Paralympics 2024

Nach Gold in Paris: Mikolaschek zurück im Alltag

Sandra Mikolaschek war mit ihrer Goldmedaille die erfolgreichste Para-Tischtennisspielerin in Paris. (©ITTF)

14.09.2024 - Im Vorfeld der Paralympischen Spiele hatte Volker Ziegler noch gesagt, dass es schwieriger werden würde als in Tokio. Am Ende reisten der Bundestrainer und sein Team mit fünf Medaillen im Gepäck zurück nach Deutschland - die goldene von Sandra Mikolaschek stach besonders heraus. Doch auch abseits der Medaillengewinner gab es zufriedene Gesichter - etwa bei Jana Spegel nach ihrem erfolgreichen Paralympics-Debüt. Einer der wenigen Wermutstropfen: Valentin Baus muss die Enttäuschung über sein Viertelfinal-Aus noch verarbeiten.

Rund eine Woche nach der letzten Medaillenvergabe bei den Paralympics 2024 in Paris blickt Bundestrainer Volker Ziegler zufrieden zurück und spricht dabei unter anderem die Stimmung an. "Wir haben herausragende Paralympics erlebt." Wie schon zuvor bei den Olympischen Spielen legten die französischen Fans eine enorme Begeisterung an den Tag und feierten die Athleten und Athletinnen lautstark. "Es war gerade nach Tokio unheimlich schön, wieder eine volle Halle zu haben. Das war sicherlich für alle ein Erlebnis und wir scheinen damit gut klar gekommen zu sein", so Ziegler.

Doch es war nicht nur die Atmosphäre, die seine Mannschaft genießen konnte. Mit fünf Medaillen konnte sie das Ergebnis aus Tokio wiederholen und dabei eine Silbermedaille mehr statt einer bronzenen gewinnen - und das obwohl Ziegler im Vorfeld noch sagte, "dass es schwieriger wird als in Tokio". Doch Sandra Mikolaschek (Gold), Tom Schmidberger (Silber), Juliane Wolf (Bronze) und die Doppel Schmidberger/Valtentin Baus (Silber) und Juliane Wolf/Stephanie Grebe (Silber) lehrten ihn eines Besseren. Grund für den verhaltenen Optimismus waren Änderungen im System. So wurde in Paris erstmals das Doppel statt ein Teamwettbewerb ausgetragen - etwas, was vor allem der chinesischen Mannschaft in die Karten spielte.

Jana Spegel gibt erfolgreiches Paralympics-Debüt

Nach den Wettkämpfen sah sich Ziegler zumindest in letztem Punkt bestätigt: "Die Chinesen haben im Doppel und Mixed abgeräumt, aber im Einzel geschwächelt." Doch auch seine eigenen Spielerinnen und Spieler konnten mit den Änderungen unerwartet gut umgehen. "Wir sind damit offenkundig besser zurecht gekommen, als andere europäische Nationen. Normalerweise sind England und Frankreich noch vor uns, diesmal allerdings nicht."

Neuland waren die Paralympics im Gesamten für Jana Spegel. Sie war die einzige Debütantin im deutschen Tischtennis-Team. In nur vier Jahren spielte sie sich vom Schulhofsport zum größten Multisport-Event. "Dafür dass sie bei den Paralympischen Spielen noch ein Greenhorn ist, hat sie das schon sehr abgeklärt ung gut gemacht", zeigt sich Ziegler zufrieden. Ihr Achtelfinale gewann Spegel deutlich mit 3:0 gegen die Ägypterin Ola Soliman, ehe sie im Viertelfinale gegen die Weltranglistenerste Seo Su Yeon ausschied.

Valentin Baus schied bereits im Viertelfinale aus

Einer der wenigen Wermutstropfen beim ansonsten so erfolgreichen Abschneiden der deutschen Mannschaft dürfte wohl das frühe Ausscheiden von Valentin Baus, Paralympicssieger von 2021, sein. Er verlor bereits sein Viertelfinale mit 2:3 gegen den Türken Ali Ötztürk. "Er ist ja nicht gegen Laufkundschaft ausgeschieden, sondern immerhin gegen den Vizeweltmeister", ordnet Ziegler ein. Zuvor hatte Baus quasi sämtliche Turniere gewonnen, die es zu gewinnen gab. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung, auch wenn Baus selbst im Vorfeld der Spiele sagte, er sei vielleicht einen Tick entspannter als in Tokio. "Valle ist auch nur ein Mensch. Deshalb ist das ein Ergebnis, das im Tischtennis, wo es um Milimeter geht, vorkommen kann", so Ziegler. Er brauche jetzt ein bisschen Zeit, um das zu verarbeiten. "Aber er kommt wieder auf die Beine und kommt stärker zurück."

Sandra Mikolaschek vergoldet das erfolgreiche Abschneiden

Als die Paralympischen Spiele bereits voll auf der Zielgeraden waren, schlug noch einmal die Stunde der deutschen Tischtennismannschaft. Sandra Mikolaschek holte nicht nur ihre erste paralympische Medaille, sondern gleich den Titel - das Highlight zum Abschluss der Wettkämpfe. "Was sie da gespielt hat, war absolute Tischtennis-Kunst", schwärmt Ziegler. "Sie hat gerade in den knappen Situationen die richtigen Entscheidungen getroffen und ist im Hexenkessel cool geblieben. Hut ab, gerade vor dieser mentalen Leistung." Im Viertelfinale schlug sie die Französin Flora Vautier, die vor heimischer Kulisse lautstark unterstützt wurde. Im Halbfinale gewann sie gegen Gu Xiaodan aus China und im Finale gegen die physisch starke Weltranglistenerste Borislava Peric-Rankovic.

"Jetzt muss sie mit dem Erfolg umgehen lernen. Das ist fast genau so schwierig. Auf einmal steht sie im Mittelpunkt und die Erwartungshaltung steigt", blickt Ziegler voraus. Dass er Mikolaschek nun davor bewahren muss, abzuheben, glaubt er indes nicht. Und auch die 27-Jährige selbst erzählt von ihrer Rückkehr in den Alltag: "Es ging schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn man zurück in die eigene Wohnung kommt, kommt der Alltag schnell wieder. Ich muss wieder selbst die Wäsche waschen und Essen kochen."

Nach dem größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere hat die Düsseldorferin noch etwas Zeit, sich zu erholen - ähnlich wie die anderen Sportlerinnen und Sportler. "Ich habe allen gesagt, dass ich sie erstmal in Ruhe lasse", sagt Ziegler. Bei Bedarf stünde er aber zur Verfügung. "Ich glaube, sie brauchen erstmal die Pause. Sie haben unheimlich viel Energie gelassen und müssen erstmal wieder im Alltag ankommen." Und sollte der Alltag noch zu trist und grau sein, bleibt allen gemeinsam die Erinnerung an erfolgreiche Paralympische Spiele in Paris.

(AT)

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