Buntes

Erste Tuning-Tests: 20 % der Beläge fallen durch

20 % der getesteten Schläger bei den Croatia Open bestanden den Test nicht (©Fabig)

29.05.2019 - Der Weltverband hat in seiner Pilotphase zu neuen Maßnahmen gegen nachbehandelte Beläge erste Ergebnisse vorzuweisen. Die ITTF-Equipment-Managerin Claudia Herweg berichtet auf der ITTF-Webseite, dass 20 % der bei den Croatia Open im abgelösten Zustand getesteten Beläge die Überprüfung nicht bestanden haben. Konsequenzen müssen die Spieler allerdings nicht fürchten. In der Pilotphase soll lediglich die aktuelle Situation erfasst und das Testverfahren geprüft werden.

2016 hatte Timo Boll mit einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Aufsehen erregt, als er vermutete, dass etwa 80 % der Schläger im Spitzensport, die die üblichen Schlägertests bestehen, nicht regelkonform sind. Schuld sei nicht mehr das Frischkleben, sondern das Tunen, also die Nachbehandlung von Belägen mit Chemikalien, die dazu führen, dass der Belag sich aufbläht und damit der Katapulteffekt verstärkt wird. „Um das nachzuweisen, müsste man den Belag vom Schläger lösen und ihn ins Labor schicken“, erzählte Boll damals im Interview. „Das fordere ich schon lange. Aber das hält der internationale Verband für unzumutbar.“ Nicht mehr! Drei Jahre nach Bolls Kritik testet die ITTF ein Prüfverfahren am abgelösten Belag und konnte bei den Croatia Open bereits erste Erkenntnisse gewinnen.

Ab dem Viertelfinale wurden in Zagreb die Spieler nach ihrem Ausscheiden darum gebeten, einen ihrer Beläge vom Holz abzutrennen. Während die bisher üblichen Tests am vollständigen Schläger ausgeführt werden, können die Dicke und das Vorhandensein giftiger Stoffe am abgetrennten Belag genauer überprüft werden. „Auf der Profiebene macht es einen großen Unterschied, ob man 4,0 mm oder 4,2 mm dicke Beläge benutzt“, weiß ITTF-Equipment-Managerin Claudia Herweg. „Die aktuelle Messmethode lässt Möglichkeiten zum Mogeln zu. Wir müssen sicherstellen, dass alle benutzten Beläge den ITTF-Regeln folgen, was bedeutet, dass sie nicht dicker als 4,0 mm sind.“ Bei den Croatia Open wurden insgesamt 31 Schläger auf diese neue Art und Weise überprüft. „Sechs Beläge lagen außerhalb unserer Richtlinien, was ungefähr 20 % entspricht“, verrät Herweg. „Das ist meiner Ansicht nach schon ziemlich viel.“ Konsequenzen müssen die Spieler in der Pilotphase allerdings nicht fürchten.

Positiv bewertet die Materialexpertin den Umgang der Spieler mit dem neuen Testverfahren. „Es ist ein sensibles Thema, aber wir müssen diese Dinge testen, bevor wir entscheiden können, ob sie wirklich eingeführt werden. Es war positiv, zu sehen, dass die Spieler dies mit bedacht haben, auch wenn es ein paar Rückfragen zum Hintergrund des Tests und des neuen Verfahrens gab“, findet Herweg. „Am Ende verstehen die Topspieler sehr gut, dass die aktuelle Messmethode nicht präzise ist und sie nicht gegen Unfairness schützt.“ Die Croatia Open werden nicht das letzte Turnier gewesen sein, bei dem die ITTF das neue Prüfverfahren testet. Bei welchem Wettkampf die nächsten Tests am abgelösten Belag durchgeführt werden, wurde allerdings noch nicht verraten. Je mehr Daten gesammelt werden, um so gesichertere Aussagen können darüber getroffen werden, ob sich der Anteil der nachbehandelten Beläge eher bei den von Boll geschätzten 80 % oder den in Zagreb ermittelten 20 % bewegt - und ob das auf dem Prüfstand stehende Messverfahren eine geeignete Methode ist, dies herauszufinden.

Zum Artikel auf der ITTF-Webseite

(JS) 

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