Im Jahr 2020 wird der Videobeweis bei größeren ITTF-Turnieren zum Einsatz kommen (©ITTF)
15.01.2020 - "Table Tennis Review" – das ist der Name des Videobeweises im Tischtennis, den die ITTF bei den Grand Finals im Dezember zum ersten Mal auch offiziell angewandt hat. Die Feuertaufe scheint geglückt zu sein: Das ITTF-Exekutivkomiteee beschloss am Wochenende im indischen Delhi u. a., dass der Videobeweis auch bei größeren ITTF-Turnieren ("Major Events") im Jahr 2020, darunter den Olympischen Spielen in Tokio, zum Einsatz kommen werde.
Von Seiten der Spieler seien positive Rückmeldungen zum Videobeweis gekommen, heißt es in der ITTF-Pressemitteilung. Man versuche nun, weiter an dessen Qualität zu arbeiten, also etwa die Zeitspanne zu reduzieren, die zwischen der Anfechtung durch einen Spieler und der endgültigen Entscheidung liege. ITTF-Geschäftsführer Steve Dainton fasst zusammen: "Das Table-Tennis-Review-System bringt große Vorteile mit sich und wir können von einer Evolution des Tischtennissports sprechen. Wir haben positive Rückmeldungen von den Spielern bekommen und wir gehen von weiteren Verbesserungen aus, was das Erlebnis der Zuschauer betrifft."
Boll mit seiner Challenge in Zhengzhou erfolgreich
Bei den Grand Finals in Zhengzhou war u. a. schon Timo Boll mit dem Videobeweis in Berührung gekommen. Im (mit 2:3 verlorenen) Doppel-Halbfinale gegen die Taiwaner Liao Cheng-Ting und Lin Yun-Ju wurde einer seiner Aufschläge aufgrund angeblich zu geringer Wurfhöhe moniert, die Schiedsrichterin war sich nicht sicher und entschied auf 'Let'. Boll forderte, das Ganze noch einmal im Video überprüfen zu lassen, und bekam Recht: Er hatte den Ball 17,2 Zentimeter hochgeworfen und damit die nötigen 16 Zentimeter übertroffen.
Insgesamt kann der Videobeweis nach aktuellem Stand bei zwölf verschiedenen Schiedsrichterentscheidungen zum Einsatz kommen, angefangen von Kantenbällen über sämtliche Vergehen bei Aufschlägen bis hin zu Körperberührungen bei Schlägen. Allerdings können momentan nur Entscheidungen angefochten werden, die als Fehler oder Punkt gegen einen Spieler gewertet wurden. Eine Challenge einzufordern, ohne dass der Schiedsrichter zuvor eingegriffen hat – also beispielsweise einen vermeintlich falschen Aufschlag des Gegners zu monieren –, das ist noch nicht möglich.
WM 2022 womöglich in mehreren chinesischen Städten
Eine weitere mögliche Neuerung betrifft die Mannschafts-WM 2022 in China, die 'nur' 32 Teams je Geschlecht umfassen wird und als "World Table Tennis Championships Finals" bezeichnet wird. Das Turnier war im April 2016 an die Stadt Chengdu im Südwesten vergeben worden, könnte aber auf mehrere Städte im Reich der Mitte ausgeweitet werden. Darüber befindet sich die ITTF mit dem chinesischen Verband derzeit in Gesprächen. Der Weltverband erhofft sich von einer WM in mehreren Städten eine höhere TV-Reichweite sowie ein größeres Zuschaueraufkommen und verweist dabei auf die Weltmeisterschaften in anderen Sportarten wie Fußball oder Basketball.
(DK)
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