Für welche Option werden sich die Baden-Württemberger entscheiden? (©Pixabay/Gerd Altmann)
25.06.2019 - Die einen träumen von einem großen baden-württembergischen Verband, in dem der BaTTV, SbTTV und TTVWH ab 2020 vollständig aufgehen könnten. Die anderen möchten gerne weiterhin unabhängig wirken. Seit Langem wird über diese Frage in Baden-Württemberg diskutiert, die Antwort ist nun nicht mehr fern. Denn am Samstag wird auf zeitgleich stattfindenden Verbandstagen in Baden, Südbaden und im TTVWH endgültig über die vorgeschlagene Fusion abgestimmt.
Der Countdown ist fast abgelaufen. Seit Monaten haben die Befürworter der Fusion der drei Verbände BaTTV, SbTTV und TTVWH den 29. Juni 2019 vor Augen, an dem sich endlich entscheiden wird, ob all ihre Bemühungen belohnt werden (myTischtennis.de berichtete). An diesem Tag wird sowohl in Baden als auch in Südbaden und im Verband Württemberg-Hohenzollern auf zeitgleich stattfindenden Verbandstagen darüber abgestimmt, ob eine Fusion zustandekommt und man künftig als TTBW Hand in Hand in allen Bereichen zusammenarbeiten wird oder ob man bei der gewohnten Aufteilung bleibt. Was bleibt den Fusions-Befürwortern, bis dahin im Endspurt zu tun? „Wir versuchen, auf den verschiedenen Bezirkstagen ins Gespräch mit den Unentschlossenen und Kritikern zu kommen“, erzählt der Referent ‚Tischtennis Baden-Württemberg‘ Dirk Lion, „wir stehen für Fragen zur Verfügung und stellen die Mehrwerte dar, die eine Fusion für die Bezirke und Vereine bringen würde.“
Hohe Hürden
Und Vorteile gibt es laut Lion auf fast allen Gebieten. Von der Zusammenarbeit im sportlichen Bereich profitieren die drei Verbände schon seit vielen Jahren. Wenn es, wie vorgeschlagen, auch in der Sportentwicklung und in der Verwaltung zu einer Zusammenarbeit käme, wären etwa auch erhebliche finanzielle Einsparungen möglich. „Für mich ist allerdings der wichtigste Vorteil in der Sportentwicklung gegeben“, findet Lion. „Wir könnten die Vereine in Sachen Mitgliedergewinnung und -bindung auf diese Weise viel besser unterstützen, ihnen hilfreiche Angebote machen.“ Dafür soll auch ein Großteil der zu erwartenden Einsparungen genutzt werden. Nach dem Haushaltsplan 2020 könnten durch die zwangsläufig nach der Fusion eintretende Reduzierung von Kosten durch Synergieeffekte etwa 70.000 Euro jährlich eingespart werden. Davon könnten 50.000 Euro für Investitionen in die Sportentwicklung, also für die Vereine und Bezirke, verwendet werden. Dass eine nachhaltige Sportentwicklung nicht nur aus dem Ehrenamt gestemmt werden kann, ist ein gewichtiges Argument der Fusions-Befürworter. Die Strukturen dazu bestünden bereits, würden also keine Zusatzkosten verursachen.
Von diesen Vorzügen ist laut Dirk Lion inzwischen die Mehrheit der Entscheidungsträger in den drei Verbänden überzeugt. Der TTVWH und SbTTV steht zum Großteil sowieso auf der Seite der Fusionsbefürworter, aber auch in Baden zeichnet sich eine Mehrheit ab. „Allerdings reichen 51 % nicht aus“, erklärt der Referent. „In Baden und Südbaden müssen sich 80 % bei der Abstimmung für die Fusion entscheiden, im TTVWH 75 %. Das ist eine hohe Hürde.“ Gerade in Baden, wo noch viele skeptische Stimmen zu vernehmen sind. „Es sind vor allem Einzelpunkte, die in Baden noch Sorge bereiten, zum Beispiel in der Wettspiel- und Schiedsrichterordnung. Zudem glaubt man, dass man nicht mehr den Einfluss wie früher hat“, beschreibt Lion die Argumente der Fusionsgegner. „Diese Angst haben wir auf verschiedenen Ebenen versucht, zu nehmen. Wir wollen wie bisher konstruktiv zusammen- und nicht gegeneinander arbeiten. Sicher verlangt die Fusion auch Kompromisse. Es wird Änderungen geben, die für den einen positiv, für den anderen Verein vielleicht negativ sind. Das ist nachvollziehbar. Aber wir treffen hier eine Entscheidung über das große Ganze, über ein sportpolitisches Konzept für die nächsten Jahrzehnte. Da sollte man sich nicht an Einzelpunkten aufhängen, die jederzeit weiter in Ausschüssen bearbeitet werden, wie bisher auch“
Auch eine Lösung mit zwei Verbänden denkbar
Über Einzelheiten in den verschiedenen Ordnungen und in der Satzung hat man sich längst gemeinsam beraten, natürlich mit Vertretern aus allen drei Verbänden. Zudem soll das Team, mit dem sich TTBW-Präsident Rainer Franke im Fall der Fälle zur Wiederwahl stellen würde, aus drei Badenern, zwei Südbadenern und zwei Württembergern bestehen. „Auch die badische Geschäftsstelle in Leimen würde bestehen bleiben, während die Hauptgeschäftsstelle in Stuttgart wäre“, führt Lion ein weiteres Beispiel für einen Kompromiss an, der bereits gefunden wurde. Sollte sich der badische Verband am Samstag dennoch gegen eine Fusion entscheiden, gäbe es allerdings auch noch eine andere Alternative. „Südbaden und Württemberg haben sich für diesen Fall eines ‚Neins‘ in einem der drei Verbände einstimmig für den ‚kleinen‘ BaWü-Verband, bestehend aus zwei Landesverbänden, ausgesprochen. Das wäre allerdings nur die ‚B-Lösung‘, wir hoffen natürlich alle auf Plan A.“
Falls Plan B eintritt, müsse sich der dritte Verband allerdings keine Sorgen machen, dass die Tür nun für immer ins Schloss gefallen sei. „Egal, wie es ausgeht, wir respektieren die Entscheidung und halten die Tür immer offen“, erklärt Lion. „Allerdings besteht die große Sorge, dass die Konditionen dann längst nicht mehr so günstig sein werden wie jetzt und der letzte Verband in die Rolle eines Bittstellers gerät.“ Nur noch wenige Tage bleiben, bis in Baden-Württemberg Klarheit darüber herrscht, ob es im Bundesland künftig einen, zwei oder weiterhin drei Tischtennisverbände geben wird. Wer sich bis dahin informieren möchte, findet zahlreiche Beiträge zum Thema auf der TTBW-Webseite.
(JS)
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