Daniel Rinderer, Park Ganghyeon, Bojan Tokic und Paul Drinkhall sind nur vier von acht prominenten Windsbacher Neuzugängen. (©Verein)
07.06.2024 - Das Transferfenster ist seit dem Stichtag am 31. Mai geschlossen, die Wechsellisten sind online. Gleich acht prominente Neuzugänge hat der TSV Windsbach verpflichtet. Der ambitionierte Verein aus der mittelfränkischen Kleinstadt im Landkreis Ansbach in Bayern verfolgt im dritten Jahr in der 3. Bundesliga Süd nur ein Ziel: den Aufstieg in die Zweitklassigkeit. Wie der gelingen soll und wie der Kontakt zu den erfahrenen, früheren Weltstars zustande kam, erklärt Manager Andreas Staudacher.
Der TSV Windsbach hat große Pläne geschmiedet. Damit der große Traum von der zweiten Liga im dritten Anlauf Wirklichkeit wird, hat der Klub aus Mittelfranken seit November mit einer beachtlichen Transfer-Offensive, die es so in der 3. Bundesliga selten zuvor gab, den Grundstein für die Zukunft gelegt.
Mit dem 43-jährigen, belgischen Nationaltrainer aus Slowenien, Bojan Tokic, der von 2010 bis 2019 für den 1. FC Saarbrücken in der TTBL und zuletzt in Frankreich spielte, dem früheren österreichischen Weltranglistenneunten Chen Weixing (TV Leiselheim) und dem dreimaligen englischen Olympia-Teilnehmer Paul Drinkhall (SV Union Velbert) konnten drei erfahrene und in Deutschlands bestens bekannte Profis für ein Engagement überzeugt werden. Ebenfalls neu dazu kommen der taiwanesische Doppel-Weltmeister von 2013, Chen Chien An, der Südkoreaner Park Ganghyeon, der ehemalige Jugend-Nationalspieler Daniel Rinderer (TTC Fortuna Passau), der 26-jährige Chinese Yan Sheng sowie der moderne Abwehrspieler vom Liga-Konkurrenten TSG Kaiserslautern, Jakub Folwarski. Komplettiert wird der für eine Vierermannschaft breite Elf-Mann-Kader durch den Brasilianer Gustavo Tsuboi, Publikumsliebling David Petr und den Jugend-19-EM-Bronzemedaillengewinner von 2023, Tom Schweiger (zum Porträt). Die bisherigen Teammitglieder verbleiben mit Ausnahme des indischen Spitzenspielers Jeet Chandra zusätzlich in der Mannschaft.
Wachsender Sponsorenpool, Perspektive für deutsche U23-Talente
Ein Vorhaben, das Eindruck hinterlässt und gleichzeitig als laute Ansage in Richtung der Drittliga-Konkurrenz zu werten ist. Die erklärte Ausrichtung ist klar: Der TSV möchte mit einem Mix aus talentierten, deutschen Nachwuchsspielern und der Erfahrung von internationalen Altstars hoch hinaus. „Dass jetzt zwei der besten U23-Spieler bei uns in einer Mannschaft spielen, die auch noch aus Bayern kommen, ist einmalig und macht uns stolz“, schwärmt der langjährige Manager Andreas Staudacher. „Wir wollen ihnen eine Perspektive bieten. In diesem Jahr soll es endlich klappen.“
Wie aber kann ein deutscher Drittligist eine solche Schar an ambitionierten Spielern unter Vertag nehmen, geschweige denn sie überhaupt finanzieren? Die vielen Zugänge hat der Verein in erster Linie der intensiven Arbeit von Andreas Staudacher zu verdanken. Der 44-Jährige ist seit einem Vierteljahrhundert Vereinsmitglied in Windsbach und spielte bis zur Oberliga selbst in der ersten Mannschaft. Vor 15 Jahren begann er, sich um das Management zu kümmern. Der Organisator erinnert sich noch ganz genau an den Moment, als mit dem Argentinier Gastón Alto der erste ausländische Profi den Weg nach Windsbach fand. Seitdem wurde viel bewegt. 2018 stieg der TSV in die Regionalliga auf, 2021 dann in die 3. Bundesliga Süd. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren hat sich der Sponsorenpool stetig erweitert, bestehende und neue Partnerschaften wurden ausgebaut. „Es macht einfach Spaß, alles weiterzuentwickeln. Wir folgen der Strategie ,Die Masse macht es‘ und wollten nie von einem einzigen Geldgeber abhängig sein.“
Schneeball-Effekt bei der Kontaktaufnahme der Neuzugänge
Finanziell seien die Mittelfranken auf einem guten Weg und auch Staudachers Netzwerk wurde immer weiter ausgebaut. Über seine vielen Kontakte griff in den vergangenen Monaten mit Blick auf die Personalplanungen ein Rad ins andere. „Die Spieler sprechen viel untereinander und wissen, wie seriös es bei uns läuft“, betont Staudacher. Seit 2022 wird der Verein von TIBHAR ausgerüstet, auch FCS-Organisationsleiter Nicolas Barrois oder Thomas Wetzel, myTT-Taktikexperte und Inhaber des TopSpin Sport TT-Centers in Bad Aibling, halfen beispielsweise bei der Vermittlung.
Die Breite im neuen, prominenten Team sei für Staudacher besonders wichtig. „Das haben uns die letzten Jahre gelehrt. Alle Spieler sind bereit, den Weg mitzugehen. Wir werden je nach Gegner viel rotieren." Der WTT-Kalender spiele natürlich auch eine Rolle. Während Tokic beispielsweise gut zwei Drittel der Partien bestreiten wird, erteile man den Asiaten eher eine Joker-Rolle.
Mit viel Vorfreude, zugleich aber auch Nervosität werden die Windsbacher das Abenteuer angehen. Der Startschuss fällt am 25. August mit der Vorrundengruppe der deutschen Pokalmeisterschaft, wo der TSV neben Gastgeber Hilpoltstein auf den TTC Fortuna Passau und den TTC SR Hohenstein-Ernstthal trifft. Ab Herbst geht es dann im Ligabetrieb los. Mit der zweiten Saarbrücker Mannschaft hat ein Schwergewicht die Klasse bereits nach oben verlassen. Aufstiegsansprüche melden neben der TSG Kaiserslautern, die mit Xi Wang ebenfalls einen Weltklassespieler aus Grünwettersbach loseisen konnten, unter anderem auch der Dauermeisterschaftsaspirant aus Neckarsulm an.
TTBL? Nicht ausgeschlossen!
„Es wird sehr spannend. Wir bleiben demütig, sind aber auch selbstbewusst“, stellt Staudacher klar, der die Tischtennis-Bundesliga in Windsbach nicht komplett ausschließen will. Zunächst wolle man sich in der Zweitklassigkeit etablieren. Der komplette Verein steht dahinter. Zu Regionalliga-Zeiten war das durch die vielen ausländischen Akteure in Windsbach noch ein wenig anders. Tom Schweigers Unterschrift habe der gesamten Region im Sommer 2023 als neues Aushängeschild einen ordentlichen Schub gegeben. Der Zuschauerschnitt wurde im vergangenen Jahr fast verdoppelt. 100 Fans pro Heimspiel sind das neue Ziel. „Die Außenwirkung ist groß. Sogar der Bürgermeister unterstützt, wo er kann. Es ist keine One-Man-Show. Wir haben den Rückhalt von allen“, sagt Staudacher.
Es bleibt abzuwarten, ob der TSV Windsbach langfristig aus dem Schatten der bayerischen Konkurrenten aus Bad Königshofen und Hilpolstein heraustreten und in die Riege der deutschen Spitzenklubs aufsteigen kann.
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In der Juni-Ausgabe des Magazins 'tischtennis' lesen Sie die Hintergründe zum Regionalliga-Wechsel von Panagiotis Gionis.
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(FKT)
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