Titelverteidigung geglückt: Die Damen dürfen sich erneut über Gold freuen (©ITTF)
29.06.2019 - Besser hätte es für das DTTB-Team heute bei den European Games in Minsk nicht laufen können: Nach dem 3:0-Erfolg der deutschen Damen über Rumänien am Nachmittag siegten auch die deutschen Herren am Abend gegen Schweden ohne Punktverlust. Somit darf sich Deutschland über den Gewinn von vier von fünf möglichen Goldmedaillen bei den European Games freuen, einzig im Damen-Einzel hatte man den ganz großen Wurf verpasst.
Die China-Open-Sieger im Doppel Timo Boll und Patrick Franziska waren einmal mehr diejenigen, die am Abend bei den Herren die deutsche Führung erspielten. Gegen Bolls Düsseldorfer Mannschaftskollegen Kristian Karlsson und seinen Doppelpartner Jon Persson ließen die Deutschen nichts anbrennen und siegten in vier Sätzen. Mit dem Vizeweltmeister im Einzel, Mattias Falck, bekam es danach Dimitrij Ovtcharov zu tun. Nach zwei umkämpften ersten Sätzen nahm der Orenburger ab Mitte des dritten Durchgangs das Zepter in die Hand und baute die deutsche Führung aus.
Für den Schlusspunkt sorgte wie schon gegen Rumänien im Viertelfinale und gegen Portugal im Halbfinale Patrick Franziska. Hatte der Saarbrücker gestern einen 0:2-Satzrückstand gedreht, war es heute immerhin ein 0:1-Satzrückstand, den er gegen Jon Persson egalisieren musste. Auch diesmal fiel die Entscheidung im fünften Durchgang, durch ein knappes 11:9. Nach Platz vier bei den European Games 2015 (ersatzgeschwächt) dürfen sich die deutschen Herren, die in Minsk dreimal 3:0 gewannen, zum ersten Mal über die Goldmedaille bei den Europaspielen freuen – genau wie über die direkte Olympiaqualifikation als Mannschaft. Dazu kommt der zweite feste Startplatz im Einzel, nachdem Einzel-Sieger Boll sein Ticket als einer der drei Medaillenträger bereits am Mittwoch gelöst hatte.
Alle Olympia-Tickets sicher
Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf sagte dem DTTB nach dem Titelgewinn: "Wir sind sehr zufrieden, dass wir direkt im ersten Anlauf unseren Olympiastartplatz mit der Mannschaft erreicht haben, der uns ja auch zwei Plätze im Einzel sichert. Das war unser großes Ziel bei den European Games und darauf haben wir uns sehr gut vorbereitet. Zu den Zeitpunkten der Qualifikationsturniere im Januar, April und Mai können wir nun über Lehrgänge als gezielte Olympiavorbereitungen nachdenken. Und den Spielern bleiben Reisen erspart."
Dimitrij Ovtcharov meinte: "Unser großes Ziel hier war der Gewinn des Teamevents und damit die Olympiaqualifikation. Das haben wir geschafft, und deshalb bin ich mit den European Games sehr zufrieden. Heute hat erneut das Doppel die Basis für den Sieg gelegt. Es ist natürlich einfacher, mit einer 1:0-Führung in die Box zu gehen. Mein Gegner hatte hingegen durch den Rückstand mehr Druck als ich. Ich habe anschließend ein sehr gutes Spiel gezeigt und war auch nach dem verlorenen Satz sehr fokussiert."
DTTB-Damen revanchieren sich für EM-Finalniederlage 2017
Vor dem Schlagabtausch der deutschen Herren mit Schweden hatten sich die deutschen Damen souverän gegen Rumänien behauptet. Für einen gelungenen Auftakt hatten im Doppel Nina Mittelham und Shan Xiaona gesorgt. Hatte Shan gestern bei ihrem ersten Auftritt ins Minsk ihren Rhythmus noch nicht so richtig gefunden, sah das heute schon besser aus. Zwar ging der erste Durchgang aus deutscher Sicht knapp verloren, die beiden folgenden gewannen die Deutschen aber souverän. Vom 2:2-Satzausgleich ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen und machten die deutsche Führung perfekt. Verlass war im Anschluss einmal mehr auf die Zweitplatzierte des Einzel-Wettbewerbs der European Games, Han Ying.
Gegen die mit Position 16 höchstnotierte Europäerin der Weltrangliste, Bernadette Szöcs, ließ die deutsche Abwehrspielerin nichts anbrennen, siegte mit 3:1 und blieb damit im Mannschafts-Wettbewerb bei diesem Turnier in fünf Einzeln ungeschlagen. Noch einmal in die Box steigen musste sie nämlich nicht, da Shan auch das Einzel gegen Dodean mit Bravour meisterte und nach vier Sätzen als Siegerin feststand. Bei der zweiten Ausgabe der European Games holen die deutschen Damen damit erneut den Titel (vor vier Jahren besiegte man die Niederlande) und machen ebenfalls die Olympia-Qualifikation perfekt. Damit dürfen sie in Tokio ebenfalls zwei Einzelstarterinnen stellen.
Bundestrainerin Schöpp: "Sieg der gesamten Mannschaft"
Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp gestand nach dem Finale gegenüber dem DTTB ein: "Ich dachte, mein Team kann mich nicht mehr überraschen. Aber mit einem 3:0 habe ich nie gerechnet. Wir haben eine Chance auf den Sieg gesehen und noch in der Mannschaftsbesprechung gesagt, wir versuchen einfach unser Maximum - mit dem Ergebnis, das dabei herauskommt, sind wir dann zufrieden. Dass das Finale dann nach drei Spielen zu unseren Gunsten beendet ist, hätte ich gegen diese starken Rumäninnen nicht für möglich gehalten."
Den entscheidenden Faktor für den Triumph kennt die ehemalige Mannschafts-Europameisterin auch: "Es war ein Sieg der gesamten Mannschaft. Wie sich die vier Spielerinnen vor und nach der Verletzung von Peti hier ergänzt haben und füreinander dagewesen sind, war die Basis für unseren Erfolg." Schöpp freut sich: "Diese European Games haben gezeigt, dass ich nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen über vier absolute Topspielerinnen verfüge. Das ist für mich als Trainerin ein sehr komfortables Gefühl. Mal sehen, wie sich die Spielerinnen bis dahin weiter entwickeln, so dass wir bestens vorbereitet nach Tokio fahren uns unsere Chancen suchen können."
Mit Gold im Herren-Einzel für Timo Boll, Silber im Damen-Einzel für Han Ying, Gold im Mixed-Doppel für Patrick Franziska und Petrissa Solja sowie den beiden Goldmedaillen im Mannschaftswettbewerb gehen die zweiten European Games mit vier von fünf möglichen Goldmedaillen für das deutsche Team zu Ende.
Die Spiele der Deutschen in der Übersicht:
Damen-Finale
Deutschland - Rumänien 3:0
Shan Xiaona/Nina Mittelham - Elizabeta Samara/Daniela Dodean 3:2 (-9,4,6,-9,6)
Han Ying - Bernadette Szöcs 3:1 (-9,5,3,2)
Shan Xiaona - Daniela Dodean 3:1 (9,9,-10,7)
Herren-Finale
Deutschland - Schweden 3:0
Timo Boll/Patrick Franziska - Kristian Karlsson/Jon Persson 3:1 (9,7,-7,8)
Dimitrij Ovtcharov - Mattias Falck 3:1 (9,-10,5,7)
Patrick Franziska - Jon Persson 3:2 (-12,3,7,-9,9)
So waren die Halbfinalpartien gelaufen
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(DK)
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