Buntes

Nach Sperre: Kanak Jhas steiniger Weg zurück

Im Freudentaumel: Kanak Jha und sein Coach Jörg Bitzigeio nach dem Feeder-Triumph in Düsseldorf. (©Fabig)

18.04.2024 - Das WTT Feeder in Düsseldorf war erst das zweite internationale Turnier, das Kanak Jha nach seiner 15-monatigen Dopingsperre gespielt hat. Mit dem Gewinn der Goldmedaille im DTTZ hat der US-Amerikaner gleich mal ein Ausrufezeichen gesetzt. Wie der 23-jährige Neuzugang des TTC Schwalbe Bergneustadt die lange Zwangspause genutzt hat, was ihm mit Blick auf Olympia Mut macht und wie sein Trainer Jörg Bitzigeio Jhas Zukunft einschätzt, lesen Sie hier.

Nach dem verwandelten Matchball im Finale des WTT Feeders in Düsseldorf gegen den Südkoreaner An Jaehyun gab es für Kanak Jha am vergangenen Freitag kein Halten mehr. Es dauerte nicht lange, bis Trainer Jörg Bitzigeio seinem Schützling um den Hals fiel. In der Staufenhalle im DTTZ war zu spüren, welchen Stellenwert dieser Erfolg für den US-Amerikaner hatte. Wegen versäumter Dopingtests und einer 15-monatigen Sperre war es für den Bundesligaspieler erst das zweite WTT-Turnier seit dem Champions in Macau im Oktober 2022. Das Comeback auf der großen Bühne hätte für Jha, der mit einem Mix aus Freude und Erleichterung auf seinen Triumph reagierte, nicht besser laufen können. „Der Druck vor dem Finale war sehr groß. Ich habe in meiner Karriere noch nicht viele Gelegenheiten gehabt, in einem WTT-Finale zu spielen, also habe ich mir selbst viel Druck gemacht, es zu gewinnen“, sagte Jha.

Mit gemischten Gefühlen war der 23-Jährige die Reise in die NRW-Landeshauptstadt angetreten. Nach der langen Wettkampfpause und dem Zweitrunden-Aus beim Feeder in Otocec zwei Wochen zuvor waren die Erwartungen nicht allzu groß. „Es war ein langsamer Start ins Turnier für mich, ich habe mich von Runde zu Runde gesteigert. Mit jedem Spiel habe ich mich wohler und besser gefühlt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich gewinne.“ Der Panamerika-Mannschaftsmeister von 2019 war im Januar 2023 noch 19. der Weltrangliste, rutschte durch die fehlenden Ergebnisse sogar aus den Top 500 und machte durch seinen Sieg in Deutschland einen satten Sprung zurück auf Rang 139. Jha übte sich in Bescheidenheit. Er wisse, dass sein Niveau nach wie vor sehr hoch sei. „Ich bin in der Lage, jeden zu schlagen, aber gleichzeitig habe ich meine Erwartungen sehr niedrig gehalten.“

Mit hartem Training zur dritten Olympia-Teilnahme

Gemeinsam mit seinem Privatcoach Jörg Bitzigeio hat sich der beste Spieler der Vereinigten Staaten von Amerika der schwierigen Situation nach seinem Vergehen gestellt. Beide haben die Zwangspause genutzt und intensiv auf die Rückkehr hingearbeitet. Dass der Neu-Bergneustädter seine steigende mentale und physische Form aus der Trainingshalle so schnell an den Tisch bringt, kam für Bitzigeio weniger überraschend. „Er ist einfach ein gefährlicher Spieler. Ich glaube nicht, dass er vom Niveau von vor seiner Sperre etwas verloren hat, sondern eher noch etwas draufgepackt hat“, so der frühere Damen-Bundestrainer. Die „schwierige Zeit“ habe sich Jha selbst eingebrockt. „Aber das ist Vergangenheit. So spielt das Leben. Wir alle machen Fehler und akzeptieren sie.“ Bitzigeio blieb an Jhas Seite und trieb die Entwicklung zurück zu alter Stärke mit voran. 

Statt von einem ,Karriere-Killer‘ zu sprechen, geht der Blick stetig nach vorne. „Jedes Turnier hilft da. Er will zeigen, dass er Kanak Jha ist und nicht irgendjemand, der Tischtennis verlernt hat. Das hat er mit Sicherheit nicht. Er ist ein junger, hochmotivierter Kerl, der seinen Weg im Ranking zurückfinden wird. Davon bin ich überzeugt. Das ist für mich nur eine Frage der Zeit“, sagt Bitzigeio, der einige Jahre in den USA lebte. Der Feeder-Triumph soll für Kanak Jha erst der Anfang gewesen sein. Derzeit arbeitet der 23-Jährige darauf hin, sich seinen „großen Traum“ von der dritten Olympia-Teilnahme zu erfüllen. Der erste Schritt ist mit den überstandenen US-Trials Ende März bereits geschafft. Mitte Mai steht die entscheidende, kontinentale Qualifikation in Peru an. „Ich bin stolz, optimistisch und glaube daran, die große Herausforderung bei den Panamerican Trials zu bewältigen“, sagt Jha, der durch die fehlende Unterstützung des Verbands sogar eine Spendenkampagne gestartet hat. 

Sinnvoller Vereinswechsel nach Bergneustadt

Und auch in Deutschland hat der 1,72 Meter große Rechtshänder noch einiges vor. Nach seinen Stationen in Herne, Mainz, Grenzau und Ochsenhausen feierte Kanak Jha am 18. März sein Debüt im TTBL-Trikot des TTC Schwalbe Bergneustadt. Die Vorfreude auf weitere gemeinsame Auftritte mit Benedikt Duda und Co. ist groß. Im Hauptrunden-Endspurt haben die Schwalben die Play-offs noch im Blick. „Als ich das erste Mal dort gespielt habe, habe ich schon gemerkt, dass es ein cooler, familiärer Klub ist, der jetzt sehr gut zu mir passt,“ schwärmt der US-Amerikaner. Und auch Bitzigeio hält den Tapetenwechsel für richtig. „Wir können froh sein, dass ihm das Vertrauen geschenkt wurde. Es könnte gut passen.“

Seinen Haupttrainingsstandort hat Kanak Jha weiterhin in der Zugbrückenhalle in Grenzau. Nach dem Turniersieg in Düsseldorf haben sich der 23-Jährige, Bitzigeio sowie der englische Nationalspieler Tom Jarvis mit einem gemeinsamen Essen belohnt. Mit dem großen Rückhalt und der Unterstützung seines Trainers könnte Kanak Jha schon früher wieder zur Weltspitze gehören, als es ihm viele zugetraut haben.

(FKT)

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