Buntes

Digitale Revolution in der Griffschale

Simon Stützer will ein digitales Zuhause für alle Tischtennisspieler schaffen (©Janova GmbH)

18.02.2022 - Die Idee ist eigentlich ganz einfach: Was wäre, wenn man eine ausgeklügelte Technologie in einen Tischtennisschläger einbauen würde, die Daten zum eigenen Spiel sammelt und mit deren Hilfe man sich verbessern kann? Doch wie bei so vielen Ideen muss man eben erst einmal darauf kommen - und dann auch noch das nötige Know-How mitbringen, es umzusetzen. Das Jenaer Start-up Janova kann beides und will mit seinem „Smart Racket“ nun den Tischtennissport revolutionieren.

Erinnern Sie sich noch an den ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020, als die Restaurants erstmals schlossen, man noch für Pflegekräfte klatschte und die Jagd auf Toilettenpapier begann? Das war auch die Zeit, als man erstmals auf den Tischtennissport verzichten musste und wegen geschlossener Hallen nicht mehr zum Training oder Punktspiel gehen konnte. Ausgerechnet diese erzwungene Pause von seinem Lieblingshobby brachte den Jenaer Simon Stützer auf eine Idee, mit der er nun den Tischtennissport revolutionieren möchte. Denn als der Spieler vom Post SV Mühlhausen sich mit Jogging statt Topspins fit hielt und seine Fortschritte in einer Lauf-App erfasste, wurde ihm plötzlich bewusst, dass Tischtennis auf der digitalen Ebene noch deutlich Luft nach oben hat. „Läufer teilen gerne ihre Zeiten und Strecken mit der Community“, erklärte Stützer der Thüringer Allgemeinen. „Warum soll das bei Tischtennisspielern anders sein?“

7200 Messdaten pro Sekunde

Eine Idee war geboren und mit Stützer genau dem Richtigen gekommen. Denn dieser ist nicht nur seit 21 Jahren ein leidenschaftlicher Tischtennisspieler, sondern auch noch Diplomphysiker mit Gründererfahrungen. Gemeinsam mit einem ehemaligen Kommilitonen, Dr. Toni Eichelkraut, der nach der Promotion bei Carl Zeiss anfing und sich hier unter anderem wichtiges Wissen zur Planung und Umsetzung von KI-Projekten aneignete, und zwei weiteren Mitstreitern gründete Stützer eine Firma, die mit „Janova“ einen weltmeisterlichen Namen erhielt. Eineinhalb Jahre arbeitete man nebenbei an der Idee, einen intelligenten Schläger auf den Markt zu bringen, der alle möglichen Daten rund um die eigenen Schläge aufzeichnet und das eigene Spiel so besser analysier- und vergleichbar macht. Inzwischen ist das Quartett in Vollzeit für die Janova GmbH unterwegs und kann den „Smart Racket“ samt zugehöriger App vorweisen. 

„Durch die Verschmelzung von herkömmlichen Schlägern, Intertialsensoren und künstlicher Intelligenz kreieren wir ein innovatives Produkt - einen Schläger, der dem Sportler Feedback gibt“, wird der 35-jährige Stützer in der Ostthüringer Zeitung zitiert. Einfach gesprochen sind Bewegungssensoren und ein Mini-Computer in der Griffschale des Schlägers eingebaut, die pro Sekunde 7200 Messdaten erfassen und diese per Bluetooth in Echtzeit an eine App senden. Der Spieler soll so eine Rückmeldung über die Anzahl der Vor- und Rückhandschläge, über die Geschwindigkeit, den Balltreffpunkt und die Genauigkeit der Bewegungen bekommen. Auf dieser Grundlage bieten sich völlig neue Möglichkeiten, das eigene Spiel zu analysieren und zu optimieren - ein „Game-Changer“, der möglicherweise für alle Leistungsklassen von Interesse sein könnte. Aber nicht nur die Leistungsoptimierung liegt den Machern am Herzen. Auch das Wachstum der Community, gerade auch im Hobbybereich, ist ein Ziel von Janova. „Wir wollen damit Tischtennis von seinem verstaubten Image befreien und für die Gaming-Typen attraktiv machen“, sagte Stützer der Thüringer Allgemeinen. Spieler sollen ihre Fortschritte mit anderen teilen und sich auf diese Weise weltweit vernetzen können.

Eine Software, verschiedene Schläger

Dies macht Hoffnung auf einen enorm großen Markt, den die Jenaer mit ebenso großen Schritten erobern möchten. Mit der Vision, ein „digitales Zuhause für alle Tischtennisspieler“ zu schaffen, konnte man mit TIBHAR bereits einen ersten Kooperationspartner mit dem nötigen Know-How im Bereich Tischtennis-Equipment gewinnen. Gemeinsam möchte man in diesem Quartal zunächst einen Beta-Test mit dem „Smart Racket“ durchführen und ihn Ende 2022 schließlich auf den Markt bringen. „Dabei sind wir jedoch keine klassische Tischtennismarke, die etwa ihre eigenen Schläger verkaufen will“, stellt Stützer klar. „Vielmehr ist unser Schwerpunkt die Software und künstliche Intelligenz.“ Janova ist also mit dieser Idee nicht an ein bestimmtes Holz gebunden, sondern sieht die Chance, mit zahlreichen Tischtennismarken gemeinsam den Sport voranzubringen. So müsste man gegebenenfalls nicht einmal auf sein vertrautes Material verzichten, um von den Vorzügen des „Smart Rackets“ profitieren zu können. Ob dies die Zukunft des Tischtennissports ist, wird sich zeigen. Wenn alles so klappt, wie geplant, könnte Simon Stützer auf seiner Corona-bedingten Joggingrunde im Frühjahr 2020 wahrlich eine revolutionäre Idee gekommen sein. 
 

Weitere Infos finden Sie auf der Webseite von Janova.

(JS)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.