19.07.2024 - 42 Tage vor der Eröffnung der Paralympischen Spiele in Paris hat am Mittwoch im Deutschen-Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf erstmals der Para-Tischtennis-Medientag stattgefunden. Wir haben die Möglichkeit für ein exklusives Interview mit Valentin Baus genutzt. Der Rollstuhlspieler mit der erblich bedingten Glasknochenkrankheit gewann 2021 in Tokio die Goldmedaille und möchte diese in Frankreich verteidigen. Wie das gelingen soll, hat uns der 28-Jährige verraten.
myTischtennis.de: Valentin Baus, zunächst sind ab der nächsten Woche alle Augen auf die Olympioniken gerichtet. Doch auch der Countdown für die Paralympics läuft. Wie groß ist die Vorfreude und wie sieht deine Form aus?
Valentin Baus: Bis jetzt ist sie sehr gut. Es geht stetig aufwärts, gibt natürlich immer noch Kleinigkeiten, an denen man noch arbeiten muss, um in Paris in Topform zu sein. Ich habe noch ein bisschen Zeit und bin guter Dinge. Auch wenn es jetzt schon meine dritten Spiele sind, freue ich mich extrem und kann es kaum abwarten.
myTischtennis.de: Der vorletzte Lehrgang ist vorüber, einer steht bis Paris noch auf dem Programm. Worauf kommt es im Endspurt der Vorbereitung noch an?
Valentin Baus: Man geht im Training einfach noch disziplinierter und fokussierter an den Tisch, um die letzten paar Prozente herauszukitzeln. Die Intensität ist noch höher als vor einer EM oder WM. Man gibt noch mehr Gas und schenkt keinen Ball ab. Es gibt einfach kein vergleichbares Event.
myTischtennis.de: Bei der EM im September hast du deinen Titel verteidigt, im November 2022 konntest du dich zum Weltmeister krönen. Wie blickst du auf dein bisheriges, sportliches Jahr 2024 zurück?
Valentin Baus: Wir sind zum achten Mal in Folge deutscher Meister in der Rollstuhl-Bundesliga geworden. Ich hatte abgesehen von ein paar Wehwehchen keine größeren Verletzungen und habe absichtlich nur zwei internationale Turniere gespielt. Einmal habe ich im Finale verloren, einmal gewonnen. Es hatte sich zeitlich nicht angeboten und ich musste aufgrund meiner führenden Weltranglistenposition nicht viel spielen. So konnte ich das Hauptaugenmerk früh auf die Vorbereitung legen.
myTischtennis.de: 2021 in Tokio waren die Einschränkungen in der Corona-Pandemie hoch – für euch besonders. Wie sehr könnt ihr die Spiele in Paris nun genießen?
Valentin Baus: Wir waren damals froh, dass die Paralympics überhaupt stattgefunden haben. Wir werden es auf jeden Fall genießen, in einer hoffentlich vollen Halle zu spielen. Es wird etwas anders, aber auch schöner. Da ich relativ früh mit dem Einzel durch sein werde, habe ich noch Zeit. Im Dorf kommt man dann auch mit den anderen bekannten Para-Sportlern wie Markus Rehm oder Niko Kappel ins Gespräch.
myTischtennis.de: Die Aufmerksamkeit wird wesentlich höher sein als sonst. Wie gehst du die Mission als amtierender Paralympicssieger an? Bist du dem Druck des Gejagten gewachsen?
Valentin Baus: Klar ist es jetzt eine andere Situation für mich. Aber ich bin genauso heiß wie vor drei Jahren und möchte auf jeden Fall gewinnen. Vielleicht bin ich sogar einen Tick entspannter. Die Leute erwarten sehr viel von mir. Aber es ist nicht so, dass mich das sehr unter Druck setzt. Das ist überhaupt kein Problem für mich.
myTischtennis.de: Der Norweger Tommy Urhaug und dein chinesischer Finalgegner Cao Ningning werden auch in diesem Jahr die größten Konkurrenten um Gold sein, oder?
Valentin Baus: Genau. Die Konkurrenz ist gleichgeblieben. Ein jüngerer Chinese ist in der Zwischenzeit noch dazugekommen und möchte sicher auch ein Wort um die Medaillen mitreden.
myTischtennis.de: Vor drei Jahren hast du nur im Einzel gespielt. Statt dem Teamwettbewerb wird von nun an Doppel und Mixed gespielt. Was hältst du davon?
Valentin Baus: Ich finde es gut. Diesmal werde ich alle drei Wettbewerbe spielen. Der Teamwettbewerb war damals klassenintern und ich hatte keinen Partner. Jetzt greife ich im Doppel mit Tom [Schmidberger; Anm. d. Red.] an.
myTischtennis.de: Hast du gewisse Rituale vor wichtigen Spielen?
Valentin Baus: Ich trinke auf jeden Fall morgens eine Tasse Kaffee und gehe vor dem Spiel noch mal auf Toilette (lacht). Ansonsten hat man seine Routinen beim Einspielen.
myTischtennis.de: In unserem letzten Gespräch im Herbst 2019 hast du nebenher noch studiert und auch im Regel-Amateurtischtennis deine Einsätze gehabt. Wie ist der aktuelle Stand?
Valentin Baus: Das ist seltener geworden, ich habe in der Hinrunde zweimal in der NRW-Liga gespielt. Damals habe ich noch Wirtschaftsingenieurwesen in Bochum studiert. Mittlerweile bin ich im Bachelor Business Administration hier in Düsseldorf eingeschrieben. Für das Semester bin ich beurlaubt und würde gerne zwischen Paris und Los Angeles 2028 fertig werden. Danach schauen wir weiter.
Die nun feststehende Nominierungsliste und einen Ausblick von Para-Bundestrainer Volker Ziegler finden Sie auf der zweiten Seite des Artikels.
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