Buntes

WM-Traum: Noah Hersel will international nachlegen

Noah Hersel hat sich für 2023 einiges vorgenommen. (©Fabian Kleintges-Topoll)

06.01.2023 - Bei WTT-Youth-Contender-Turnieren und der Jugend-EM konnte Noah Hersel schon überzeugen. Um seinen Profitraum zu verwirklichen, ist der 14-Jährige im Sommer mit dem Einzug ins Deutsche Tischtennis-Internat (DTTI) den nächsten Schritt gegangen. Im Porträt unserer Jugend-Serie lesen Sie, was sich der Regionalligaspieler vom 1. FC Köln für 2023 vorgenommen hat und warum der DTTB der Konkurrenz im Jungen-Bereich derzeit etwas hinterherhinkt.

Knapp sechs Jahre ist es her, als im Mannschaftswettbewerb bei einer Jugend-Weltmeisterschaft zum letzten Mal kein deutsches Team an den Start gegangen ist. Bei der WM 2016 in Kapstadt waren mit Tobias Hippler und Gerrit Engemann immerhin noch zwei deutsche Akteure im Einzel und Doppel vertreten. Beim jüngsten Kräftemessen in Tunesien im Dezember 2022 jedoch fand der Teamwettbewerb erneut ganz ohne DTTB-Beteiligung statt. Noch verwunderlicher: Auch in den Individual-Konkurrenzen suchte man bei den Jungen im Gegensatz zu den Mädchen vergebens nach deutschen Namen. Ein Thema, das auch in den Köpfen der ,Stars von morgen‘ im DTTI präsent ist - nicht erst seit dem altersbedingten Abschied der erfolgreichen Generation um Kay Stumper, Daniel Rinderer und Co.

Erfolgreiches WTT-Youth- und Jugend-EM-Debüt 2021

Einer, der gerne in die Fußstapfen der WM-Bronzemedaillengewinner von 2021 treten möchte, ist Noah Hersel, seit August einer von fünf Internatsneulingen in Düsseldorf. „Es ist schade, weil wir immer unter den ersten 25 der Welt waren“, bedauert der Nachwuchsspieler. „Aber wir haben die letzten Turniere nicht so gut gespielt und uns leider nicht qualifiziert.“ Sein Kumpel Chris Andersen, der den DTTI-Umbruch im Sommer mit einleitete, ergänzt: „Wir haben schon mal mit den Verantwortlichen des DTTZ um den Bundesstützpunktleiter Dirk Wagner darüber gesprochen. Natürlich wird versucht, die Lücke schnell zu schließen, damit beim nächsten Mal wieder Deutsche dabei sind.“ 

Während der Recklinghäuser den Fokus zunächst auf nationale Wettkämpfe legt, sind in Hersels Vita schon einige internationale Einsätze aufgelistet. Sein Debüt auf der europäischen Bühne feierte der Rechtshänder im Mai 2021 beim WTT Youth Contender in Portugal, wo er unter der Regie von Chris Pfeiffer in der U13-Klasse prompt den zweiten Platz erreichte, im September 2021 folgte der erste Contender-Triumph in Kroatien. „Der Ablauf ist schon ein ganz anderer, wenn man zum Beispiel mit dem Shuttle zur Halle gefahren wird“, schwärmt der gebürtige Troisdorfer von den professionellen Bedingungen bei den WTT-Events.

Wechsel nach Köln und DTTI-Einzug zum richtigen Zeitpunkt

Seine ersten Leistungssport-Erfahrungen sammelte Hersel noch unter Eva Jeler, nach einigen Umbrüchen hat seit Juni 2022 Richard Hoffmann das Sagen als Bundestrainer der Jungen 15 für den Nationalkader (NK) 2, dem der am 26. März 2008 geborene Schüler 2023 weiter angehören wird. Das nächste große Ziel ist die Jugend-EM in Gliwice (Polen) im Juli. 2021 spielte Hersel als Nachrücker für Pavel Sokolov seine erste Europameisterschaft, 2022 in Serbien kämpfte sich der amtierende deutsche Meister im Schüler-Doppel bis ins Achtelfinale vor. „Ich hoffe, dass ich wieder nominiert werde und irgendwann auch mal bei der WM dabei bin.“ 

Zunächst steht aber eine gute Rückserie mit dem 1. FC Köln II in der Regionalliga West ganz oben auf der Agenda. Auch die nationalen Ergebnisse bei deutschen Meisterschaften oder Bundesranglistenturnieren sollen besser werden. „Da war ich im letzten Jahr nicht immer ganz zufrieden“, gibt Hersel zu, der schon vor seinem Umzug vor vier Monaten mit dem Wechsel ins DTTI geliebäugelt hat. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt. Aber da war es noch ein bisschen früh. Jetzt war genau der richtige Zeitpunkt. Es macht alles Spaß und ich verstehe mich mit allen sehr gut.“

Von Gianluca Walther trainiert – gegen Richard Prause am Tisch?

Eine große Umstellung war es zumindest mit Blick auf das hohe Trainingspensum nicht. Denn der Achtklässler, der auf dem Lessing-Gymnasium in der NRW-Landeshauptstadt Teil des kürzlich erst wieder eingeführten ersten G9-Jahrgangs ist, trainierte schon bei seinem Heimatverein TTG Niederkassel bis zu achtmal die Woche. Beim zwischen Köln und Bonn liegenden Klub lernte Hersel im Alter von fünf Jahren das Tischtennisspielen und ging bis zur Vorsaison gemeinsam mit seinem Vater Bernd in der NRW-Liga auf Punktejagd. Für den 1. FC schlägt der 14-Jährige in der Jugend bereits seit 2016 auf, seit der laufenden Serie ist er zudem Teil der zweiten Herren-Mannschaft. Sein Trainer dort ist Gianluca Walther. Auch die Arbeit von WTTV-Verbandstrainerin Christine Mettner hat ihn maßgeblich geprägt. Im Mai wurde erstmals die Marke von 2000 TTR-Punkten geknackt.

Ob es noch in dieser Saison zum ersten Zweitligaspiel mit den Kölnern kommen könnte, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist dagegen ein Duell mit Richard Prause. Der DTTB-Sportdirektor ist bei Liga-Konkurrent TG Langenselbold gemeldet, ebenfalls in der vierten Liga. Sein aggressives und zugleich sicheres Spiel versucht Noah Hersel stetig zu verbessern. Dabei schaut er sich viel Videomaterial von Timo Boll und den chinesischen Topstars Ma Long und Fan Zhendong an. „Sie spielen einfach in einer anderen Liga“, sagt der Jugendspieler, der ansonsten gerne Fußball und Tennis verfolgt. Die Weihnachtsferien hat Hersel mit seiner Familie und seinem einjährigen Bruder genossen. Schon bald wird der Kalender wieder prall gefüllt sein, wenn im Frühjahr die nächsten internationalen Turniere vor der Tür stehen.

Zur TTR-Historie von Noah Hersel

(FKT)

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