International

Künftiges Weltranglistensystem: Ding aktuell nur auf Platz 19, Solja auf 73

Ding Ning wäre laut neuem Berechnungssystem der Weltrangliste aktuell nur auf Platz 19 zu finden (©Fabig)

08.11.2017 - Im Januar 2018 greift erstmals offiziell das neue Berechnungssystem der Weltrangliste. Abgesegnet wurde dieser Beschluss noch einmal bei einer Sitzung des ITTF-Exekutivkommitees im September in Halmstad. Ein erneuter Blick auf das nach dem neuen Berechnungssystem gültige Ranking, das zwar schon seit vielen Monaten einsehbar ist, aber erst 2018 Gültigkeit erlangt, zeigt: Die Weltrangliste dürfte ordentlich durcheinandergewirbelt werden.

Der größte Unterschied zum bisherigen System liegt darin, dass Spieler bei Niederlagen keine Punkte mehr verlieren können. Das neue Berechnungssystem basiert lediglich auf den Abschlussplatzierungen bei Turnieren und nicht auf Siegen oder Niederlagen gegen einzelne Spieler unterschiedlicher Spielstärke. Je nach Bedeutung eines Turniers und je nach Erreichen einer bestimmten Runde gibt es unterschiedlich viele Punkte zu gewinnen. Gewertet werden in einem Zeitraum von zwölf Monaten nur die acht besten Resultate bei Turnieren, einschließlich maximal eines kontinentalen Events – der Titelgewinn bei den Afrikameisterschaften bringt hier im Übrigen genau so viele Punkte wie der bei den Asien- oder Europameisterschaften. 

Ein gutes Beispiel für den Unterschied zum alten System, das die ITTF selbst sogar in einem Erklärvideo anführt, ist die Weltmeisterin und Olympiasiegerin Ding Ning. Zwar ist die 27-Jährige auch aus der aktuell gültigen Weltrangliste im November durch ihre viermonatige, verletzungsbedingte Abwesenheit von Turnieren 'herausgefallen', bei baldigem Wiedereinstieg wird sie laut Punktestand jedoch immerhin sofort auf Position zwei zu finden sein. Anders wäre das der Fall nach dem neuen Berechnungssystem. Danach wird die Chinesin in der Weltrangliste im November nur auf Position 19 geführt. Dies würde bei der Teilnahme an einem hochkarätig besetzten World Tour-Turnier im Folgemonat, wie es gerade die German Open beispielsweise sind, den Gang in die Qualifikation bedeuten.

Boll von 44 auf neun, Solja runter auf 73
Plätze gutgemacht hätte dagegen inzwischen wieder Timo Boll, der in einem ersten Entwurf der neuen Weltrangliste im März noch auf Rang 44 stand. Bis zum Ranking im November hätte sich der 36-Jährige, der nach dem derzeit gültigen System Weltranglistenvierter ist, immerhin schon auf Rang neun vorgekämpft, was angesichts jüngster Erfolge wie dem Erreichen des World-Cup-Finals nach Siegen gegen Ma Long und Lin Gaoyuan niedrig erscheint. Auch Petrissa Soljas Einstufung erscheint fragwürdig. Die 23-Jährige, die aktuell zwar ohnehin eine Wettkampfpause einlegt, wäre Weltranglisten-73. und nur Deutschlands Nummer vier hinter Shan Xiaona, Han Ying und Nina Mittelham.

Grund zur Freude hätten neben Mittelham, die statt auf Position 90 auf Position 62 der Weltrangliste rangieren würde, von den deutschen Spielern dagegen z.B. Dimitrij Ovtcharov, Ruwen Filus und Ricardo Walther. Ovtcharov wäre hinter Ma Long erstmals Weltranglistenzweiter, Filus mit Platz 16 erstmals in den Top 20 zu finden, genau wie Walther mit Position 20 – im derzeit gültigen Ranking liegt der Grünwettersbacher 'lediglich' auf Position 40.

WM-Viertelfinalist Harimoto in der U18-Rangliste nur auf Platz 29
Etwas gewöhnungsbedürftig wird darüber hinaus sein, dass in den Weltranglisten der verschiedenen Altersklassen nur die Spieler auftauchen, die auch in diesen Altersklassen Spiele bestritten haben. Der 14-jährige WM-Viertelfinalist von Düsseldorf, Tomokazu Harimoto, z.B. wird in der U15-Weltrangliste erst gar nicht geführt, weil er in dieser Altersklasse schon länger als zwölf Monate keinen Wettkampf mehr absolviert hat. In der U18-Weltrangliste ist der Japaner nur auf Platz 29 zu finden, DTTB-Ass Tobias Hippler dagegen beispielsweise auf Platz zwei.

Würde Harimoto bei einer Jugend-WM dann als eher niedrig gesetzter oder sogar ungesetzter Spieler an den Start gehen? Unwahrscheinlich, denn die nationale Verbände können sich, wenn die Akteure in ihren Altersklassen nicht regelmäßig spielen, für eine bessere Setzung ihrer Schützlinge starkmachen. Gleiches ist der Fall, wenn ein Spieler sechs Monate aufgrund einer Verletzung oder gesundheitlicher Probleme inaktiv war – oder eine Spielerin schwanger ist, wie beispielweise WM-Achtelfinalistin Kristin Lang, die laut neuem Berechnungssystem im November nur Weltranglisten-129. wäre. 

Hauptziel der ITTF: Sportliche Aufwertung der Turniere und dadurch größere finanzielle Mittel
Was sich die ITTF von einer Umstellung des Berechnungssystems verspricht? Die Weltrangliste soll dynamischer und durchschaubarer sein. Sie soll dazu führen, dass die Ergebnisse aus jüngster Vergangenheit an Bedeutung gewinnen und die Spieler wieder mehr Turniere spielen, es also zu einer Aufwertung dieser Veranstaltungen kommt. Das wiederum soll das Interesse der Sponsoren und der Medien an den Turnieren verstärken und höhere Preisgelder ermöglichen. Spieler aus allen Erdteilen sollen darüber hinaus in der Weltrangliste vertreten sein. 

Im März erläuterte der der damalige ITTF-Marketingdirektor und jetzige ITTF-Geschäftsführer Steve Dainton die Beweggründe: "Bei Turnieren müssen die besten Spieler mitspielen und die Mittel der ITTF müssen das gewährleisten. Momentan führt eines unserer wichtigsten Mittel, die Weltrangliste, nicht dazu, deshalb mussten wir an diesem Punkt ansetzen. Natürlich sind Veränderungen immer schwierig, aber wenn wir wollen, dass unser Produkt professioneller wird, dann ist es wichtig, etwas daran zu verändern."

Zu einem Erklärvideo zur künftigen Weltrangliste

Zur künftigen Erwachsenen-Weltrangliste, U21-Weltrangliste, U18-Weltrangliste, U15-Weltrangliste (nach Geschlecht und Monat zu filtern)

(DK)

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