Philipp Floritz plant, beim nächsten World Tour-Turnier für Bulgarien zu starten (©Roscher)
12.08.2015 - Thomas Keinath hat es gemacht, Amelie Solja auch und jetzt steht Philipp Floritz vor dem Schritt, dem Heimatland zumindest sportlich den Rücken zu kehren und bald für eine andere Nation an den Start zu gehen. In der ITTF-Datenbank steht bereits das Länderkürzel für Bulgarien hinter seinem Namen, für nächste Woche ist sein erster Einsatz bei den Bulgaria Open geplant. Startet er dann für Bulgarien, gibt es zumindest auf nationaler Ebene kein Zurück mehr.
Was tun, wenn die sportliche Perspektive im eigenen Land schlecht ist? Wenn die Konkurrenz zu stark ist, als dass man an ihr vorbeikäme und irgendwann sein Heimatland bei den großen internationalen Turnieren vertreten dürfte? Oder wenn man mit Trainern und Verband nicht mehr auf einer Wellenlänge ist? Ein Nationenwechsel ist im Sport nicht unüblich: Gewichtheber Matthias Steiner, Biathlet Michael Rösch oder der Basketballspieler Chris Kaman haben sich für diese Option entschieden, um nur ein paar Beispiele aus anderen Sportarten zu nennen. Im Tischtennis findet man viele gebürtige Chinesen, die inzwischen unter anderer Flagge spielen. Erst gestern konnten wir vermelden, dass Wang Xi die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt hat und damit auch als Nationalspieler für Deutschland startberechtigt ist. Aber auch in die andere Richtung hat es bereits Nationenwechsel gegeben, wie Thomas Keinath und Amelie Solja beweisen. Mit Philipp Floritz steht der nächste Kandidat bereit, der in der kommenden Woche voraussichtlich das erste Mal für den bulgarischen Verband bei einem World Tour-Turnier auflaufen wird.
Die bulgarische Staatsbürgerschaft hat der 23-Jährige zwar nicht, dennoch darf er auf der ITTF World Tour für diese Nation starten, sofern er über einen Wohnsitz in Bulgarien verfügt. Hat Floritz vor, Bulgarien auch bei Olympischen Spielen und Europameisterschaften zu vertreten, kommt er um den bulgarischen Pass aber nicht herum. Ob dieser schon beantragt ist, lässt der gebürtige Peißenberger laut dem tischtennis-Magazin aber offen. Der Hintergrund für seinen Schritt ist offensichtlich: „Die Konkurrenz in der deutschen Nationalmannschaft ist unglaublich stark, vergleichbar ist die Situation wohl nur bei den Chinesen und Japanern“, wird Floritz zitiert. „In Bulgarien wäre ich die Nummer eins.“
Sein letztes World Tour-Turnier für den DTTB waren die German Open Mitte März, bei denen er über die Vorrunde allerdings nicht hinauskam. Startet er kommende Woche bei den Bulgaria Open für einen anderen Verband, ist er für nationale Wettbewerbe wie die Deutschen Meisterschaften nicht mehr startberechtigt. Im Ligabetrieb wird Floritz weiterhin für den Regionalliga-Aufsteiger TSV Ansbach starten, zu dem er 2014 nach seinen Engagements beim SV Plüderhausen und TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell in der TTBL überraschend gewechselt war.
(JS)
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