Nach seinem Turniersieg fühlt sich Christopher Triep fast wie ein Star (©privat)
22.11.2018 - In China ticken die Uhren ein bisschen anders. Das gilt nicht nur für die Kultur und das Essen, sondern auch für das Unileben und Tischtennis. Diese Erfahrungen macht aktuell der 24-jährige Student Christopher Triep, der ein fünfmonatiges Auslandssemester in der chinesischen Millionenstadt Ningbo absolviert. Für den Bayerischen Tischtennisverband bloggt der Oberligaspieler des TSV Gräfelfing über viele interessante Erlebnisse an und neben dem Tisch.
Welche Strukturen gibt es im Tischtennissport in China? Auf welchem Niveau bewegen sich die Spieler, auf die man bei normalen Turnieren trifft? Und was passiert in den Trainingseinheiten? Christopher Triep gibt in seinem Blog, den er für den BTTV in den vergangenen Wochen geführt hat, Antworten auf viele Fragen, die man sich bezüglich Tischtennis in China stellt. Der Masterstudent für Management und Technologie, der seit seinem 21. Lebensjahr auch Abteilungsleiter des TSV Gräfelfing ist, besucht in seiner chinesischen Uni in Ningbo nicht nur Seminare, sondern nutzt auch die Trainingsangebote. So trainiert er gemeinsam mit der Schulmannschaft, die nach seiner Einschätzung auf Verbandsoberliganiveau spielt, und erhält so ganz nebenbei viele Informationen und Erfahrungen, die auch für Tischtennisspieler hierzulande sehr interessant sind. Eine kleine Kostprobe aus der aktuellen - und letzten - Folge seines Blogs und ein Video mit seinen Eindrücken präsentieren wir Ihnen auf myTischtennis.de. Falls Sie weiterlesen möchten, finden Sie die Links zum Blog auf der BTTV-Webseite unter dem Video.
Leseprobe:
„Bei dem Besuch eines der größten Tischtennisvereine von Ningbo durfte ich in der höchsten Klasse (sprich Herren A) ein Art Bavarian TT-Race-Turnier mitspielen. Ich denke, die Spieler hatten alle so ein Niveau von 1800 bis 2000 TTR-Punkten. Es gab die unterschiedlichsten Spielweisen von Penholdern mit Noppen bis hin zu klassischen Abwehr- und Angriffspielern. Dies machte das Turnier für mich sehr interessant. Insgesamt wurde immer auf zwei Gewinnsätze gespielt. Vor dem Turnier wurde jeder Gegner auf ein Level eingestuft (vergleichbar mit TTR-Werten). Das Besondere dabei war, dass bei unterschiedlichen Leveln mit Vorgaben gespielt worden ist. Am Ende konnte ich mit einer meiner besten Saisonleistungen sogar das Turnier gewinnen. Ich bekam als Preisgeld ganze 200 Yuan (ca. 25€) und wieder eine Menge Anerkennung. Mit viel Übersetzungshilfe konnte ich anschließend zusammen mit einem sehr ekligen Reisschnaps noch einige sehr interessante Gespräche mit den chinesischen Spielern führen.
Trainingsmatches um Geld
Im normalen Trainingsalltag angekommen, habe ich mich neulich gewundert, warum die Spieler nach einem Satz immer zu ihren Handys greifen. Den Grund dafür konnte ich nun in Erfahrung bringen. Die Chinesen spielen in dem Fall um Geld, jeder Satz zählt, und der Verlierer muss dem Gewinner fünf Yuan (ca. 60 Cent) bezahlen. Nach jedem Satz wird quasi „abgerechnet“. Die Bezahlung erfolgt über WeChat, das ist ein Messenger ähnlich wie WhatsApp bei uns. Mit WeChat sind auch schnelle Überweisungen möglich. Ein Spieler überweist, der andere muss die Überweisung annehmen, daher sind in der Satzpause beide Spieler am Handy. Das Spiel heißt ????? (eine sinnvolle Übersetzung wäre: „Spiel um den roten Umschlag“). Irgendwie verrückt das Ganze.
Auf ein Lob kann man lange warten
Eine weiterer großer Unterschied ist die Mentalität im Training und Wettkampfspielen. Normalerweise bin ich es eigentlich immer gewöhnt, dass bei hoher Trainingsintensität und hoher Trefferquote das Gegenüber auch mal gelobt wird. Hier kannst du auf ein Lob lange warten, egal wie gut du spielst. Des Weiteren sind die Chinesen, gegen die ich bis jetzt gespielt habe, während des Spiels sehr still und konzentriert. Man hört sehr selten einen chinesischen Spieler fluchen. Da falle ich als durchaus extrovertierter Spieler natürlich extrem auf.“
Zu Blog 1 über das Campusleben
Zu Blog 2 über das Führen eines Vereins aus der Ferne
Zu Blog 3 über Tischtennis in China, Teil 1
Zu Blog 4 über Tischtennis in China, Teil 2
(JS)
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