Buntes

Daniel Kleinert: Ein junger Abwehrer auf Erfolgskurs

Daniel Kleinert konzentriert sich in seinem Spiel auf die Defensive (©Arnold)

21.02.2019 - Abwehrspieler scheinen im Tischtennis eher auf dem absteigenden Ast zu sein. Trotzdem gibt es noch immer junge Leute, die sich für ein defensives Spielsystem entscheiden - und damit durchaus erfolgreich sind. Daniel Kleinert ist solch ein Spieler. Er ist 20 Jahre alt, spielt für den ASV Grünwettersbach in der 3. Liga und gewann vor kurzem die baden-württembergischen Meisterschaften. Im Interview erzählt er, warum er sich für die klassische Abwehr entschieden hat.

myTischtennis.de: Abwehrspieler findet man in deiner Altersklasse, also um die 20 Jahre, ja eher selten. Wie bist du darauf gekommen, diesen Stil zu spielen?

Daniel Kleinert: Meine Eltern sind auf die Idee gekommen. Die beiden haben mich trainiert, seit ich sieben, acht Jahre alt war. Meine Mutter war Vereinstrainerin, da bin ich mitgegangen - und auch in unserem Wohnzimmer stand ein Tischtennistisch, an dem man immer spielen konnte. Als ich zehn Jahre alt war, schlugen mir die beiden vor, auf Abwehr umzusteigen. Ich hatte da tatsächlich große Lust zu und habe es einmal versucht - und wie man ja inzwischen sieht, war das keine schlechte Idee. 

myTischtennis.de: Weißt du, was die Motivation deiner Eltern war, dir das vorzuschlagen? Sind sie selbst Abwehrspieler?

Daniel Kleinert: Nein, sie sind beide Offensivspieler, haben es aber auch beide schon mal versucht - meine Mutter auch recht erfolgreich, sie hat sich so für die Landesrangliste in Niedersachsen qualifiziert. Nein, der Grund, warum sie mir das vorgeschlagen haben, war, dass meine Rückhand nicht so gut war und ich mich nicht viel bewegt habe. Als Abwehrspieler musste ich das dann zwangsläufig ändern.

myTischtennis.de: Wie ist es als junger Abwehrspieler unter lauter Offensivspielern? Musstest du dir auch schon mal doofe Sprüche anhören? 

Daniel Kleinert: Nein, das musste ich eigentlich nie.

myTischtennis.de: Moderne Abwehr sieht man schon mal häufiger, du spielst allerdings ziemlich klassisch. Was reizt dich am defensiven Spiel?

Daniel Kleinert: Im Grunde die Vielfalt, die man hier zeigen kann. Aber ich mag es auch, viele Bälle zurückzuspielen - gerade von hinten - und den Gegner zu frustrieren.

myTischtennis.de: Was für Spiele schaust du dir selbst am liebsten an? Angriff gegen Abwehr? Und hast du ein Vorbild?

Daniel Kleinert: Ich schaue mir tatsächlich alles gerne an - also auch offensives Tischtennis. Ansonsten interessiere ich mich sehr für die 2. Liga, Evgueni Chtchetinine sehe ich gerne, aber der spielt leider nicht mehr so oft. An ihm habe ich mich auch in meinem Spiel ein bisschen orientiert. Und in Sachen Vorbild kommt man natürlich nicht an der Abwehrlegende Joo Saehyuk vorbei.

myTischtennis.de: Mit was für Material spielst du?

Daniel Kleinert: Ich bin TSP- bzw. VICTAS-Vertragsspieler und spiele ein VICTAS Matsushita Spezial mit einem V > 15 Extra auf der Vorhand und einem Curl P1R auf der Rückhand.

myTischtennis.de: Wie hat sich denn der Plastikball auf dein Spiel ausgewirkt? Musstest du da viel umstellen?

Daniel Kleinert: Anfangs hatte ich schon Probleme. Ich denke, für jeden war es ein krasser Umstieg von Zelluloid auf Plastik. Inzwischen habe ich mich auch an den ABS-Ball gewöhnt und habe keine Probleme mehr. Beim Plastikball habe ich etwa zwei Monate intensives Training gebraucht, beim ABS-Ball ging das noch schneller.

myTischtennis.de: Aktuell läuft es ziemlich gut bei dir. Vor kurzem hast du die baden-württembergischen Meisterschaften gewonnen und dich so für die DM in Wetzlar qualifiziert. Was, glaubst du, ist der Grund?

Daniel Kleinert: Ich trainiere seit eineinhalb Jahren unter sehr professionellen Bedingungen in Grünwettersbach unter Chefcoach Rade Markovic. Wahrscheinlich hat sich das ganze Training jetzt einfach mal ausgezahlt und hat zu einem Leistungsschub geführt. Darin sehe ich zumindest den Hauptgrund. Was noch hinzukommt, ist, dass ich jetzt in der 3. Liga vorne spiele, was ich eigentlich schon zur Hinrunde erreichen wollte. Dass es nun zur Rückrunde geklappt hat, hat mir auch noch mal einen Motivationsschub gegeben. 

myTischtennis.de: Sind das deine ersten deutschen Meisterschaften?

Daniel Kleinert: Nein, letztes Jahr war ich auch schon qualifiziert. Da bin ich aber kläglich gescheitert und mit 0:3 und 0:9 in der Gruppe rausgeflogen. Auch im Doppel bin ich gleich im ersten Spiel gescheitert. Von daher ist mein Ziel für Wetzlar, erst mal ein Spiel zu gewinnen.

myTischtennis.de: In einem Kader warst du aber nie?

Daniel Kleinert: Als ich angefangen habe, war ich mit elf, zwölf Jahren für ein halbes oder Dreivierteljahr im TTVN-Landeskader. Allerdings wollte man dort, dass ich mein System umstelle und mehr wie Ruwen Filus spiele, also gar nicht mehr mit der Vorhand abwehre. Aber das wollte ich nicht. Und so waren sich dann beide Seiten einig, dass ich aus dem Kader wieder rausgehe.

myTischtennis.de: Glaubst du, dass es Abwehrspieler schwerer haben als Offensivspieler, in einen Landes- oder Bundeskader zu kommen?

Daniel Kleinert: Das weiß ich nicht. Es werden ja auch immer wieder mal Abwehrspieler in die Kader aufgenommen, wie zum Beispiel Balazs Hutter oder Jonah Schlie. In der Jugend hat man schon Chancen, es auch bis in die Nationalmannschaft zu schaffen. Da haben die Bundestrainer gerne auch einen Abwehrspieler in ihren Reihen. Bei den Erwachsenen schätze ich die Chancen geringer ein. 

myTischtennis.de: Wenn man hoch hinaus will, könnte das Spielsystem einem also womöglich im Weg stehen. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, umzusteigen? Oder was sind überhaupt deine Ambitionen in Sachen Tischtenniskarriere?

Daniel Kleinert: Nein, ans Umsteigen habe ich nie wirklich gedacht. Mein Ziel ist, so hoch wie möglich zu spielen und nicht unbedingt an internationalen Turnieren teilzunehmen. Klar, das wäre auch mal schön, ist aber nicht meine primäre Motivation. Nach dem Abi war mein Traum, mich für zwei Jahre nur auf Tischtennis zu konzentrieren. Die sind bald vorbei und dann will ich schauen, wie es weitergeht, ob ich mir einen Ausbildungsplatz suche oder ob vielleicht doch noch ein Zweitligaverein bei mir anklopft. Denn dafür würde ich die Ausbildung noch einmal verschieben.
 

Wer sich dafür interessiert, wie Daniel Kleinert spielt, bekommt auf seinem YouTube-Kanal „The Chopper“ einen guten Eindruck.

(JS)

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