28.02.2025 - In Schweden hängt aktuell der Haussegen schief. Wie schwedische Medien berichten, schwelt seit Monaten ein Konflikt zwischen Truls Moregardh und dem schwedischen Verband, der sich um den Einsatz von persönlichen Coaches bei wichtigen internationalen Turnieren und die Platzierung von privaten Sponsoren auf dem Nationaltrikot dreht. Der Verband äußerte sich nun in einer langen Erklärung auf seiner Webseite und hofft, den Streit gemeinsam beilegen zu können.
Truls Moregardh ist einer der wichtigsten Protagonisten der schwedischen Erfolgsstory im Tischtennissport der vergangenen Jahre. Angefangen mit seinem zweiten Platz im Einzel bei der WM 2021 in Houston und aufgehört mit seinen zwei Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen in Paris. Dennoch herrscht aktuell dicke Luft zwischen dem Weltranglistensiebten und dem schwedischen Verband. Der Kern des Konflikts: Wer darf Moregardh bei großen internationalen Turnieren coachen und wie wird das finanziert? Der 23-Jährige will seinen Bruder Malte, der täglich mit ihm arbeite und ihn am besten kenne, als Coach an seiner Seite haben - und nicht den Nationaltrainer. „Tischtennis auf einem Weltklasse-Niveau zu spielen, hat viel damit zu tun, sich sicher zu fühlen“, erklärt er gegenüber dem schwedischen Sender SVT. Ein allgemeines Verbot, private Coaches zu haben, gibt es in Schweden zwar nicht, dann muss man aber auch selbst für die Kosten aufkommen. Dies hat Moregardh wohl bislang mit den Erlösen finanziert, die er durch die Platzierung privater Sponsoren auf dem Nationaltrikot verdient hat. Diese Stelle will der Verband nun aber selbst nutzen.
Drohung bezüglich EM-Teilnahme?
Der Konflikt hat dabei schon verschiedene Wendungen genommen. Im vergangenen Jahr hatte der schwedische Verband die Möglichkeit für die Spieler, private Sponsoren auf dem Nationaltrikot zu platzieren und damit Einnahmen zu erzielen, zurückgenommen. Truls Moregardh weigerte sich eine Zeit lang, die entsprechende Vereinbarung zu unterschreiben, was vor der Europameisterschaft in Linz im Oktober eskalierte. Vater Carl Moregardh spricht gegenüber der Zeitung Expressen von einer Drohung vonseiten des Verbands, dass Truls unterschreiben solle oder nicht zur EM fahren werde. Der Verband hält in einer langen Stellungnahme auf seiner Webseite dagegen, dass er sicherstellen musste, „dass alle Nationalspieler während der Meisterschaft im Trikot der schwedischen Nationalmannschaft spielen würden“. In der letzten Nachricht an Moregardh sei lediglich festgestellt worden, dass man, wenn dieser keine Bestätigung abgebe, dass er im schwedischen Nationaltrikot spielen werde, davon ausgehe, dass er Schweden nicht bei der EM vertreten wolle. „Aus diesem Grund sind wir nicht der Meinung, dass wir einen Spieler sperren wollten. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, bei der Europameisterschaft im Trikot der schwedischen Nationalmannschaft zu spielen.“ Am Ende unterschrieb Moregardh und gewann in Linz zwei Bronzemedaillen.
Beim Singapore Smash Anfang Februar flammte der Konflikt dann wieder auf, als Moregardh seinen Vater Carl auf seiner Bank sitzen haben wollte, was der Verband laut Vater Moregardh wenige Stunden vor Spielbeginn ablehnte. Der Verband hält in seiner Stellungnahme dagegen, dass er dies nicht prinzipiell verboten habe. Man habe gegenüber Truls Moregardh nur den Wunsch geäußert, dass ihn der Nationaltrainer, der auch vor Ort war, coache. Im Gespräch habe man sich darauf geeinigt, dass Carl Moregardh seinen Sohn beim Europe Top 16 Cup betreuen werde und dass man später einen langfristigeren Plan ausarbeiten wolle, bei welchen Turnieren ein anderer Coach als der vom Verband eingesetzte auf der Bank sitzen solle. Das Thema landete in der Presse und der Verband antwortete mit besagter Stellungnahme.
Gemeinsame Lösung erwünscht
Hierin betonen die Verantwortlichen auch noch einmal, dass man Moregardhs Wunsch nach einem privaten Trainer vollkommen verstehe, aber auch feststelle, dass alle Meisterschaftsmedaillen, die Schweden in den vergangenen Jahren gewonnen hat, mit der Unterstützung von Trainern errungen worden seien, die der Verband ernannt hatte. Malte Moregardh habe seit Anfang 2023 die Erlaubnis, als persönlicher Coach zu internationalen Turnieren mitzureisen. „Doch von dieser Möglichkeit wurde im Lauf von zwei Jahren nur einmal Gebrauch gemacht.“ Der Verband bedauere die Angelegenheit, stellte aber auch klar, dass es sein Recht sei, den Bereich auf dem Trikot wieder zurückzufordern. Die Verantwortlichen strecken in ihrer Erklärung die Hand aus, um den Konflikt gemeinsam zu lösen. Man wolle allen Spielerinnen oder Spielern, „egal, ob sie Linda, Anton, Anja oder Truls heißen“, zuhören, sich auf einer gemeinsamen Ebene treffen, auf der auch der Einzelne seinen Platz hat, und zusammen einen Weg nach vorne finden.
(JS)
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