Obwohl er kein Fleisch isst, findet Ole Markscheffel das Schnitzel-Motiv am besten (©Ping Pong People)
10.11.2020 - Ole Markscheffel hat in seinem Studium gelernt, wie man ein Unternehmen so aufbaut, dass es möglichst viel Profit abwirft. Dieses Wissen warf er gleich mal über Bord, als er sein Projekt „Ping Pong People“ mitten in der Coronakrise ins Leben rief. Mit seinen bestickten Textilien will er nicht das große Geld machen, sondern folgt einem Herzenswunsch. Er möchte dazu beitragen, dass Tischtennisspieler ihre Liebe zum Sport künftig mit Stolz nach außen tragen.
Als Ole Markscheffel am Montagvormittag unseren Anruf annimmt, hört man es im Hintergrund schon laut rattern. Na klar, es ist jetzt nur noch ein Tag, bis sein „Ping Pong People“-Shop im Internet offiziell die Pforten öffnet und womöglich die eine oder andere Bestellung eingeht. Kein Wunder, dass die Stickmaschinen kurz vorher noch einmal heiß laufen, könnte man meinen. Doch tatsächlich verhält es sich ganz anders - wie so vieles bei „Ping Pong People“ ganz anders ist, als man es von einer neuen Tischtennis-Textilmarke annehmen würde. „Ich fange erst an, zu sticken, wenn etwas bestellt worden ist“, erzählt der 27-jährige Unternehmensgründer Markscheffel. „Ich könnte auch vorproduzieren, aber ich möchte nachher nichts in die Tonne werfen, wenn es doch nicht angenommen wird.“ Und dies ist nur ein Punkt auf einer langen Liste von Entscheidungen, die der Drittligaspieler vom TSV Bargteheide nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern aus Überzeugung getroffen hat. Da wären der Einsatz von Fairtrade-zertifizierter Bio-Baumwolle, der klimaneutrale Versand, der eine Euro, mit dem man bei jeder Bestellung den Verein „PingPongParkinson Deutschland“ unterstützt, und natürlich die eigenhändige Produktion in der Stickerei von Markscheffels Eltern. Letztere ist übrigens auch der Grund, warum die Maschinen auch einen Tag vor dem Webseiten-Launch schon laufen. Tischtennis-Shirts werden aber auch ab Dienstag erst nach 17 Uhr und am Wochenende in die Maschinen gespannt, wenn der normale Ladenbetrieb abgeschlossen ist.
Von Bananen bis viel Spinat
„Mir geht es nicht darum, das große Geld zu verdienen. Wenn ich am Ende des Monats genug übrig habe, um mir etwas zu essen zu kaufen, und ich etwas gelernt habe, ist es toll“, findet der Hamburger Studierende. „Mein Ziel ist, dass wir Tischtennisspieler auch außerhalb der Halle zu unserem Sport stehen und ihn stolz nach außen tragen.“ Zu oft hat er erlebt, wie nach dem Spiel die Jacke bis oben zugezogen wird, damit keiner sieht, welcher Sportart man sich in der Freizeit verschrieben hat. Und das, obwohl man doch eigentlich richtig Spaß am Tischtennis hat. „Das ist einfach schade“, findet Markscheffel, der beim TSV Bargteheide wie seine Kameraden ohne Bezahlung, sondern nur für den Spaß an der Sache spielt. „Unser Sport steht für Fairplay, Solidarität und Inklusivität - das sind tolle Werte, auf die man stolz sein kann. Trotzdem ist Tischtennis in der Öffentlichkeit wahnsinnig unterrepräsentiert. Und das, obwohl es so viele Spieler gibt.“ Mit Ping Pong People möchte Markscheffel helfen, dieses Image-Problem aus der Welt zu schaffen. Seine Textilien weisen offen auf das geliebte Hobby hin, sind dabei aber schlicht und dezent - und nicht so ‚nerdig‘ wie andere Angebote auf dem Markt, findet der Gründer. In der schlichtesten Serie namens „Timeless“ ziert die Brust ein einfacher Schläger mit Ball. Wer ein Statement setzen will, kann aber auch seine Stadt in die Stickerei integrieren lassen oder im Modell „Rainbow“ oder „Unite People“ zeigen, dass Tischtennis eine verbindende Wirkung über Nationen, sexuelle Ausrichtung oder Religion hinaus hat.
Etwas weiter hinein in den „Tischtennisdschungel“ geht es in der „Food-Pong“-Serie, wie Markscheffel einräumt. „Das ist schon eher etwas ‚freaky‘. Da ist mir bewusst, dass auch viele Spieler in meinem Verein nicht verstehen würden, was damit gemeint ist.“ Zu sehen sind Motive wie eine Banane, ein Schnitzel oder eine Erdbeere, die auf einem Griff thronen und sich auf die jeweiligen Schläge, wie die Rückhand-Banane, beziehen. „Viel Spinat“ und „Ordentlich Suppe drin“ honorieren dagegen besonders schnittreiche Schläge. „Ich provoziere bzw. irritiere selbst gerne ein bisschen. Und diese Motive haben vielleicht denselben Effekt“, hofft das Nordlicht. „Vielleicht wird man ja auf einer Feier darauf angesprochen und kommt so ins Gespräch. Und unterhält sich dann mal über Tischtennis statt immer nur über Fußball.“
Corona-Quarantäne zum Pläneschmieden genutzt
Die Idee zu Ping Pong People kam Markscheffel übrigens im Sommer, als er durch Corona, aber auch durch einen geplanten ‚Cut‘ im Studium und seine Hochzeitsreise viel Leerlauf hatte, um über die eine oder andere Idee nachzudenken. „Ich habe mir nach drei Semestern Studium eine Pause genommen, um mir einmal anzusehen, was meine Eltern in ihrer Stickerei eigentlich so machen“, erzählt der „Management und Business Development“-Studierende, wie er auf die Idee gekommen ist, selbst Kleidung zu produzieren. „Ich erinnerte mich daran, dass ein Professor einmal sagte: Gründet was, dann lernt ihr am meisten! Ich hatte in meinem Leben schon so viele Ideen und ich habe keine davon umgesetzt. Aber bei dieser dachte ich mir: Das musst du jetzt einfach machen!“ Während einer milde verlaufenen Covid-19-Erkrankung nutzte Markscheffel seine 14-tägige, einsame Quarantäne, um sich in seine Idee richtig reinzuknien. Seit zwei Monaten arbeitet er nun ununterbrochen an seinem Projekt und ist sich sicher: „Das war die schönste und arbeitsintensivste Zeit, die ich je hatte in meinem Leben. Ich schaffe vielleicht zwei Sachen pro Tag, aber fünf neue kommen dazu. Und dabei geht die Lernkurve steil und stetig nach oben.“
Doch so viel Fleiß, Nachhaltigkeit und Qualität haben auch ihren Preis. Somit muss man für ein Shirt zum Beispiel 30 Euro einrechnen - der Versand ist aber inklusive. „Ich könnte natürlich auch ein Shirt besticken, das viermal günstiger ist. Aber mir ist es wichtig, dass es zertifizierte Bio-Baumwolle ist - und ich möchte komplett hinter dem Produkt stehen können“, erklärt Markscheffel. „Ich hoffe, dass wir Leute ansprechen, die sich für nachhaltige Tischtennismode interessieren. Und vielleicht finden ein paar auch nur die Geschichte dahinter gut. Es sind Liebhaberstücke bzw. kleine Kunstwerke, die eine befreundete Künstlerin für Ping Pong People eigens entworfen hat.“ Am Dienstag, den 10. November, weiß Ole Markscheffel mehr, wie seine Idee in der Tischtennisszene ankommt. Und vielleicht rattern dann ja auch wieder die Stickmaschinen - dann aber mit Tischtennismotiven und nach 17 Uhr.
Hier geht's zur Ping-Pong-People-Webseite!
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