08.12.2024 - Mit den Damen-Bundesligisten aus Böblingen und Jena im März sowie wenig später auch mit dem TTBL-Absteiger aus Mainz erwischte es im Frühjahr 2024 bereits drei Erstligisten. Mitte der Woche verkündete auch der langjährige Zweitligist TuS Uentrop seinen Rückzug aus dem höherklassigen Damen-Tischtennis. Nadine Sillus, aktive Spielerin, Trainerin und Managerin in Dreifachfunktion, hat uns die Gründe für das Aus verraten.
Seit dem sofortigen Wiederaufstieg im Jahr 2009 war der TuS Uentrop aus der zweiten Damen-Bundesliga eigentlich nicht mehr wegzudenken. 2012 und 2016 verzichtete der zweifache Zweitliga-Meister, für den einst auch Nationalspielerin Nina Mittelham in der zweiten Mannschaft aufgeschlagen hatte, sogar noch auf einen Startplatz in der Beletage des deutschen Damen-Tischtennis. Nun sind bei den Spielerinnen aus Hamm die Tränen geflossen. „Spiel vorbei“, so kündigte der TuS seinen Rückzug durch einen Post des Artikels aus im Westfälischen Anzeiger auf seiner Facebook-Seite an. Der finanzielle Rahmen ließe eine Fortführung des Spielbetriebs nicht weiter zu, sagte Bernd Paulfeuerborn, Vorsitzender des Gesamtvereins und Mannschaftsbetreuer, dem WA.
Einnahmen und Ausgaben deckten sich nicht mehr, es wurde immer schwieriger. Nun sei die „riesige Lücke“ nicht mehr zu schließen und den Verantwortlichen um Managerin, Spielerin und Trainerin Nadine Sillus blieb keine andere Wahl, als das Aus für den Sommer einzuleiten. Benötigt wird ein fehlender, "kleiner fünfstelliger Betrag". Dabei hatte der Klub aus Nordrhein-Westfalen Mitte Dezember 2017 schon einmal vor, den Schritt des freiwilligen Abschieds zu gehen. Mit Hilfe einer spektakulären Rettungsaktion des damaligen Trainers Alexander Daun konnte dieser damals einige Monate später allerdings noch verhindert werden.
Zuschauerrekord 2019, sportliche Aufgabe keine Option
Daun war es auch, der für den 13. Januar 2019 kräftig die Werbetrommel rührte, um einen Zuschauerrekord in der Damen-Bundesliga zu schaffen, der mit 1.854 Fans in der Hammer WESTPRESS arena auch erreicht werden konnte. Inzwischen ist das Interesse wesentlich geringer, die Tribünen sind wesentlich leerer geworden. Dauns Nachfolgerin Sillus nimmt die Situation mit – zumal es beim Zweitligaspitzenreiter derzeit sportlich maximal rund läuft.
Die 31-Jährige ist seit fast einem Vierteljahrhundert Mitglied im Verein, wohnt nur fünf Minuten von der Halle entfernt, kennt dort quasi jeden Winkel und steckte dementsprechend viel Herzblut in ihre Arbeit. „Das ist schon einzigartig. Wir haben in den letzten zwei Wochen unzählige Gespräche mit der Geschäftsführung geführt. Uns allen fällt es noch schwer, dass wir den Schlussstrich ziehen müssen. Das ist eine tolle Truppe, die menschlich super zusammenpasst und die dann im Frühjahr auseinanderbricht. Das macht es umso trauriger“, bedauert Sillus.
Keine positiven Signale vom WTTV, Zukunft der Spielerinnen offen
Als letzte Option prüfte die mehrfache Medaillengewinnerin bei westdeutschen Meisterschaften sogar noch das Vorhaben, die Spielberechtigung auf einen anderen, finanziell besser dastehenden Verein zu übertragen, was die Wettspielordnung des WTTV jedoch ausschließt. Den Antrag, für das Vorhaben auf einen außerhalb von NRW liegenden Klub zuzugehen, lehnte der Verband ab. Nadine Sillus hat also alles versucht. Eine vorzeitige Aufgabe ist kein Thema in Uentrop. Getreu dem Motto „Jetzt erst recht“ wollen die TuS-Damen ihre letzte Saison in den Top drei abschließen.
In welcher Klasse der Klub künftig aufschlagen wird und wohin der Weg von Sillus, Jugend-Nationalspielerin Eireen Kalaitzidou und Co. führen wird, bleibt abzuwarten. Die Sportstadt Hamm hat künftig einen ambitionierten Verein weniger.
(FKT)
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