Für die erste Damenmannschaft des TuS Uentrop geht es doch in der zweiten Bundesliga weiter (©René Golz)
06.02.2025 - Der Aufstieg oder Ligaverbleib ist im höherklassigen Tischtennis nicht immer nur eine Frage der sportlichen Herausforderung. Auch die finanziellen und organisatorischen Hürden sind oft hoch. Im vergangenen Jahr traf es mit Jena, Böblingen (Damen) und Mainz (Herren) gleich drei Erstligisten, die sich zurückzogen. Bereits zum zweiten Mal kämpfte nun der TuS Uentrop gegen einen Rückzug aus der zweiten Bundesliga - und hat diesen Kampf dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion vorerst erneut gewonnen.
Es hätte ein richtig bitteres Jahr werden können für Nadine Sillus. An Heiligabend verletzte sich die Zweitliga-Spielerin des TuS Uentrop beim Paddle-Tennis. Ob sie in dieser Saison noch ein Meisterschaftsspiel bestreiten kann, ist nicht absehbar. Ausgerechnet das Uentroper Urgestein drohte die vermeintlich letzten Spiele ihres Vereins in der 2. Bundesliga zu verpassen, denn Anfang Dezember verkündete der TuS das Aus der hochklassigen Damenmannschaft. „Das wäre richtig bitter gewesen, aber zum Glück ist es ja nicht so gekommen“, so Sillus. Denn nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion plant der Verein nun doch wieder für das Unterhaus.
Eigentlich war es kein Hilferuf, mit dem der TuS Uentrop im Dezember des vergangenen Jahres auf sich aufmerksam machte. „Game over“ schrieb der Verein zu einem Post eines Artikels des Westfälischen Anzeigers auf Facebook, mit dem er das Aus der Damen-Mannschaft in der zweiten Bundesliga verkündete. Diesmal sollte es endgültig vorbei sein.
Spendenziel nach wenigen Tagen übertroffen
Doch trotz der formulierten Endgültigkeit gab es Unterstützer und Fans des Vereins, die die Hoffnung nicht aufgeben wollten - und am Ende sollten sie Recht behalten. Mindestens zwei bis drei weitere Jahre soll es Zweitliga-Tischtennis in Uentrop zu sehen geben. „Wir haben die Rettungsaktion nur ins Leben gerufen, weil wir überzeugt sind, dass es nicht nur für ein weiteres Jahr, sondern mittel- bis langfristig reicht“, erklärt Sillus, Spielerin, Trainerin und Managerin in Personalunion. Neben den Geldern des Crowdfundings, das alleine keine nachhaltige Finanzierung ermöglichen kann, gebe es noch weitere Spender und Sponsoren, die dem Verein Sicherheit gegeben haben, so Sillus. „Unser Ziel ist natürlich ein langfristiges Projekt.“
Bereits wenige Tage nach Beginn der Aktion war das angesetzte Ziel von 5.555 Euro übertroffen. „Das war unfassbar. Damit habe ich auf gar keinen Fall gerechnet, dass es so schnell funktioniert. Die Tischtennis-Community, unsere Fans und Unterstützer haben ganz großen Sport gezeigt. Wir sind überwältig von dem Ergebnis“, zeigt sich Sillus auch am Ende der rund dreiwöchigen Aktion begeistert. Insgesamt sind 7.231,02 Euro zusammen gekommen. 1.000 Euro stammen dabei von Toyota, das bis zum Erreichen des Ziels auf jede Spende über 10 Euro pro Spender noch einmal 20 Euro drauflegt. 149 Menschen beteiligten sich am Crowdfunding, sodass auf jeden Unterstützer durchschnittlich rund 40 Euro Spendensumme kommen.
Bereits die zweite Rettungsaktion für den Verein
Die Idee und Umsetzung der erneuten Rettungsaktion kam von Sillus selbst. Anfang Dezember sagte sie dem Westfälischen Anzeiger noch, dass sie eine ähnliche Rettungsaktion wie von ihrem Vorgänger Alexander Daun nicht leisten könne. Bereits 2017 stand der TuS Uentrop in der zweiten Damen-Bundesliga vor dem Aus, doch dem damaligen Trainer Alexander Daun gelang es, die fehlenden Gelder aufzutreiben und wenig später einen unglaublichen Zuschauerrekord im deutschen Damen-Tischtennis zu feiern - auch damals zeigte sich der starke Zusammenhalt der verschiedenen Sportvereine der Stadt Hamm.
Und auch diesmal konnte das Aus noch einmal abgewendet werden. Aber nicht nur das: Auch die aktuellen Spielerinnen werden dem TuS erhalten bleiben. „Die Spielerinnen haben alle Angebote von anderen Vereinen bekommen. Alle haben mir signalisiert, dass sie am liebsten in Uentrop bleiben wollen und deshalb andere Angebote noch nicht zugesagt haben“, so Sillus. Sie selbst habe mit dem Kapitel Tischtennis in Uentrop gar nicht abschließen können. „Eigentlich blieb dafür keine Zeit. Direkt einen Tag nach der Entscheidung des Rückzugs hatte ich das erste Telefonat mit dem ersten Sponsor.“ Noch im Dezember hatte sie die Crowdfunding-Aktion vorbereitet.
Während ihre Mannschaftskolleginnen nun am sportlichen Ziel oberes Tabellenmittelfeld arbeiten, kann sich Sillus ganz auf ihr Comeback konzentrieren. Und sollte sie in dieser Saison kein Meisterschaftsspiel mehr bestreiten können, bekommt sie in der nächsten Spielzeit die Möglichkeit dazu - dafür hat sie selbst gesorgt.
(AT)
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