Da fällt ihr glatt der Schläger aus der Hand. Liu Shiwen ist Weltmeisterin! (©Thomas)
27.04.2019 - Zweimal Silber, dreimal Bronze - es war Zeit für Liu Shiwens erste Goldmedaille. Im Halbfinale der WM in Budapest hatte sie schon die topgesetzte Titelverteidigerin Ding Ning aus dem Weg geräumt, im Endspiel schob sie sich dann auch an Chen Meng vorbei und sicherte sich verdient ihren ersten Einzeltitel bei Weltmeisterschaften. Eine weitere Goldmedaille ging im Herren-Doppel an China. Ma Long und Wang Chuqin ließen sich von Ovidiu Ionescu und Alvaro Robles im Finale nicht ärgern.
Nach dem letzten Punkt fiel all die Anspannung von ihr ab. Ihr Schläger fiel ihr aus der nach oben gestreckten Hand, die großen Emotionen zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Liu Shiwen hatte sich endlich ihren Traum vom Einzel-Gold bei Weltmeisterschaften erfüllt und wurde dafür vom Publikum in Budapest gefeiert. „Dies war meine sechste WM, mein drittes Einzelfinale“, zählte Liu auf. „Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Ich es habe mir verdient.“ Das wollte ihr niemand absprechen. Bis zum Viertelfinale hatte sie nicht einen Satz verloren, dann räumte sie nach der Japanerin Miyu Kato auch eine ihrer ärgsten Konkurrentinnen, Ding Ning, aus dem Weg. Im Endspiel wartete schließlich eine weitere Teamkameradin auf sie, Chen Meng, die Siegerin des chinesischen WM-Auswahlturniers „Marvellous 12“. Im Finale von Budapest konnten sich beide Kontrahentinnen phasenweise in Front spielen, so dass es lange ungewiss blieb, wer hier am Ende das Ruder in der Hand haben würde. Als Liu im fünften Satz beim Stand von 2:2 einen beeindruckenden 11:0-Durchmarsch hinlegte, kippte das Spiel allerdings in ihre Richtung. Chen stemmte sich noch einmal gegen die drohende Niederlage, konnte sie aber nicht mehr abwehren.
„Es ist wirklich schwer zu beschreiben, wie ich mich gerade fühle. Direkt nach dem Sieg hatte ich quasi ein Black out“, erzählte Liu. „Letztes Jahr war ich kurz davor aufzugeben, aber jetzt habe ich den Titel. Er kam spät, aber er kam. Ich danke ganz besonders meinem Coach Ma Lin, ohne ihn wäre ich nicht hier.“ Auch ihre Teamkameradin Chen Meng, für die es die erste Silbermedaille war, gönnte es Liu von Herzen. „2009 war Liu Shiwens erste WM, glaube ich, sie arbeitet also seit zehn Jahren auf diesen Moment hin“, erklärte Chen. „Während des Spiels habe ich einfach zu viel nachgedacht. Es war mein erstes Finale und ich muss noch viel lernen. Ich hoffe, dass ich die Meisterschaft nächstes Mal gewinne.“ Liu hingegen konnte gerade auf ihre mentale Stärke im Endspiel vertrauen. „Mein Erfolgsrezept war, dass ich das Finale möglichst entspannt angehen wollte“, verriet sie. „Es gab Momente, in denen ich daran gedacht habe, dass ich Weltmeisterin werden könnte, aber ich habe es mir sofort verboten, weiter daran zu denken, sondern wollte das Ganze entspannt angehen.“
Ma Long holt Doppel-Gold mit WM-Debütant Wang Chuqin
Auch im Herren-Doppel ging der Titel an China. Anders als im Damen-Einzel standen hier aber auch noch Kandidaten anderer Nationen zur Auswahl. Ovidiu Ionescu und Alvaro Robles hatten gestern Abend in einem harten Sieben-Satz-Kampf ihr Ticket fürs Endspiel ergattert und ihre sichere Silbermedaille gefeiert. Für die beiden war dies der erste Einzug in ein WM-Endspiel, Robles hatte sogar die erste WM-Medaille für Spanien überhaupt geholt. Mit der Erinnerung an die China Open 2018, als sie Ma Long/Xu Xin hatten schlagen können, gingen sie ins Endspiel, um ihre Chance zu nutzen. An das Tempo, das Ma Long und WM-Debütant Wang Chuqin vorlegten, mussten sich die beiden allerdings erst einmal gewöhnen. Die Chinesen dominierten das Spiel von Beginn an und verloren die Kontrolle nur in einem kurzen Moment im zweiten Satz, den das europäische Duo sogar gewinnen konnte. Danach machten Ma/Wang kurzen Prozess und sicherten China den nächsten Titel.
Robles und Ionescu nahmen ihre Niederlage entspannt hin und ließen sich die Freude über Silber davon nicht verderben. „Diese WM war ein großartiges Turnier“, fand Robles. „Ein Finale spielen zu dürfen, war eine unglaubliche Erfahrung für uns. Wir hatten heute sehr starke Gegner, sie haben die Situation kontrolliert. Ich werde mir jetzt nach der WM etwas Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden nehmen. Denn das ist ein sehr besonderer Moment für mich - und wer weiß, ob ich so etwas noch einmal erlebe.“ Auch seinem rumänischen Kollegen wird dieses Turnier wohl sein ganzes Leben lang in Erinnerung bleiben. „Als ich anfing, Tischtennis zu spielen, hatte ich den Traum, einmal eine WM-Medaille zu gewinnen“, erzählte Ionescu. „Dieser Traum ist jetzt wahr geworden und ich bin so stolz, mit meinem Freund im Finale gestanden zu haben. Es zeigt, dass man seine Träume verwirklichen kann, wenn man hart an etwas arbeitet.“ Im Fall des 18-jährigen Wang Chuqin hat es nicht so lange gedauert, um sich diesen Traum zu erfüllen. Er holte sich bei seiner ersten WM direkt Gold. Wem er dies zu verdanken hat, betonte er nach dem Spiel allerdings sehr deutlich: „Ich werde von dieser WM eine Menge mitnehmen, ich habe so viel von Ma Long gelernt. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, hat er mich ermutigt, mir geholfen und mich dazu gebracht, hier mein bestes Tischtennis zu spielen.“
Die Spiele im Überblick:
Damen-Einzel
Finale
Liu Shiwen CHN - Chen Meng CHN 4:2 (-9,7,7,-7,0,9)
Herren-Doppel
Finale
Ma Long/Wang Chuquin CHN - Ovidiu Ionescu ROU/Alvaro Robles ESP 4:1 (3,-8,7,3,5)
Alle Spiele, Ergebnisse und einen Livestream finden Sie auf der ITTF-Webseite!
(JS)
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