Für Andreas Preuß wäre die Kombi Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov bei Borussia Düsseldorf ein Traum (©Fabig)
12.02.2016 - Bei Borussia Düsseldorf wird sich zur neuen Saison einiges ändern: Nur Timo Boll bleibt, Kamal Achanta hilft von Indien aus mit - und drei neue Spieler stoßen dazu. Borussia-Manager Andreas Preuß hat uns ausführlich erklärt, warum die Düsseldorfer umbauen und warum sie sich für diese drei ausländischen Spieler entschieden haben - und nicht für eine neue deutsche Hoffnung. Zudem verrät er, wie sein Dreamteam aussehen würde.
myTischtennis.de: Mit nun vier ausländischen Spielern kann man ja nicht mehr von einer „Borussia Deutschland“ sprechen. Was ist aus eurer Linie geworden, auf deutsche Spieler - vor allem auch mit Zukunftsperspektive - zu setzen?
Andreas Preuß: Diese Linie gibt es auch weiterhin. Das deutsche Gesicht in unserem Team bleibt Timo Boll. Wir hatten das vor Patrick Franziskas Entschluss natürlich etwas anders geplant, aber danach mussten wir uns fragen: Brauchen wir noch einen deutschen Spieler um jeden Preis? Ich denke, wir brauchen eine Balance aus den Faktoren Erfolg mit nationaler und internationaler Ausrichtung und jungen, entwicklungsfähigen Spielern. Das wird weiterhin unsere Linie sein. Aber klar ist damit auch, dass wir nächstes Jahr nicht mehr Borussia Deutschland sein werden. Vielleicht ist die Idee, junge deutsche Spieler in Hagen aufzubauen und reifen zu lassen, bis sie stark genug sind, bei uns zu spielen, aber auch die bessere Option. Ich bin davon überzeugt, dass junge Spieler viel spielen müssen.
myTischtennis.de: Machst du dir Sorgen über fehlende Identifikationsmöglichkeiten der Zuschauer mit dem neuen Borussia-Team?
Andreas Preuß: Überhaupt nicht - weil alle absolute Identifikationsfiguren sind. Ich gehe davon aus, dass alle länger bei uns bleiben, was schon einmal eine wichtige Voraussetzung für Identifikation ist. Zudem sind alle drei Typen. Mit Timo Boll identifiziert sich jeder - und wenn er spielt, ist immer gute Stimmung. Aber richtig Rambazamba ist oft erst, wenn Kamal in der Box steht. Er hat es auf seine Art geschafft, dass sich die Leute mit ihm identifizieren.
myTischtennis.de: Wie leicht hat es Borussia Düsseldorf als einer der professionellsten Clubs Europas eigentlich auf dem Markt, attraktive Spieler zu bekommen?
Andreas Preuß: Es ist nicht so, dass jeder Spieler sofort alles stehen und liegen lässt, wenn ich bei ihm anrufe. Bei den Jüngeren ist das schon mal eher der Fall, weil sie darin eine große Chance sehen, allein schon wegen der professionellen Trainingsbedingungen. Die Topleute können dagegen überall trainieren und manche gehen lieber den Weg des geringsten Widerstands und geringerer Belastung. Denn bei uns ist schon Druck auf dem Kessel. Der Erfolgsanspruch ist hoch - das ist nicht für jeden was.
myTischtennis.de: Was ist mit Dimitrij Ovtcharov? Wäre er nicht auch wieder eine Option für Borussia Düsseldorf?
Andreas Preuß: Ab 2018 ist auch Dima eine ernsthafte Option. Timo ist gesetzt und wird hoffentlich bis zu seinem Karriereende bei uns bleiben - das ist zumindest mein Wunsch. Es ist somit keine Option, Timo durch Dima zu ersetzen. Aber vielleicht ergeben sich in zwei, drei Jahren auch Möglichkeiten, dass wir mit beiden spielen können. Das wäre mein Dreamteam.
myTischtennis.de: Schaut ihr euch auch in China um?
Andreas Preuß: Wir schauen uns überall um, aber mit asiatischen Spielern haben viele Vereine schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist in der Vergangenheit so manches Mal passiert, dass diese Spieler zu den wichtigen Partien nicht gekommen sind, weil sie in der Heimat andere Verpflichtungen hatten. Das ist natürlich fatal, wenn man dann in einem TTBL-Finale oder ähnlichem ohne ihn auskommen muss. Wenn derjenige hierhin zieht und sich integriert, ist das natürlich was anderes. Aber Spieler nur einzufliegen, ist nicht unser Ding.
(JS)
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