Buntes

ITTF startet Offensive gegen nachbehandelte Noppen

Auch in der Halle soll leicht festgestellt werden können, ob die Noppen griffig genug sind (©Fabig)

27.08.2019 - Seit 2008 sind glatte lange Noppen verboten. Dieser Beschluss führte zwar dazu, dass nur noch griffige Langnoppen-Beläge von der ITTF zugelassen wurden, er konnte aber nicht verhindern, dass gerade im Amateurbereich nach dem Kauf noch nachbehandelt wurde. Das Material Department der ITTF will diesem Missstand nun entgegenwirken und sucht nach einem neuen und für jeden Spieler anwendbaren Testverfahren.

UV-Licht, Mikrowelle oder Cockpitspray - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn ‚Noppenfrickler‘ versuchen, ihre Beläge für die Gegner unberechenbar zu machen. Fakt ist, die Nachbehandlung von Belägen ist verboten. Das gilt für Noppen genau wie für ‚glatte‘ Beläge. Um das Tuning von Letzteren kümmert sich die ITTF bereits seit ein paar Monaten, nun rückt sie auch der Nachbehandlung von Noppen zu Leibe. „Denn diese führt dazu, dass das Spiel unberechenbarer wird“, erzählt ITTF-Equipment-Managerin Claudia Herweg. „Wenn der Noppenkopf glatt ist, aber der Hals griffig, ist es sehr schwierig für den Gegner, den Ball einzuschätzen, wenn dieser mit beiden Oberflächen in Berührung gekommen ist. Diese Unberechenbarkeit schadet dem Sport und das müssen wir als ITTF unterbinden.“ 

Problem der Amateure, nicht der Profis

Seit dem Verbot der glatten langen Noppen werden die Beläge vor der Zulassung in einem Labor überprüft, damit keine Modelle mit zu geringer Griffigkeit auf den Markt kommen. Das verhindert aber natürlich nicht, dass Spieler ihre Beläge nach dem Kauf noch nachbehandeln oder nachbehandeln lassen. „Es hat sich hier in Deutschland eine richtige Industrie entwickelt - mit Händlern, die ihre Beläge behandelt und nicht behandelt anbieten“, erzählt Herweg. „Im Profibereich ist das Problem quasi nicht existent, sondern beschränkt sich fast nur auf den Amateurbereich. Und hier erhalten wir sehr negative Zuschriften von Spielern aus China, den USA und Europa, weil sie sich betrogen fühlen, da einer ihrer Gegner mutmaßlich mit glatten Noppen gespielt hat.“

Eine Beschwerde bei der ITTF bringt die Spieler in der Partie selbst bloß nicht weiter, da in der Halle quasi nicht kontrolliert werden kann, ob der Belag griffig genug ist. „Laut Tischtennisregeln kann der Schiedsrichter in der 'Racket Control' einen Belag nicht zulassen, wenn er der Ansicht ist, dass er nicht den nötigen Reibungswiderstand aufweist“, weiß Herweg. „Aber das ist zu vage und nicht fundiert genug. Wir brauchen ein Testverfahren.“ Aus diesem Grund bittet die ITTF seit vorletzter Woche offiziell um Vorschläge und Konzepte zur Überprüfung der Noppenbeläge. Anforderungen sind, dass die neue Methode direkt in der Halle angewandt werden kann, dass das Gerät möglichst leicht zu transportieren und zu bedienen ist und relativ wenig Geld kostet. Als absolutes Maximum werden 1000 Euro veranschlagt, am besten wäre es jedoch, wenn das Gerät für unter zehn Euro zu haben wäre. Zudem sollen sowohl Beläge entlarvt werden, deren Noppen komplett nachbehandelt wurden, als auch solche, bei denen nur die Oberfläche der Köpfe zu glatt ist. Der Belag sollte bei dem Test nicht beschädigt werden und die Überprüfung sollte wiederholbar sein.

Interessante Idee aus Italien

Claudia Herweg ist zuversichtlich, dass im nächsten, spätestens aber im übernächsten Jahr ein Testverfahren zugelassen werden kann. Tatsächlich sind schon ein paar vielversprechende Vorschläge eingegangen, zum Beispiel von der RWTH Aachen, deren Institut für Mechanik die Suche nach einer Prüfmethode als Masterarbeit vergeben möchte. Eine äußerst verheißungsvolle Idee kam zudem aus Italien, wo bereits ein Messgerät im Einsatz ist, mit dessen Hilfe die illegale Nachbehandlung fast komplett unterbunden worden sein soll (siehe Video unten). Bis zum 18. Oktober haben die Tüftler weltweit noch Zeit, ihre Ideen beim Weltverband einzureichen. Sollte ein Messgerät von der ITTF ausgewählt und zugelassen werden, liegt es dann aber in der Hand der nationalen Verbände, ob sie es auch in ihren Ligen anwenden möchten. Das Werkzeug, mit dem der Sport - vor allem im Amateurbereich - deutlich fairer werden könnte, wäre dann aber zumindest endlich gegeben.


(JS)

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