17.08.2022 - Grönland zählt gerade mal knapp 56.000 Einwohner. Rund 200 Einwohner des Inselstaats im nördlichen Atlantik spielen Tischtennis. Einer davon ist Ivik Nielsen. Der einzige Profi des Landes nahm zum ersten Mal an einer Individual-Europameisterschaft teil. Auch wenn er in der Münchener Rudi-Sedlmayer-Halle sportlich Lehrgeld zahlen musste, war die Teilnahme an den European Championships der bisher größte Erfolg in seiner Karriere.
Als Ivik Nielsen am Montag nach seinem Gruppenspiel gegen Luka Mladenovic durch die Mixed-Zone des Audi Domes lief, perlten die Schweißperlen immer noch von seiner Stirn. „Es ist schon sehr heiß hier in Deutschland“, lauteten die ersten Worte des Grönländers. Die Wärme ist er nicht gewohnt. In seiner Heimat wird die Zehn-Grad-Marke auch in den sonnigsten Sommermonaten nur selten überschritten. Kein Wunder, 82 Prozent der Fläche Grönlands sind bekanntlich mit Eis bedeckt. Gemeinsam mit seinem dänischen Trainer Martin Lund Nielsen und einem Verbandsfunktionär trat Nielsen die Reise in die bayerische Landeshauptstadt in der vergangenen Woche an.
In der Vorrunde blieb der Qualifikant zwar ohne jede Chance. Gegen Mladenovic, Martin Andersen und Deni Kozul hieß es am Ende jeweils 0:3. Dennoch freute sich Nielsen über wichtige Erfahrungen für seine weitere Laufbahn. „Es ist sehr hart. Alle Gegner spielen auf einem viel höheren Level. Es ist trotzdem wichtig, dass ich mich mit ihnen messen kann“, so der 24-Jährige, der sich durch den ersten Platz bei den Island Games in Gibraltar für die europäischen Titelkämpfe qualifizieren konnte. Bis Donnerstag bleibt Nielsen noch in München. Zeit genug, um sich den ersten Auftritt des noch amtierenden Einzel-Europameisters Timo Boll von der Tribüne aus anzuschauen. „Darauf freue ich mich sehr“, sagte Nielsen mit Blick auf den Startschuss des Hauptfelds am Mittwoch.
Nielsen ist der erste grönländische Spieler bei einer EM überhaupt
Sechs Tage die Woche verbringt der einzige grönländische Tischtennisprofi und bisher einzige Starter seines Landes bei einer EM in der Trainingshalle. Regelmäßig an seiner Seite steht Martin Lund Nielsen. Der 27-jährige gehört zum Trainerteam der dänischen Nationalmannschaft und betreute seinen Namensvetter schon im Juli bei der Nordeuropameisterschaft in Litauen. Als Vorbereitung absolvierte Nielsen ein einwöchiges Trainingslager in der Heimat seines Trainers. Weil die Bedingungen im 3.000 Flugkilometer entfernten Dänemark deutlich besser sind, nimmt Nielsen den Reiseaufwand mehrmals im Jahr auf sich.
Aktuell setzt der 24-Jährige noch voll auf die Karte Tischtennis. Mit rund 200 Aktiven ist die TT-Community in Grönland sehr klein. „Ivik ist mit Abstand der beste Spieler und hat die Landesmeisterschaften schon mit 14 Jahren gewonnen. Viele in Grönland kennen und bewundern ihn“, sagt sein Trainer, der viel Zeit investiert, um den Profi-Traum seines Schützlings zu erfüllen.
Zur Facebook-Seite des grönländischen Tischtennisverbands (GTTF)
(FKT)
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