19.10.2020 - Nächste Woche fliegt Patrick Franziska nach China, um dort am World Cup und den ITTF Finals teilzunehmen. Dafür wird sich der Weltranglisten-16. mit den anderen Spielern in eine Isolationszone, auch 'Bubble' genannt, begeben, um das Coronavirus aus den Wettkämpfen herauszuhalten. Im Interview erzählt 'Franz', was ihn in der 'Blase' erwartet, mit welchem Gefühl er mitten in der Pandemie nach China reist und warum er nach dem Protest der Spieler trotzdem fliegt.
myTischtennis.de: Bei den Qatar Open Anfang März hast du dein letztes internationales Spiel gespielt. Das ist über sieben Monate her. Was ist es für ein Gefühl, dass es in wenigen Wochen tatsächlich wieder los geht?
Patrick Franziska: Es ist schon ein ungewohntes Gefühl. Aber vor allem freue ich mich, wieder gegen die absolute Weltklasse, vor allem gegen die Asiaten, spielen zu können. Denn das hebt einen noch einmal auf ein ganz anderes Niveau.
myTischtennis.de: Und das wird so ziemlich ohne Eingewöhnungsphase passieren. Es geht beim World Cup direkt mit den Besten der Welt los. Bist du schon wieder bereit, es mit Ma Long oder Fan Zhendong aufzunehmen?
Patrick Franziska: Ich habe gut trainiert und es tut nichts weh, aber ich suche gerade noch ein bisschen nach meiner Form. Im Training läuft es, aber im Wettkampf muss ich die Dinger jetzt auch nach Hause bringen. Es ist auf jeden Fall von Vorteil, dass wir im Pokal und in der TTBL schon viele Wettkämpfe hatten und bis dahin noch haben werden. Ich werde versuchen, bestmöglich auf die ganz Großen vorbereitet zu sein.
myTischtennis.de: Ist es nicht seltsam, so gar nicht zu wissen, auf welchem Stand die anderen sind? Hast du das in den vergangenen Monaten in deren Social-Media-Kanälen verfolgt?
Patrick Franziska: In die Chinesischen Meisterschaften habe ich mal reingeguckt. Aber bei den Chinesen muss man sich keine Sorgen machen, dass sie schlecht vorbereitet sein werden - schon gar nicht bei einem Turnier auf heimischem Boden. Aber auch alle anderen werden super motiviert sein. Es ist schließlich der erste internationale Wettkampf nach so langer Zeit. Ich kann mir vorstellen, dass es ein schönes Turnier wird.
myTischtennis.de: Kennst du schon Details zu deinem Aufenthalt in China? Wie müssen wir uns die ‚Bubble‘ vorstellen, in die sich die Teilnehmer vor Ort begeben müssen?
Patrick Franziska: Ich fliege am 27. Oktober und werde fast einen Monat dort sein. Zuerst geht es in Quarantäne, die wir voraussichtlich vor allem auf unseren Zimmern verbringen werden. Hier wird natürlich auch getestet und täglich Fieber gemessen. Danach werden wir auch wieder trainieren können. Ansonsten bleiben wir auf den Zimmern.
myTischtennis.de: Puh, ich hoffe, du bist bei einem Streamingdienst angemeldet?!
Patrick Franziska: Ich werde auf jeden Fall meine Playstation und das neue FIFA mitnehmen. Ein paar Bücher habe ich mir auch gekauft. Aber wahrscheinlich werde ich vor allem viel telefonieren.
myTischtennis.de: Hier in Deutschland verschärft sich die Corona-Lage ja gerade, Reisen soll man sich, wenn es geht, verkneifen. Wie geht es dir damit, in ein paar Wochen nach China zu fliegen?
Patrick Franziska: So ganz wohl bei der Sache fühlt sich wohl keiner. Es war ja auch anfangs etwas umstritten, dass diese Events in China stattfinden. Ich glaube, man kann ohne Überheblichkeit sagen, in Europa, insbesondere in Deutschland wären die Sicherheitsstandards höher. Auf der anderen Seite ist das unser Job und ich freue mich, wieder gegen die Besten zu spielen. Aber klar macht man sich seine Gedanken. In Saarbrücken hatten wir ja auch schon Coronafälle, so dass man etwas sensibilisiert ist und weiß, wie schnell das gehen kann. Von daher ist ein mulmiges Gefühl schon dabei.
myTischtennis.de: Zuerst warst du von den Re-Start-Plänen der ITTF ja auch gar nicht begeistert und hast mit einigen anderen Topspielern zusammen einen offenen Brief an die ITTF unterzeichnet. Warum nimmst du die Einladung nun doch an?
Patrick Franziska: Das Problem war, dass parallel auch viele TTBL- und Champions-League-Spiele angesetzt waren. Und das haben wir als unfair gegenüber unseren Vereinen empfunden, mit denen wir zum einen viel Spaß haben, aber die zum anderen auch finanziell für uns Spieler sehr wichtig sind. Wir mussten uns damals recht schnell entscheiden, ob wir die Einladung annehmen oder nicht, und haben deshalb gesagt, dass es unter den Bedingungen nicht machbar für uns ist. Dann wurden Gespräche geführt, der World Cup und die ITTF Finals wurden zum Verlegungsgrund erklärt, so dass klar war, dass Spiele verschoben werden können. Von daher hat sich die Situation so verändert, dass wir zusagen konnten. Aber ohne das Go von meinem Verein wäre ich nicht geflogen.
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