Da ist Jubeln angebracht: Der TuS Uentrop um Trainer Alexander Daun bleibt in der 2. Liga (©Golz)
07.03.2018 - Mitte Dezember war das Ende der Zweitligamannschaft des TuS Uentrop eigentlich schon beschlossene Sache: Aus finanziellen und organisatorischen Gründen sollte das Team in der kommenden Saison nicht mehr gemeldet werden. Doch Trainer Alexander Daun wollte nicht einfach kampflos aufgeben und startete eine Rettungsaktion, die nun ihr Happy End gefunden hat. Wie der Vorstand gestern beschloss, geht es für den TuS Uentrop 2018/19 in der zweiten Liga weiter!
Die große Erleichterung und das unbändige Glücksgefühl, auf dem Alexander Daun seit gestern Abend reitet, waren auch mit einigen Kilometern Abstand und durch das Telefon deutlich zu spüren. „Ich habe richtig gute Laune“, bestätigte der Trainer der Zweitligadamen des TuS Uentrop dann auch noch einmal. Kein Wunder. Denn gestern war der große „Tag der Entscheidung“, auf den Daun seit anderthalb Monaten hingearbeitet hat. Würde er es schaffen, die drei Bedingungen zu erfüllen, die ihm vom Vorstand aufgetragen wurden, um die Zweitligazukunft seiner Mannschaft doch noch zu sichern? Wie man an der guten Laune des 30-Jährigen unschwer erkennen kann: Ja, er hat es geschafft - und damit nahm der Verein seine Entscheidung zurück und meldet die Mannschaft bis zur Frist am 15. März wieder in der 2. Liga an.
Zusammen zum Ziel
„Ganz am Anfang stand ich mit meiner Idee, eine Rettungsaktion zu starten, noch alleine da und stieß auch auf viel Skepsis“, erinnert sich Daun. „Doch auf dem Weg sind mir viele zur Seite gesprungen, die helfen wollten. Und jeder von ihnen war Gold wert. Eines kann ich nun mit Sicherheit sagen: Wenn ich das alles alleine hätte organisieren müssen, hätte ich es nie geschafft.“ Die ersten beiden Aufgaben, die er bis zum 6. März erfüllen musste, waren schnell erledigt: Daun stellte einen neuen Fördervereinsvorstand zusammen, dem er künftig vorsitzen wird, und holte die Zusagen der Spielerinnen ein, auch in der kommenden Saison für den TuS antreten zu wollen.
Die dritte Aufgabe stellte sich als die mit Abstand kniffligste heraus: Für den Zweitligabetrieb sind 40.000 Euro vonnöten, die er in anderthalb Monaten beschaffen musste. Da die Rückzugserklärung ja aber bereits im Dezember auch an die alten Sponsoren gegangen war, hatten diese ihre Budgets meist schon anderweitig verplant. „Es war nicht einfach, sie wieder ins Boot zu holen. Aber wir sind durch jede Tür gelaufen, die auch nur einen kleinen Spalt offen stand, und haben es schließlich geschafft“, erzählt der Trainer. Neben den alten Sponsoren konnten auch ein paar neue gewonnen werden, die zum Teil sogar Interesse an einer längerfristigen Zusammenarbeit zeigten. Der Rest der Summe kam durch einmalige Spenden zusammen, die unter anderem bei einem Heimspiel des Handballzweitligisten ASV Hamm-Westfalen gesammelt werden konnten. Für dieses Event, an dem der TuS Uentrop auf einen Schlag über 2500 Menschen erreichen konnte, hatten Daun und seine Partnerin 1400 Tischtennisbälle in abendlicher Fleißarbeit mit dem Wort „Danke“ beschriftet, damit jeder Spender auch eine Kleinigkeit mit nach Hause nehmen konnte. Nur ein Beispiel für den Einsatz, den der Trainer und seine Helfer in diesen anderthalb Monaten an den Tag legten.
Kurze Verschnaufpause, dann geht es erst richtig los
„Es war wirklich eine krasse Zeit. Ich hatte jeden Tag damit zu tun, vor allem am Abend lief das Telefon heiß oder ich bin nach Hamm gefahren, um persönlich mit den Leuten zu sprechen“, erzählt Daun. „Dabei muss ich ja auch ganz normal arbeiten. Ich bin froh, dass ich jetzt erst einmal durchatmen und vielleicht auch mal einen Abend in der Sauna oder im Kino verbringen kann.“ Die Anspannung fiel erst gestern Abend von ihm ab, denn auch wenn die 40.000 Euro beschafft worden waren, musste noch die Versammlung bestehend aus dem Vorstand des Hauptvereins, der Tischtennisabteilung und des noch amtierenden Fördervereins grünes Licht geben. „Ich habe meine Ergebnisse vorgetragen, aber es gab noch ein paar kritische Nachfragen. Dann hat sich der Hauptvereinsvorstand, der letztlich das ‚Go‘ gibt, noch einmal zurückgezogen. Das war total aufregend, ich war so angespannt“, gibt Daun zu. „Als sie dann mit einem Lächeln zurückkamen, war die Freude natürlich riesengroß. Ich habe auch die Mannschaft sofort heimlich per Smartphone informiert. Unsere WhatsApp-Gruppe ist förmlich explodiert.“
Die nächste Saison ist also gesichert, für den neuen Fördervereinsvorsitzenden, der Mitte April offiziell ins Amt gewählt wird, geht die Arbeit nun aber eigentlich erst richtig los. Denn natürlich soll der TuS Uentrop keine ‚Einjahresfliege‘ werden, sondern dauerhaft in der zweiten Liga bleiben können. So müssen weitere potenzielle Geldgeber angesprochen und gewonnen werden, damit der Anteil an Einmalspenden im nächsten Jahr auf andere Weise erbracht werden kann. Das ‚täglich Brot‘ der Ehrenämtler in vielen Vereinen also, das oft unterschätzt wird. „Meine absolute Hochachtung vor jedem, der irgendein Ehrenamt übernimmt - ob das jetzt der Jugendtrainer oder Kassierer ist“, sagt Daun nach seinen eigenen Erfahrungen. „Die Ehrenämtler sterben aus. Es ist das Gemeinschaftsgefühl, das man in unserer Gesellschaft wieder mehr fördern muss. Wenn man es schafft, eine Euphorie zu entfachen, einen gewissen Zusammenhalt und ein Miteinander in eine Gruppe zu bringen, dann würde es auch vielen Vereinen besser gehen. Es muss Verantwortung übernommen werden und es müssen auch die Meinungen und Gedanken anderer zugelassen werden. Ich bin sicher nicht in der Position, anderen zu erzählen, wie der Hase läuft. Aber das sind die Erfahrungen, die ich in den vergangenen Wochen gesammelt habe.“ Und etwas gibt ihm auf jeden Fall recht: der Erfolg. Vielleicht ist ja auch so manche andere Mannschaft auf diese Weise vor dem Rückzug aus ihrer Liga zu retten. Alexander Daun hat es vorgemacht - manchmal braucht es eben nur jemanden, der den Mut hat, vorneweg zu gehen.
(JS)
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