Buntes

Schmidberger: "In Paris definitiv wieder bereit"

Europameister Thomas Schmidberger kehrte mit einem guten Gefühl aus Sheffield zurück (©Doesseler/DBS)

14.09.2023 - Zwei Wettbewerbe, zwei Titel - mit dieser Bilanz kehrte Thomas Schmidberger von der Para-EM in Sheffield zurück. Im Interview mit myTischtennis.de erzählt der Europameister, wie er seine Chancen einschätzt, auch bei den Paralympics 2024 in Paris abzuräumen, ob er seinen Dauerrivalen Feng Panfeng aus China bis dahin noch einmal sehen wird und wie es ihm gefällt, nun Doppel mit Valentin Baus - statt im Team mit Thomas Brüchle - zu spielen.

myTischtennis.de: Du bist bei der Para-EM in Sheffield in zwei Wettbewerben angetreten und hast in beiden Konkurrenzen Gold geholt. Mit welchem Gefühl bist du aus Sheffield zurückgekehrt?

Thomas Schmidberger: Mit einem positiven. Wir hatten es uns vorher als Ziel gesetzt, in beiden Wettbewerben vorne mitzuspielen. Wenn dabei dann sogar zwei Titel herausspringen, ist das natürlich umso schöner. Das fühlt sich einfach richtig gut an - und man kann es auch genießen.

myTischtennis.de: Die einzige brenzlige Situation im gesamten Turnier ergab sich im Einzel-Halbfinale, als du gegen den Iren Colin Judge mit 1:2 zurücklagst. Hattest du da kurz Sorge, dass es mit der Titelverteidigung doch nicht klappen könnte? 

Thomas Schmidberger: Das klingt vielleicht doof, aber es hat sich für mich nie so angefühlt, dass ich das Spiel verlieren könnte. Auch in der Satzpause, als ich 1:2 zurücklag, habe ich meinem Trainer gesagt, dass er sich keine Sorgen machen muss, dass ich immer noch ein gutes Gefühl habe und weiß, was ich jetzt zu tun habe. Am Ende habe ich dann Gott sei Dank Recht behalten.

myTischtennis.de: Bundestrainer Volker Ziegler hatte erwähnt, dass die EM in Sachen Organisation herausfordernd gewesen sei. Wie hast du als Spieler das Turnier in dieser Hinsicht erlebt?

Thomas Schmidberger: Natürlich kriegt man es schon auch mit, wenn nicht alles hundertprozentig funktioniert. Um ein Beispiel zu nennen, waren die Shuttle-Zeiten sehr ungünstig gelegt worden, so dass man sehr lange Wartezeiten hatte oder es sich oft gar nicht gelohnt hat, noch mal ins Hotel zu fahren, um Kraft zu tanken. Oder es fing abends um 20 Uhr die letzte Runde an, aber um 20 Uhr fuhr auch der letzte Shuttle ins Hotel. Als Spieler muss man so was dann ausblenden und sich auf das Wesentliche fokussieren. Und das hat dank unserer Trainer und Betreuer, die genau wissen, was wir brauchen, hervorragend geklappt. Der Störfaktor war für uns gering.

myTischtennis.de: Mit dem EM-Titel im Einzel hast du auch einen direkten Startplatz für die Paralympics 2024 in Paris gewonnen. Was bedeutet dir das? Oder ist die Quali für die Paralympics sowieso nur Formsache, wenn man Weltranglistenerster ist?

Thomas Schmidberger: Es hätte tatsächlich viel passieren müssen, um mich nicht für Paris zu qualifizieren. Von daher war der Gewinn des direkten Tickets für mich jetzt eher zweitrangig. Klar, es ist ein persönlicher Startplatz, das ist schön und der gibt einem Sicherheit. Aber es war jetzt nicht so, dass der Titelgewinn aus dem Grund für mich besonders wichtig war. Denn durch die Weltrangliste bin ich halt schon in einer ganz ordentlichen Position, um sagen zu können, dass ich mir über die Quali keine Gedanken machen muss.

myTischtennis.de: Voriges Jahr hast du dir den Traum vom Einzel-WM-Titel erfüllen können, nächstes Jahr ergibt sich die Chance bei den Paralympics. Wie ist dein Gefühl: Könnte es hier erstmals mit Gold klappen?

Thomas Schmidberger: Bis dahin ist es natürlich noch ein weiter, steiniger Weg, auf dem wir sehr fleißig sein müssen. Aber wir haben schon des Öfteren bewiesen, dass wir die favorisierten Chinesen mehr als ärgern können. Am Ende spielen viele Faktoren eine Rolle, aber um alles, was wir beeinflussen können, werden wir uns vorher kümmern. Wenn am Ende alles stimmt, keine Verletzungen und Krankheiten dazwischenkommen und wir uns vernünftig vorbereiten konnten, dann, denke ich, können wir auch nächstes Jahr wieder ganz vorne mitspielen. Wir fahren auf jeden Fall nicht nach Paris, um nur teilzunehmen, sondern haben unsere Ziele. 

myTischtennis.de: Der Chinese Feng Panfeng war bei den letzten Paralympics-Ausgaben in deiner Wettkampfklasse stets das Maß aller Dinge. Hängt dir das Finale von Tokio manchmal noch nach, wo es ja äußerst knapp war?

Thomas Schmidberger: Nein, eigentlich nicht. Wir haben danach das getan, was man in so einer Situation tun muss: Wir haben das Spiel vernünftig analysiert und aufgearbeitet. Und irgendwann hakt man das Ganze dann auch ab. Dann versucht man, das, was nicht so gut lief, zu verbessern und in der Vorbereitung mit besonderem Augenmerk zu behandeln. Wir wissen, was zu tun ist und an welchen Punkten wir arbeiten müssen. Ich denke, wir werden in Paris definitiv wieder bereit sein.

myTischtennis.de: Feng Panfeng war bei der Para-WM im vergangenen Jahr nicht am Start. Hast du ihn seit Tokio eigentlich noch einmal getroffen? Und wirst du ihm vor Paris noch begegnen?

Thomas Schmidberger: Das Finale in Tokio war tatsächlich unser letztes Aufeinandertreffen. Aber wir kennen uns jetzt mittlerweile so gut, dass das jetzt weder ein Vor- noch ein Nachteil ist - für keinen von uns. Prinzipiell orientiert man sich ja auch nicht nur an den Gegnern, sondern ist viel bei sich selbst. Von daher muss ich persönlich jetzt nicht noch zehn Mal gegen ihn spielen bis Paris. Da reichen mir die Erkenntnisse, die ich in Tokio gesammelt habe. Aber es könnte nächstes Jahr durchaus passieren, dass wir aufeinandertreffen. Wir gehen davon aus, dass die Asiaten vorher noch mal nach Europa kommen. Und wenn sich das abzeichnet, müssen wir uns überlegen, ob wir das Aufeinandertreffen wollen - und wenn ja, ob man schon alles zeigt oder eher passiv bleibt und selbst mehr schaut.

myTischtennis.de: In Paris wird - wie jetzt auch bei der EM in Sheffield - Doppel und Mixed statt des Teamwettbewerbs gespielt. Bislang hast du mit Thomas Brüchle immer ein Dream-Team gebildet, nun hast du bei der EM im Doppel mit Valentin Baus abgeräumt. Kommt dir dieser Wechsel der Wettbewerbe recht oder hättest du es lieber so beibehalten, wie es bislang war?

Thomas Schmidberger: Ich finde das eigentlich ganz cool. Ein neuer Wettkampf, ein neuer Reiz, den es vorher nicht gab. Ich war mit Thomas sehr erfolgreich. Aber wie das so ist: Wenn man nichts Neues ausprobiert, tritt man auf der Stelle. Daher haben wir diesen Wechsel zum Anlass genommen, mal was Neues auszuprobieren und andere Konstellationen zu finden. Für mich war das Mixed-Doppel keine Option, weil es bei drei Wettkämpfen schwierig ist, sich jeweils hundertprozentig zu fokussieren. Aber Thomas wollte gerne Mixed spielen. Also haben wir entschieden, dass es am meisten Sinn macht, dass Thomas sich mit Sandra Mikolaschek zusammentut und ich mich mit Valentin. Denn dann haben wir alle zwei Wettkämpfe. Am Anfang gab es schon noch ein paar Startschwierigkeiten, aber mittlerweile sind wir alle international konkurrenzfähig, würde ich sagen. Wenn es so weitergeht, wird es in nächster Zeit keine Gründe geben, da noch mal zu tauschen.

(JS)

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