Shakehand zwischen Franziska und Duda nach dem Viertelfinale (©Gohlke)
22.09.2018 - Der vorletzte Wettkampftag bei dieser EM ist Geschichte: Nachdem es gestern aus deutscher Sicht kaum hätte besser laufen können – in allen Konkurrenzen wurde nur ein Spiel verloren – schieden heute in vier Konkurrenzen in jeweils zwei Runden einige DTTB-Asse aus. Am Finaltag werden im Herren-Einzel Timo Boll und Patrick Franziska vertreten sein, im Damen-Doppel im Finale Nina Mittelham und Kristin Lang.
Dass mindestens ein Deutscher im Herren-Einzel am Finaltag noch im Rennen sein würde, hatte schon nach den Achtelfinals am Nachmittag festgestanden. Denn dort hatte sich Patrick Franziska mit 4:1 gegen den Portugiesen Tiago Apolonia durchgesetzt, während Benedikt Duda den Schweden Jon Persson nach 2:3-Satzrückstand noch geschlagen hatte. Am Abend trafen Franziska und Duda dann direkt aufeinander. Der Saarbrücker Franziska sollte dabei in fünf Sätzen die Oberhand behalten. Beide sprachen im Anschluss davon, dass ihre Duelle immer stark vom Aufschlag-Rückschlag-Spiel geprägt seien. "Da war ich heute der Stärkere von uns beiden. Ich musste die Kontrolle übernehmen", erklärte Franziska. Duda fand: "Wir kennen uns in- und auswendig. Patrick hat sehr druckvoll gespielt und verdient gewonnen." Insgesamt zog der Bergneustädter, der in der zweiten Runde im Entscheidungssatz gegen den letztmaligen Finalisten Simon Gauzy am Freitag vier Matchbälle abgewehrt hatte und mit 12:10 ins Achtelfinale eingezogen war, für sich eine positive Turnierbilanz: "Gestern war ich kurz vor dem Ausscheiden. Ich bin sehr zufrieden, habe ein gutes Turnier gespielt, bin dankbar, dass ich hier dabei sein durfte."
Franziska unterdessen gelang es heute, nicht nur zum ersten Mal ein Europameisterschafts-Viertelfinale im Einzel zu erreichen, sondern das mit dem Sieg über Duda noch zu toppen und eine weitere Medaille zu gewinnen, nach der bronzenen im Mixed-Doppel gestern und der im Herren-Doppel heute – mehr dazu auf Seite zwei. "Das ist ein Riesenerfolg für mich. Drei Medaillen zu holen, hatte ich mir nicht ausgemalt. Ich hatte mir den Turnierplan vorher angeguckt und mir vorgenommen, mich vier Tage lang durchzubeißen."
"Wenn es darauf ankommt, ist Timo da"
Im Halbfinale bekommt Franziska es am Sonntag mit seinem Odenwälder Kumpel Timo Boll zu tun. Der behauptete sich im Achtelfinale zunächst gegen den Engländer Liam Pitchford und ließ dann dem Österreicher Daniel Habesohn wenig Chancen in vier Sätzen im Viertelfinale. "Ich habe präzise gespielt, mich endlich mal gut bewegt. Er kann besser spielen, ich habe auch schon gegen ihn verloren", so Boll. Mit Blick auf seine Leistungen in diesem Turnier – gestern hatte sich der 37-Jährige in Runde zwei nur knapp in der Verlängerung des Entscheidungssatzes gegen Can Akkuzu durchgesetzt – sagte der Rekordeuropameister: "Ich habe einen kleinen Sprung gemacht. Die Rückhand ist noch etwas unsicher, aber die Vorhand kommt schon ganz gut. Jetzt kann ich so langsam dagegenhalten, mal schauen, was ich machen kann morgen. Gegen Kollegen aus der Nationalmannschaft ist es natürlich immer schwer. Die kennen meine Aufschläge, da kann ich nicht zu einfachen Punkten kommen." Franziska zum direkten Duell: "Ich habe nur einmal gegen ihn gewonnen, das war in der Liga. Es wird verdammt schwer, ich muss am Limit spielen. Timo ist einfach Timo. Wenn es darauf ankommt, ist er da."
Achtelfinal-Aus für Ovtcharov und Walther
Im Achtelfinale hatten sich zuvor Dimitrij Ovtcharov und Ricardo Walther aus dem Turnier verabschieden müssen. Ovtcharov unterlag seinem Orenburger Mannschaftskollegen Vladimir Samsonov mit 2:4. Er erklärte im Anschluss: "Ich bin sehr traurig jetzt. Ich habe mich gut gefühlt und hatte gehofft, weit zu kommen in diesem Turnier. Heute hätte ich alle Chancen nutzen müssen, um zu gewinnen. Die Zuschauer haben vier Sätze lang gutes Tischtennis gesehen, danach ich bin etwas untergegangen. Vladi hat besser gespielt und verdient gewonnen." Für eine Achtelfinalpartie habe er ein schweres Los erwischt, aber es sei eben kein Wunschkonzert, so Ovtcharov weiter.
Walther wiederum hatte sich Marcos Freitas mit 1:4 geschlagen geben müssen. Einige vielversprechende Führungen verspielte der Grünwettersbacher im Laufe der Partie. "Wenn man diese Führungen nicht nutzt, hat man es auch nicht verdient, weiter zu kommen", lautete Walthers Fazit nach dem Spiel. "Ich habe phasenweise gut gespielt, phasenweise aber zu viele Fehler gemacht, das reicht dann einfach nicht."
Drei DTTB-Damen scheitern im Viertelfinale
Genau wie bei den Herren hatten auch bei den Damen drei DTTB-Asse das Viertelfinale erreicht. Alle drei mussten sich in der Runde der letzten Acht aber aus dem Turnier verabschieden. Der ukrainischen Qualifikantin Margaryta Pesotska musste Han Ying nach fünf Sätzen zum Sieg gratulieren. "Ich habe nicht die nötige Spannung gehabt. Sie hat gut gespielt, keine Fehler gemacht. Ich wiederum hätte mehr Geduld zeigen müssen. Aber manchmal bekommt man das einfach nicht hin", analysierte Han, im Achtelfinale Siegerin über Matilda Ekholm (4:0), nach der Partie. Auf verlorenem Posten war Sabine Winter gegen Katarzyna Grzybowska-Franc im Viertelfinale. Vier Sätze lang dominierte die Turnierüberraschung aus Polen das Spiel. So brachte es Winter, die im Achtelfinale die niederländische Abwehrspielerin Li Jie in sechs Sätzen niederrang, auf den Punkt: "Sie war zehn Klassen besser als ich, hatte auf alles eine Antwort. Sie hat einfach zu stark gespielt." Petrissa Solja wiederum unterlag nach ihrem souveränen 4:0-Achtelfinalerfolg über Gina Pota im Viertelfinale der an Position eins gesetzen Österreicherin Sofia Polcanova mit 1:4, sprach nachher davon, solide gespielt, aber Chancen zum 2:2-Ausgleich liegen gelassen zu haben und sehr enttäuscht zu sein.
In der Runde der letzten 16 hatte am Mittag Nina Mittelham das Aus ereilt gegen die Rumänin Bernadette Szöcs. "Sie hat sehr viele Punkte mit ihren Aufschlägen gemacht. Das wusste ich vorher. Ich bin trotzdem nicht ins Spiel reingekommen", fasste sie im Anschluss kurz und knapp zusammen.
Zum Bericht über die Doppel, allen Ergebnissen und Ansetzungen für Sonntag
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