Titelverteidigung geglückt: Bei Kristian Karlsson und Kollegen gab es nach dem CL-Triumph kein Halten mehr. (©Fuhrmann)
04.03.2022 - Das zweite Champions-League-Halbfinale zwischen Borussia Düsseldorf und dem 1. FC Saarbrücken (3:1) war kein Spiel wie jedes andere. Beide Mannschaften erfuhren erst kurz vor Spielbeginn, dass die ETTU die beiden russischen Klubs Fakel Orenburg und TTSC UMMC Jekaterinburg aus dem Wettbewerb ausgeschlossen hatte und es kein Finale mehr geben würde. Irritation machte sich zunächst auch auf Seiten des 1. FC Saarbrücken breit. Groß gefeiert wurde am Ende nicht.
Kein Konfetti, keine Siegerehrung, kein Pokal. Die Umstände nach dem verwandelten Matchball zur Champions-League-Titelverteidigung von Borussia Düsseldorf waren völlig anders, als man es gewohnt ist. Der Jubel fiel mit Blick auf den Krieg in der Ukraine wesentlich gedämpfter aus. Und doch war die Freude über den siebten Königsklassen-Triumph und den 75. Titel der Vereinsgeschichte des deutschen Rekordmeisters groß. Kristian Karlsson blieb am Donnerstagabend auf seiner Abschiedstournee ein letzter europäischer Einsatz für die Borussia verwehrt. Dennoch sprang der Doppel-Weltmeister als Erster über die Bande, um seinem Team-Kollegen Anton Källberg in die Arme zu fallen.
Boll äußert sich zu Dimitrij Ovtcharov
Im vollbesetzten ARAG CenterCourt war von der getrübten Stimmung kaum etwas zu spüren. 675 Zuschauer sorgten in der Halle für eine Atmosphäre, die es aufgrund der Pandemie zwei Jahre so nicht gegeben hat. „Ich habe schon versucht, es zu genießen, wieder vor so vielen Zuschauern zu spielen, mal abzuschalten und als Sportler wieder in seiner kleinen heilen Welt zu sein“, sagte Timo Boll, der das Leid der Menschen in der Ukraine allerdings nicht komplett ausblenden konnte. „Ich bin schon lange dabei und habe einige Siege gefeiert. Das ist definitiv nicht der schönste, sondern der seltsamste und traurigste meiner Karriere.“
Beide Vereine hatten sich im Vorfeld klar positioniert und Haltung gezeigt, weder in Russland noch in Deutschland in einem Finale gegen eine russische Mannschaft antreten zu wollen. Spieler und Verantwortliche der deutschen Klubs haben teilweise selbst viele Freunde, die durch die Situation betroffen sind. Bestes Beispiel: Dimitrij Ovtcharov. Der Bronzemedaillengewinner aus Tokio hat ukrainische Wurzeln und steht bei Fakel Orenburg vor einer ungewissen Zukunft. „In der aktuellen Lage ist es einfach nötig, in allen Bereichen zusammenzustehen. Für Dima ist es natürlich ganz schwer, ihm geht es schlecht. Er steht zwischen den Stühlen. Seine Oma sitzt noch in Kiew fest. Der Sport ist für ihn gerade nebensächlich“, äußerte sich Boll solidarisch.
Spieler irritiert wegen kurzfristiger Entscheidung
Auch Nicolas Barrois, Team-Manager und Organisationsleiter beim unterlegenen 1. FC Saarbrücken, begrüßte die Entscheidung des Verbands, die russischen Vereine aus Orenburg und Jekaterinburg aus dem Wettbewerb auszuschließen - auch wenn dies extrem kurzfristig zu den Beteiligten durchsickerte. „Die Spieler können sicher am wenigsten dafür. Die Entscheidung kam spät, aber sie kam und das ist richtig so.“ Während die Zuschauer nach der Verkündung der Information durch Hallensprecher Marcel Piwolinski erstaunt wirkten, hatten auch die beiden Mannschaften erst wenige Augenblicke vor Spielbeginn von der Nachricht erfahren.
Beim FCS machte sich zunächst Irritation breit. „Wir haben die Information fünf Minuten vorher von der ARD erhalten. Es war ganz komisch, aber die Jungs konnten es gut ausblenden. Am Ende hat uns in beiden Spielen ein bisschen was gefehlt“, ergänzte Barrois nach der erneuten Niederlage. Zu den üblichen Feierlichkeiten kam es nicht mehr. Beide Vereine ließen den besonderen Abend mit einem gemeinsamen Essen ausklingen.
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(FKT)
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