Buntes

Boll über Abschied - Borussia vor einer "Zeitenwende"

Baldiger Abschied: Timo Boll wird immer seltener im Trikot von Borussia Düsseldorf zu sehen sein. (©Gohlke)

22.08.2024 - Mit dem Heimspiel gegen den ASV Grünwettersbach beginnt am Sonntag nicht nur die neue TTBL-Saison, sondern auch die letzte Spielzeit von Timo Boll. Nach dem internationalen Karriereende in Paris endet im kommenden Jahr auch die Vereinslaufbahn des 43-Jährigen. Im Rahmen der Saison-Pressekonferenz von Borussia Düsseldorf hat sich der Rekordeuropameister zu seiner bevorstehenden Abschiedstournee geäußert. Borussia-Manager Andreas Preuß plant schon für eine neue Ära.

Timo Boll über seinen letzten internationalen Ballwechsel gegen seinen Vereinskollegen Anton Källberg im verlorenen Team-Viertelfinale bei den Olympischen Spielen: „Anton hat einen guten Topspin gezogen. Ich habe versucht, mit der Vorhand gegenzuziehen und schon gespürt, dass das vermutlich mein letzter internationaler Schlag wird. Es sollte so sein. Schweden war einfach sehr stark. Klar hätte man sich ein schöneres Ende in der Nationalmannschaft gewünscht. Aber es wird international immer schwieriger. Die anderen Nationen haben uns teilweise überholt. Deswegen sind die Jungs jetzt in der Jägerposition. Das werde ich mir demnächst mit viel Interesse und in Ruhe von zuhause anschauen. Es war schön, noch mal dabei gewesen zu sein."

… die vielen emotionalen Momente in Paris: „Die Sprechchöre nach dem Spiel wird man nie vergessen, auch wenn die Enttäuschung über das Ausscheiden groß war. Bei Olympia geht man immer davon aus, dass kein tischtennisspezifisches Publikum in der Halle sitzt, sondern eher so ein Mix. Die Zuneigung gegenüber meiner Karriere hat mich dann doch sehr überrascht und überwältigt. Da war man von den Gefühlen etwas überrannt.“ 

… die Zeit nach den Olympischen Spielen: „Ich hatte sehr viele Medientermine und abends im deutschen Haus noch eine schöne Verabschiedung. Dadurch konnte man die Enttäuschung etwas abschütteln. Ich war noch mit den Jungs auf meine Einladung hin in Paris unterwegs. Es war ein schöner, gemütlicher Abend und wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Die Jungs sind über die Jahre schon ein kleiner Teil meiner Familie geworden. Da ist man schon etwas wehmütig.“

… seine Ziele für seine letzte Saison mit Borussia Düsseldorf: „Es hat sich nichts geändert. Wir wollen möglichst den einen oder anderen Titel einheimsen. Den Anspruch hat der Verein und den habe auch ich, solange ich noch dabei bin. Ich freue mich auf die Saison. Gerade auswärts wird sehr viel los sein. Die Liga ist stark geworden. Einige Vereine haben ganz schön aufgerüstet. Das wird auch sportlich interessant und spannend.“

… seine Gedanken mit Blick auf ,das letzte Mal‘ im Frühjahr: „Ich bin selbst gespannt, wie sich der Abschied anfühlen wird. Es wird sicher auch ein bisschen anstrengend und nicht so einfach, jedes Mal so ein Gefühlschaos zu durchleben. Als Mann weint man nicht so gerne in der Öffentlichkeit. Das ist immer ein ziemlich großer Kampf. Auf der anderen Seite wird es auch schön, den Zuspruch noch mal zu genießen. Aus der Sicht wird es eine schöne Saison, zumal ich noch viele Spiele machen werde.“

… seine geänderte Trainingsroutine durch das internationale Karriereende: „Ich muss schon zusehen, auf meine Einheiten zu kommen und mich fitzuhalten. Es wird viele Blöcke geben, wo niemand da ist. Dann muss ich das Training selbst organisieren. Ich hoffe, dass ich das einigermaßen hinbekomme.“ 

Borussias Präsident Marcel Piwolinski verglich den baldigen Abschied mit einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt: „Jeder wusste, dass der Tag irgendwann kommt. Man will es nicht wahrhaben, aber es ist unvermeidlich.“

Manager Andreas Preuß spricht über die Zeit nach Timo Boll: „Die Mannschaft wird es in dieser Saison besonders wollen, um Timo einen guten Abschied zu bereiten. Wir freuen uns auf seine letzten Spiele und sprechen von einer Zeitenwende, wie man sie aus der Politik kennt. Es gibt in absehbarer Zeit nicht den nächsten Timo Boll. Wir stehen vor einer riesengroßen Herausforderung. Natürlich laufen die Gedankenspiele für die zukünftigen Personalplanungen schon länger. Dang, Anton und Danny haben Vertrag. Alles andere ist völlig offen. Wir wollen eine Mannschaft bauen, die einen deutschen Kern hat, konkurrenzfähig ist, Endspiele erreichen und gewinnen kann - und Spieler mit Perspektive, die sich mit dem Verein identifizieren und bei den nächsten Olympischen Spielen erfolgreich sind. Das ist unsere Philosophie und ein großer Spagat. Daran arbeiten wir jetzt schon. Es gab die Ära Wosik, Douglas, Roßkopf, Fetzner und Boll. Das spiegelt man natürlich auch und es wird weitergehen. Aber es gibt nur einen Timo Boll." 

(FKT)

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