Ein Team, zwei Mannschaften: Der MTV Tostedt spielt in der zweiten und dritten Damen-Bundesliga. (©Schaar)
20.03.2025 - Vor knapp einem Jahr wurde Hannover 96 Meister in der Damen-Regionalliga. Doch ein Aufstieg war aus finanziellen und organisatorischen Gründen nicht denkbar. Um den Spielerinnen dennoch die höhere Liga zu ermöglichen, übertrug 96 die Spielklasse dem MTV Tostedt. Seit dem gibt es in Tostedt wieder zwei Damenmannschaften - und das in der zweiten und dritten Bundesliga durchaus hochklassig. Teamchef Michael Bannehr ist mit der Entwicklung mehr als zufrieden, wenngleich das Projekt einige Herausforderungen mit sich brachte.
Dreimal veranstaltete der MTV Tostedt in dieser Saison ein großes Tischtennis-Event. Die erste und zweite Damenmannschaft trugen ihre Heimspiele parallel aus. Vier Tische, hochklassiges Tischtennis der zweiten und dritten Bundesliga, jede Menge Unterhaltung und Spannung. „Irgendwo war es immer etwas los“, blickt Teamchef Michale Bannehr auf die Veranstaltungen zurück.
Dass diese Events überhaupt möglich waren, lag jedoch zunächst nicht in seiner Hand. Bis zu dieser Saison spielte der MTV Tostedt mit nur einer Damenmannschaft in der zweiten Bundesliga. Dass es nun eine zweite Mannschaft gibt und dann auch noch direkt in der dritten Bundesliga, lag in erster Linie an Hannover 96. Die Niedersächsinnen wurden überraschend Meister der Regionalliga. Doch aus finanziellen und organisatorischen Gründen war ein Aufstieg nicht möglich. 96 übertrug kurzerhand die Spielklasse auf den MTV Tostedt und ermöglichte so den Einstieg der zweiten Damenmannschaft in der dritten Liga.
Leichterer Wiedereinstieg in Liga drei
Doch wer Bannehr zuhört, wenn er über die Entwicklung dieses Projekts spricht, der bekommt schnell den Eindruck, hier geht es nicht um zwei Mannschaften, sondern um ein Team, das in zwei Ligen antritt. „Viele Spielerinnen der Zweiten spielen auch in der Ersten.“ In der zweiten Liga sind nur die benötigten vier Spielerinnen gemeldet, der Rest eine Liga tiefer. Dadurch sind die Doppeleinsätze möglich. Und die seien ein Glück, so Bannehr. Gerade für Spielerinnen, die nach einer Verletzung oder einer Schwangerschaft oder ähnlichem zurückkommen, nutzen gerne die Gelegenheit, erst in der dritten Liga wieder einzusteigen.
Natürlich habe die Übernahme der Spielerinnen auch Herausforderungen mit sich gebracht - vor allem der organisatorischen Art. Jetzt muss der Spielbetrieb für zwei Mannschaften organisiert werden. Mehr Spielerinnen heißen außerdem mehr Krankheitsfälle, die aufgefangen und die Aufstellungen so entsprechend umgeplant werden müssen. „Die meisten Spielerinnen sind außerdem sehr jung. Da muss zu den Auswärtsspielen immer jemand mitfahren“, so Bannehr. Und gerade bei solchen Events wie den zeitgleichen Heimspielen benötigen beide Teams zudem insgesamt acht Spielerinnen, die einsatzfähig sind. Doch den Aufwand bereut Bannehr auf keinen Fall. „Es war total richtig, dass wir das gemacht haben.“
Sportlich angekommen - Klassenerhalt dennoch ungewiss
Und auch sportlich läuft es gut für die zweite Mannschaft. „Seit Dezember sind wir in der Liga angekommen. Seitdem haben wir viele Punkte gesammelt.“ Das Ziel sei gewesen, in der Hinrunde „erstmal zu überleben und an den Start zu kommen“, um dann in der Rückrunde zu schauen, was möglich ist - ein Plan, der aufgegangen ist. Mittlerweile steht Tostedt II auf dem achten Rang und somit einem Nicht-Abstiegsplatz. Der Klassenerhalt liegt im Bereich des Möglichen und gleichzeitig doch nicht nur in der Hand der zweiten Mannschaften.
Denn auch die erste kämpft eine Liga höher um den Klassenerhalt. Steigt sie ab, müsse auch die zweite eine Liga runter. Doch Bannehr zeigt sich optimistisch. Konkrete Pläne könne er wegen der fehlenden Gewissheit der Ligazugehörigkeit noch nicht benennen. Wenn möglich, soll das Projekt zweite und dritte Bundesliga in Tostedt allerdings auch in der neuen Saison eine Fortsetzung finden.
Hannover gab bereits zum zweiten Mal eine Mannschaft ab
Kurios: Für Hannover war es nicht das erste Mal, dass sie im vergangenen Jahr eine komplette Damenmannschaft an einen neuen Verein abgegeben haben. Bereits zwei Jahre zuvor wechselte die komplette damalige 96er-Mannschaft von Hannover zum Ligakonkurrenten TTK Großburgwedel, allerdings ohne die Spielklasse abzugeben. Auch damals waren finanzielle Gründe ausschlaggebend. Für Hannover ging es in der Regionalliga weiter, wo sie zwei Jahre später die unerwartete Meisterschaft feierten, die dem MTV Tostedt zu überraschendem sportlichen Nachwuchs verhalf.
(AT)
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