12.06.2023 - Unter professionellen Bedingungen soll man nicht nur in Düsseldorf, Ochsenhausen und anderen Tischtennishochburgen Deutschlands trainieren können, findet der TTC Bietigheim-Bissingen und gründete im Jahr 2020 mit der Topspin-University ein eigenes Trainingszentrum. Kurzzeitig von der Corona-Pandemie gebremst hat sich dort inzwischen eine feste Trainingsgruppe etabliert, von der vor allem die Talente der Region profitieren sollen. Nun will die University weiter wachsen.
Bietigheim-Bissingen ist zwar nur eine etwa 43.000 Einwohner zählende mittelgroße Stadt in Baden-Württemberg. Ihr ansässiger Tischtennisverein, der TTC Bietigheim-Bissingen, konnte jedoch bereits große Tischtennistalente, an ihrer Spitze Annett Kaufmann und Dennis Klein, hervorbringen. Damit Bietigheim-Bissingen auch weiterhin „eine Top-Adresse für Jugendarbeit“ ist, wie Vorstandsmitglied Eric Silber es ausdrückt, gingen die Baden-Württemberger im Jahr 2020 einen großen Schritt und eröffneten ihr eigenes Trainingszentrum, in dem nicht nur Spieler des eigenen Vereins, sondern auch externe Athleten und Talente aus der Region unter professionellen Bedingungen trainieren können. „Das Ziel der Topspin-University ist, im Raum Stuttgart eine sehr gute Trainingsgruppe anzubieten, in der wir Talente fördern und ihnen die Möglichkeit geben wollen, später vielleicht einmal höher hinaus zu kommen“, erklärt Silber, der zudem Leiter des Zentrums ist.
Gruppe mit 16 Spielern
Die Topspin-University wurde kurz vor der Corona-Krise eröffnet, dann ging man direkt durch schwere Zeiten. Viele der ausländischen Spieler mussten Deutschland verlassen, es gab keine Ligaspiele, das Training der ausgedünnten Gruppe beschränkte sich vor allem auf ein paar Jugendliche. „Inzwischen haben wir uns von der Corona-Zeit erholt und eine gute Struktur und Kontinuität in die Trainingsgruppe bekommen“, erzählt Silber, der die Organisation rund um das Zentrum mit ein paar Mitstreitern ehrenamtlich erledigt. „Unsere Trainingsgruppe besteht nun aus 16 Spielerinnen und Spielern, vier davon sind lokale Talente, die im Umkreis von 40 Kilometern wohnen.“ Und auch die Vereinsmitglieder des TTC Bietigheim-Bissingen sind willkommen. Hatte man vor fünf Jahren noch das Problem, dass die Spitzenspieler des Drittligisten zu den Punktspielen anreisten und sich nicht mit dem Verein identifizierten, trainieren die Spieler der Topspin University nun auch mit den Bietigheimer Talenten. Zehn Trainingsgruppenmitglieder sind zudem selbst in Mannschaften des TTC aktiv, auch wenn das kein Aufnahmekriterium ist.
Das Trainingszentrum besteht aus einer Halle, die Vollzeit für die Spieler zugänglich ist und in der durchgängig acht Tische stehen. Ein Fitnessraum wird derzeit fertiggestellt. Externe Spieler werden in zwei Wohnungen der Topspin-University in Hallennähe untergebracht, für kurzfristige Aufenthalte steht ein Partnerhotel zur Verfügung. Auf diese guten Bedingungen ist auch der DTTB bereits aufmerksam geworden, der sich Anfang Juli mit der Schüler-Nationalmannschaft in Bietigheim-Bissingen auf die Jugend-EM vorbereitet. Die sportliche Leitung der University liegt bei Andreas Kienle, der einige Jahre Cheftrainer im Ochsenhausener Liebherr Masters College war und beim schwedischen Verein Eslövs AI BTV unter anderem das damalige Talent Truls Moregardh trainierte. Seit 2019 ist er in Bietigheim-Bissingen aktiv und gibt in der Topspin-University zweimal täglich Training, an den Wochenenden steht eine Einheit auf dem Programm. Ab September bekommt er Unterstützung vom Slowaken Alexander Valuch, der aktuell auch Teil der Trainingsgruppe ist. „Wir haben das Zentrum zum Laufen gebracht“, blickt Eric Silber zufrieden auf die Entwicklung der vergangenen Jahre, „aber nun kommen wir raus aus Bietigheim-Bissingen und wollen uns einen Namen machen, damit wir neue Spieler gewinnen und wachsen können.“
Kein Zentrum für die Weltklasse
Im Gegensatz zu anderen Trainingszentren wie jenen in Düsseldorf und Ochsenhausen ziele man dabei nicht auf den absoluten Spitzenbereich. „Wir wollen Spieler anlocken, die nicht Weltklasse sind“, stellt Silber klar. Natürlich sollten die Kandidaten der Trainingsgruppe ein bestimmtes Level haben, ab Oberliga aufwärts sei aber bereits ausreichend. Vor allem müsse die Motivation, sich zu verbessern, stimmen und die Spieler sollten vor Ort sein, um eine gewisse Kontinuität zu gewährleisten. „In unserer Gruppe sind Spieler, die in Düsseldorf und Ochsenhausen nicht genommen werden würden, aber sich trotzdem verbessern wollen“, legt Silber dar. „Wir verfolgen das Ziel, unsere Jugend durch diese Gruppe besser zu machen. Daher müssen die Mitglieder auch mit den Talenten trainieren.“ Die bekanntesten Spieler sind neben Valuch Petr Fedotov, Jeromy Löffler und Elias Hardmeier, das beste Niveau haben die Brüder Hsin-Yang Li und Hsin-Yu Li, die laut Silber „sicherlich das eine oder andere TTBL-Spiel gewinnen“ könnten.
Für die Zukunft wünscht man sich weitere ambitionierte Spieler, vor allem aus Europa, die nicht an Visa gebunden sind und somit dauerhaft vor Ort sein können. Zudem ist man auf der Suche nach weiteren Sponsoren, um sich finanziell breiter aufzustellen. Zwar wird das Zentrum auch jetzt durch Sponsorengelder finanziert, „aber viele Dinge, die uns vorschweben, können wir derzeit nicht realisieren, weil das Geld fehlt“, so Silber. Durch einen Ausrüsterwechsel zu Tibhar darf sich die University in naher Zukunft auf einen neuen Hallenboden und schwarze Tische freuen. Davon profitiert nicht nur die Trainingsgruppe, sondern auch die Bietigheimer Jugendarbeit, die in der Zielstellung des ehrenamtlich geführten Zentrums ganz oben rangiert und so vielleicht eine weitere Annett Kaufmann oder einen weiteren Dennis Klein hervorbringen kann.
Weitere Infos finden Sie auf der Webseite der Topspin-University.
(JS)
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