Ans Aufhören denkt er noch nicht: Jubel wie diesen wird es weiter von Bastian Steger zu sehen geben. (©Wohlfahrt)
28.01.2025 - Am 19. März feiert er seinen 44. Geburtstag, aktuell spielt er seine 25. TTBL-Saison. Genug vom Tischtennis hat Bastian Steger aber auch im fortgeschrittenen Sportleralter noch lange nicht. Jüngst hat der zweifache EM-Dritte seinen Vertrag beim Bundesligisten TSV Bad Königshofen um zwei weitere Jahre bis 2027 verlängert. Im myTischtennis.de-Interview spricht der Routinier, der in Düsseldorf lebt und trainiert, unter anderem über die Gründe für sein verschobenes Karriereende und einen möglichen Trainerjob in Zukunft.
myTischtennis.de: Bastian Steger, was motiviert dich, auch mit fast 44 Jahren noch in der höchsten deutschen Spielklasse aufzuschlagen?
Steger: Es macht einfach immer noch Spaß und ich spiele auch weiterhin erfolgreich. Das hängt natürlich miteinander zusammen: Wenn man noch ordentlich spielt, kommt der Spaß automatisch. Ich bin noch voller Energie und Elan, um weiterzumachen.
myTischtennis.de: Dein Körper macht also (noch) keine Probleme?
Steger: Wehwehchen gibt es natürlich immer (lacht). Aber es könnte bei meinem Alter deutlich schlechter aussehen. Ich hatte in all den Jahren noch nie eine Operation, was sicherlich viel wert ist. Abgesehen von kleineren muskulären Verletzungen hatte ich insgesamt keine großen Probleme. Im Großen und Ganzen komme ich sehr gut durch.
myTischtennis.de: Hättest du mit 19 Jahren damit gerechnet, dass es so lange gehen kann?
Steger: Wenn man bedenkt, dass ich schon 25 Jahre Profi bin und es immer noch weitergeht, dann ist das schon verrückt. Wer hätte gedacht, dass ich mit über 40 noch in der Bundesliga spiele? Es ist wirklich eine große Ausnahme und ich empfinde es als absolutes Privileg, immer noch Profi sein zu dürfen. Früher wie heute ist es einfach das Schönste, das Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Natürlich gibt es auch einen Leistungsdruck, wo jeder anders mit umgeht. Aber ich sehe das positiv.
myTischtennis.de: Timo Boll und du, ihr seid fast auf den Tag genau gleich alt, habt zusammen viele Erfolge gefeiert und auch als Gegner viele Schlachten geschlagen. Wie blickst du auf sein baldiges Karriereende?
Steger: Es ist natürlich schade für den deutschen Tischtennissport. Timo ist ein Aushängeschild. Jeder sieht ihn gerne spielen, das geht uns Profis nicht anders. Aber der Abschied sei ihm von Herzen gegönnt. Er hat so viele Jahre viel für unseren Sport getan und sich den baldigen Ruhestand mehr als verdient. Ich freue mich für ihn, dass er sich so entschieden hat und die Zeit mit seiner Familie in vollen Zügen genießen kann.
myTischtennis.de: Du spielst seit 2019 in Bad Königshofen und fühlst dich dort sehr wohl. Hat dir das die Entscheidung, dort zu verlängern, leichter gemacht?
Steger: Definitiv. Der Verein wollte auch mit mir weiterarbeiten, so waren wir uns sehr schnell einig. Es ist wirklich schön zu wissen, dass das Vertrauen da ist. In Bad Königshofen ist die Atmosphäre sehr familiär und besonders. Das macht es noch einmal angenehmer, dort zu spielen. Es fühlt sich einfach gut an, wenn man weiß, dass der ganze Ort hinter einem steht. Diese Euphorie beflügelt und motiviert uns Spieler enorm. Die Fans, die Helfer, die Unterstützer fiebern alle mit und sind extrem herzlich. Das macht es wirklich außergewöhnlich. Jedes Heimspiel hier ist ein absolutes Highlight!
myTischtennis.de: Nach dem Coup in 2024 liegt ihr auch in der laufenden Spielzeit auf Kurs. Sich erneut für die Play-offs zu qualifizieren, wäre die Kirsche auf der Sahnetorte in deiner persönlichen Jubiläumssaison, oder?
Steger: Es sieht nach der Highlight-Saison wieder gut aus im Moment. Aber wir gehen da schon sehr entspannt ran. Für uns ist es kein Muss, in die Play-offs zu kommen, für andere Klubs schon eher.
myTischtennis.de: Du hast deine internationale Karriere 2022 beendet. Wie hast du diesen Schritt damals empfunden?
Steger: Als ich nicht mehr im Kader der Nationalmannschaft war und jüngere Spieler nachkamen, hat es für mich keinen Sinn mehr gemacht. Ich merke aber, dass es mir gut tut, mich voll und ganz auf die Bundesliga zu konzentrieren. Weniger reisen und nicht ständig unterwegs zu sein, hilft mir, mich besser zu fokussieren und konstant gute Leistungen zu bringen.
myTischtennis.de: Die deutschen Herren sind in Europa nicht mehr das Nonplusultra. Muss man da sorgenvoll nach vorne schauen?
Steger: Dima, Franz, Benne oder Dang sind alle absolute Topspieler, die noch lange auf dem Niveau spielen können. Da sind wir weiter sehr gut aufgestellt und es sind keine großen Sorgen angebracht. Wir haben auch junge Spieler, die motiviert sind und sehr fleißig trainieren. Ich bin optimistisch, dass sie ihren Weg gehen werden.
myTischtennis.de: Eines der aufstrebendsten Nachwuchstalente, auf das deine Beschreibungen zutreffen, ist dein baldiger TSV-Mannschaftskollege Andre Bertelsmeier…
Steger: Andre macht sich sehr gut. In der Bundesliga direkt fußzufassen, ist nicht einfach, gerade für junge Spieler. Es ist extrem hart, überhaupt Spiele zu gewinnen. Aber das ist normal: Niederlagen gehören dazu. Auch wenn man das im jungen Alter nicht immer wahrhaben möchte – daraus lernt man oft am meisten. Jeder muss durch diese Phase durch, um sich weiterzuentwickeln.
myTischtennis.de: Du wirst ihm dabei also noch mindestens zwei Jahre helfen. Hast du denn schon Gedanken an die Zeit nach der Karriere verschwendet?
Steger: Natürlich werde ich ab und zu gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Trainer zu werden. Prinzipiell kann ich mir das schon vorstellen und habe auch die A-Lizenz, aber momentan macht es mir wie gesagt noch viel mehr Spaß, selbst zu spielen. Solange das möglich ist, möchte ich das noch auskosten. Wenn es dann irgendwann konkreter wird und das aktive Ende naht, werde ich sicher mehr darüber nachdenken. Aber ich bin mir sicher, dass sich dann auch andere Möglichkeiten ergeben werden.
(FKT)
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