Was für ein Tag! Kevin Fu besiegte sein großes Idol Timo Boll. (©NDR/Thorsten Jander).
23.10.2019 - Spätestens seit dem vergangenen Samstag dürfte der zwölfjährige Kevin Fu aus Biberach an der Riß der deutschen Tischtennisszene ein Stück weit bekannter geworden sein. In der von Kai Pflaume moderierten ARD-Familienshow ‚Klein gegen Groß‘ durfte sich das Nachwuchstalent im Aufschlagduell mit Timo Boll messen. Das Ergebnis fiel am Ende überraschend hoch aus.
Als Kevin Fu am Samstag zur besten Sendezeit in Aktion über die Fernsehbildschirme flimmerte, wird sich der eine oder andere Tischtennisbegeisterte vielleicht über die Fähigkeiten des Zwölfjährigen gewundert haben. Wie bei ‚Klein gegen Groß‘ üblich, fordern Kinder prominente Gäste in einem Wettkampf heraus. Allerdings nicht auf die klassische, sondern viel mehr auf ungewöhnliche Art und Weise – so auch im Tischtennis. Doch nicht nur Kevin war überrascht, als ihm vor dem Aufeinandertreffen auf einmal sein großes Vorbild Timo Boll gegenüberstand.
„Ich habe es natürlich gehofft, aber ich wusste nicht, dass er mein Gegner ist“, erzählt der Junge. Den Weg seines Idols hat er schon immer ganz genau verfolgt. Kevin Fu schaut sich sehr viel von Boll ab. „Ich habe ihn schon oft spielen sehen und sehe mir viele Videos an. Es war cool, ihn herauszufordern.“ Doch worum ging es überhaupt? Die Challenge hatte es für beide Kontrahenten durchaus in sich. Beide hatten jeweils 90 Sekunden Zeit, so viele Bälle wie möglich per Backspin-Aufschlag in eine Box zu befördern, die auf der eigenen Tischseite platziert war.
„Coole Gespräche“ mit anderen Prominenten
Gar nicht so einfach, doch bei Kevin Fu lief es von Beginn an rund. Er durfte vorlegen und konnte zehn Treffer verzeichnen. Dann musste Boll ran. Und der 38-Jährige hatte seine Probleme mit der Angabe und traf nur einmal. „Der Aufschlag gehört nicht zu seinem Spiel. Trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, zu gewinnen“, freut sich Kevin. Während der ehemalige Weltranglistenerste kaum eine Möglichkeit hatte, den Aufschlag zu trainieren, und zudem erst spät wusste, was ihn erwartete, hatte Kevin Fu genügend Vorbereitungszeit. Um die „ausgefeilte Technik“ zu erlernen, wurde er tatkräftig von seinem Vater Yong Fu unterstützt.
Der 47-jährige ehemalige Zweitligaspieler gehörte in den 1990er-Jahren sogar dem chinesischen Nationalkader an. „Ohne seine Unterstützung hätte ich das nicht geschafft“, sagt Kevin, der auch zu Hause oft mit seinem Vater trainiert. Da wurden auch schon mal bis zu 15 Bälle pro Minute in der Kiste versenkt. „Ich war natürlich sehr aufgeregt. So war es natürlich schwieriger“, meint Kevin Fu. Klar, wenn so viele Promis vor laufender Kamera und vollen Studiorängen mit dabei sind. Bis auf Felix Neureuther und Mario Barth setzten alle auf den Zwölfjährigen – darunter DJ Ötzi und Giovane Elber.
„Trickshot“-Aufschlag nicht für eigenes Spiel geeignet
Als die Sendung Mitte September in Berlin aufgezeichnet wurde, verbrachte Familie Fu direkt ein ganzes Wochenende in der 670 Kilometer entfernten Bundeshauptstadt. Es war ein großes Highlight für alle vier. Für seinen Sieg bekam Kevin übrigens einen Laptop geschenkt. Doch wie kam der TV-Auftritt überhaupt zustande? Die ARD machte sich auf die Suche und fragte bei seinem ehemaligen Verein TTF Liebherr Ochsenhausen an. Nach der Bewerbung setzte sich Kevin Fu gegen drei Mitstreiter durch. Auch die Challenge wurde vom Sender vorgegeben.
Als erster von zehn Kandidaten konnte Kevin den Rest der rund fünfstündigen Sendung entspannt genießen. „So hatte ich es schnell hinter mir“, scherzte der Zwölfjährige, für den es auch abseits des Tischtennis‘ viel auf Schnelligkeit ankommt. Egal ob mit dem Zauberwürfel, bei den Hausaufgaben oder beim Badminton. Auch wenn der Siebtklässler den Backspin-Aufschlag in den Sommerferien intensiv trainiert hat, bezeichnet er ihn eher als „Trickshot“. In sein Spiel wird er den Ball nicht einbauen. „Dafür war die Fehlerquote zu hoch“, sagt er.
Kevin Fu möchte irgendwann zur Weltspitze gehören
Drei Jahre lang war Kevin Fu Jugendspieler in Ochsenhausen. Seit dieser Saison geht er für die zweite Herrenmannschaft des TTC Wöschbach in der badischen Verbandsklasse an den Start. Sein Vater Yong Fu gehört der Drittligamannschaft an. Seit sechs Jahren hält Kevin den Schläger nun schon in der Hand. In seinem jungen Alter nahm er schon an einigen europäischen Jugendturnieren teil. Anfang November geht es für einen Wettkampf in die Slowakei. Der Weg ist sehr lang, trotzdem träumt Kevin von einer großen Karriere: „Ich möchte deutscher Nationalspieler werden und irgendwann zur Weltspitze gehören.“
Als Vater und Coach wird auch Yong Fu diesen Weg mit gehen. Wenn sein Sohn aus der Schule kommt, geht es meistens direkt an den Tisch. Bis zu 20 Stunden Training an sechs Tagen in der Woche stehen auf dem Plan. „Ich unterstütze ihn sehr gerne und überall, wo ich kann“, sagt Fu, der früher selbst mit guten Aufschlägen glänzen konnte und zudem als Trainer am Liebherr Masters College (LMC) sowie bei den TTF in Ochsenhausen tätig ist. In diesem Jahr ist Kevin dort der jüngste Student geworden, verrät seine Mutter Bei Fu-Yang. „Neben dem sportlichen Programm ist uns auch die schulische Entwicklung unserer Kinder sehr wichtig.“
Kevin möchte irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters treten. Seine Formkurve zeigt stetig nach oben. Sollte der Zwölfjährige weiterhin positive Schlagzeilen schreiben, könnte es dann nicht nur bei einem Duell mit seinem Vorbild Timo Boll geblieben sein.
Hier finden Sie das Video auf der ARD-Webseite!
(FKT)
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