apolonia - Mattias Falck 3:2 (-7,1,4,-4,10)
Joao Monteiro - Truls Moregard 1:3 (-8,-10,10,-8)
Marcos Freitas - Mattias Falck 3:1 (8,8,-8,7)
Tiago Apolonia - Jon Persson 3:2 (-7,7,-2,8,7)
Deutschland - Frankreich 3:0
Timo Boll - Simon Gauzy 3:1 (7,13,-8,7)
Dimitrij Ovtcharov - Emmanuel Lebesson 3:1 (-9,3,5,7)
Patrick Franziska - Can Akkuzu 3:1 (6,8,-5,7)
Herren-Finale
Deutschland - Portugal, Sonntag 16 Uhr
Zum Bericht über das Viertelfinale gegen Slowenien
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