Buntes

Franziska: „Titel ist das Größte für die ganze Region“

Die Freude kannte keine Grenzen: Patrick Franziska bejubelte mit Saarbrücken den Champions-League-Titel. (©Fabig)

04.04.2023 - Mit zwei durch den allerletzten Punkt entschiedenen Einzeln gegen Anton Källberg und Dang Qiu sowie einem gewonnenen Satz gegen den Schweden im Golden Match wurde Patrick Franziska zum Wegbereiter für den ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte des 1. FC Saarbrücken. Die Überwältigung beim 30-Jährigen war riesengroß nach dem hochdramatischen Final-Rückspiel bei Borussia Düsseldorf. Im Gespräch mit myTischtennis.de hat der Nationalspieler den größten Erfolg seines Klubs eingeordnet.

Die komplette Saarbrücker Delegation spurtete sofort auf Matchwinner Darko Jorgic zu. Der Slowene beendete einen Tischtennis-Abend der Extra-Klasse nach vier Stunden und 38 Minuten Spielzeit, nachdem der 24-Jährige Kay Stumper im dritten Ein-Satz-Duell des Golden Matches im Champions-League-Final-Rückspiel bei Borussia Düsseldorf (3:2) mit 11:9 besiegen konnte. Mannschaft, Trainer und Betreuer lagen sich in den Armen, auch bei der mitgereisten FCS-Anhängerschaft brach nach dem historischen Triumph großer Jubel aus. Die Partie war an Dramatik kaum zu überbieten und stellte sogar das packende Halbfinale zwischen Düsseldorf und Neu-Ulm vom Karnevalssonntag mit Blick auf die Spannung noch mal in den Schatten.

Zweimal 6:5 im Entscheidungssatz - mehr Nervenstärke geht kaum

Patrick Franziska konnte es wenige Minuten nach dem verwandelten Matchball seines Teamkollegen immer noch nicht richtig fassen. „Das ist riesig. Wir haben schon die deutsche Meisterschaft und den Pokal gewonnen. Nach der knappen Hinspielniederlage war es extrem schwer. Aber wir haben an uns geglaubt. Es ist surreal und einfach der Wahnsinn“, lauteten die ersten Worte des Mannes, der zuletzt nicht seine allerbeste Form an den Tag legte. Dies sollte sich am Montagabend schlagartig ändern. Franziska zeigte schon gegen Anton Källberg extreme Nervenstärke, wehrte im verkürzten Entscheidungssatz gegen den Schweden bereits einen Matchball ab und gewann den fünften Durchgang mit 6:5.

Den zweiten Ausgleich des Abends stellte der Weltranglisten-16. gegen Dang Qiu her, dem der Saarbrücker nicht nur im DM-Finale in Nürnberg, sondern auch im Hinspiel noch unterlegen war. Die Revanche glückte. Gegen den Penholderspieler drehte Franziska sogar einen 1:4- und 3:5-Rückstand noch um. „Das Spiel hätte ich schon früher zumachen müssen. Es waren viele hochklassige Ballwechsel dabei. Das ganze Spiel war einfach unfassbar.“ 

Saarbrückens Spitzenspieler kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Endlich den großen Konkurrenten aus der NRW-Landeshauptstadt nun auch mal in einem europäischen Endspiel bezwungen zu haben – ein lang ersehnter Wunsch ging für Franziska und Co. in Erfüllung. 37 Jahre ist es her, als der ATSV Saarbrücken mit Jan-Ove Waldner, Georg Böhm und Peter Engel dem Saarland den letzten Europapokalsieg bescherte. Franziska war damals noch gar nicht geboren und doch weiß er um die hohe Bedeutung des Champions-League-Triumphs. „Der Titel ist definitiv das Größte für eine ganze Region.“

Niedergeschlagene Borussia - Stumper zeigt sich auf der großen Bühne

Borussia Düsseldorf kennt das Gefühl, auf dem europäischen Thron zu sitzen, dagegen nur allzu gut. Gerne hätte auch Dr. Stephan Keller zum ersten Mal in seiner seit 2020 andauernden Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt der Mannschaft zum siebten CL-Triumph gratuliert. Keller war erstmals als Zuschauer auf der Ehrentribüne im ARAG CenterCourt bei einem Champions-League-Endspiel mit dabei. Während die Saarbrücker ausgelassen feierten, musste er jedoch in leere und enttäuschte Gesichter schauen. 

Ausgelassene Stimmung auf der einen, Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite. "Das wird einige Tage dauern, um das zu verarbeiten. Wir können das Match heute mit 3:0 gewinnen oder auch mit 3:1, dann haben wir ein tolles Finale gesehen und unsere Chancen genutzt. Beides haben wir aber nicht getan und so den möglichen Sieg aus der Hand gegeben. Saarbrücken hat stark gespielt und sich nie aufgegeben“, resümierte Borussias Manager Andreas Preuß mit viel Ernüchterung.

Auch Trainer Heister haderte mit den vielen vergebenen Matchbällen seiner Spieler. „Wenn einer davon auf den Tisch gegangen wäre, dann ständen wir jetzt anders hier“, sagte der Niederländer. Trösten musste Heister vor allem den erneuten Pechvogel Anton Källberg, der in beiden Finalspielen und allen vier Einzeln (plus Golden Match) erfolglos blieb. Kay Stumper wäre beinahe zum großen Helden geworden. Seinem unbekümmerten Auftritt gegen Jin Takuya ließ der 20-Jährige eine ebenso gute Leistung gegen Jorgic im Golden Match folgen.

"Die Champions League ist etwas Besonderes. Das hat man heute gesehen. Ich hatte ein gutes Gefühl und bin gut in Form. Im Golden Match war es lange ausgeglichen, aber Darko spielt natürlich auch gut, hatte auch etwas Glück. Es kommt dann auch immer auf den Moment an. Und die Saarbrücker hatten das Momentum heute häufiger auf ihrer Seite“, blickte Stumper auf sein solides Final-Debüt im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb.

Viel Zeit zum Ärgern bleibt der Borussia nicht. Schon am Donnerstag ist der TTBL-Spitzenreiter wieder in der Bundesliga gefordert. Und dort wird in nicht allzu langer Zeit auch schon der nächste wichtige Titel vergeben, möglicherweise erneut zwischen dem deutschen Rekordmeister und dem neuen Champions-League-Sieger aus Saarbrücken.

(FKT)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2025 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.