TTBL

Keine Sperren, nur Geldstrafen für Moregardh und Lin

Truls Moregardh im Trikot des TTC Neu-Ulm. (©MaJo-Foto)

19.08.2023 - Das Ständige Schiedsgericht für Lizenzspieler der Tischtennis Bundesliga hat mit seinem Urteil am Freitag die Geldstrafen gegen Truls Moregardh und Lin Yun-Ju (jeweils 10.000 Euro für einen „vorsätzlichen Lizenzverstoß im vollen Umfang“) bestätigt, die Sperren für die beiden Topspieler von jeweils zehn Spielen für die Saison 2023/2024 wurden dagegen aufgehoben. Beide Seiten haben sich am Freitag zur Entscheidung geäußert.

Auslöser der Vertragsstrafen war, dass die Spieler außerhalb des Winter-Transferfensters zu ausländischen Vereinen gewechselt waren und dort eine weitere Spielberechtigung innerhalb der Saison 2022/2023 wahrgenommen hatten. Hierdurch verstießen die Spieler gegen folgende Erklärung, die sie im Rahmen des Lizenzantrags abgegeben hatten:

Ich erkläre, dass ich für die Dauer der Lizenz keine weitere Spielerlaubnis oder Spielberechtigung für einen anderen Verein bzw. eine andere Mannschaft im In- und/oder Ausland besitze, beantrage und/oder in Anspruch nehmen werde. Mir ist bekannt, dass eine wahrheitswidrige Erklärung als Verstoß gegen den Lizenzvertrag gewertet wird und damit entsprechende Vertragsstrafen […] nach sich zieht.“

Einsätze im Ausland nach Pokalfinale

Ferner war dieses Verbot der mehrfachen Spielberechtigung und die Regelung von Vertragsstrafen ausdrücklich im jeweiligen Lizenzvertrag für die Saison 2022/2023 zwischen Spieler und TTBL Sport GmbH vereinbart. Durch ihre jeweiligen Einsätze in der schwedischen bzw. japanischen Liga Ende Januar bzw. Anfang Februar 2023 hatten die Spieler gegen das Verbot der mehrfachen Spielberechtigung und damit gegen ihren Lizenzvertrag verstoßen. Nach Ansicht der TTBL Sport GmbH handelte es sich um einen von Anfang an geplanten vorsätzlichen Verstoß gegen die Regularien, der es den Spielern ermöglichte, das Pokalfinale am 8. Januar 2023 zu bestreiten und im Anschluss Angebote aus dem Ausland wahrzunehmen. Mit anderen Worten: Ein Rosinenpicken unter völliger Missachtung der Interessen der TTBL Sport GmbH und der anderen, regeltreuen Teilnehmer der Tischtennis Bundesliga, schreibt die TTBL.

Dieser Sicht der Dinge ist nun auch das Schiedsgericht im Wesentlichen gefolgt. Besetzt durch den Vorsitzenden Andreas Thiel sowie die Beisitzer Dr. Joachim Rain und Michael Kintrup hat das Schiedsgericht entschieden, dass die Vertragsstrafe in Höhe von EUR 10.000 angemessen und insbesondere angesichts des unbestritten vorsätzlichen Verstoßes der Spieler nicht zu beanstanden ist. Das Schiedsgericht ist der Argumentation der Spieler auch in vielen weiteren Punkten nicht gefolgt. Hinsichtlich der Sperrstrafe befand das Schiedsgericht allerdings, dass die Spieler aufgrund der für sie maßgeblichen englischen Version des Lizenzvertrages nicht mit einer Sperrstrafe für die kommende Saison hatten rechnen müssen, weil der Begriff „Disqualification“ insoweit nicht ausreichend bestimmt gewesen sei. Das Schiedsgericht war insofern der Ansicht, dass eine „Disqualification“ vielmehr den Ausschluss aus dem bestehenden Wettbewerb unter Aberkennung der erzielten Leistungen nach sich ziehen könne. Deshalb erhielt das Schiedsgericht die Sperrstrafe nicht aufrecht. 

TTBL-Chef Stehle will Lehren ziehen – Ebner hält Rückzug für richtig

Die TTBL Sport GmbH bleibt der festen Überzeugung, dass eine Disqualifikation auch einen Ausschluss für künftige Wettbewerbsteilnahmen beinhalten kann und nimmt die Entscheidung der Schiedsrichter dahingehend zur Kenntnis. Die TTBL Sport GmbH wird diese Entscheidung auch zum Anlass nehmen, die vertraglichen Grundlagen einer juristischen Revision zu unterziehen. „Wir sind davon überzeugt, dass unser entschiedenes und in der Sache durch das Schiedsgericht bestätigte Vorgehen solche planmäßig begangene Regelbrüche für die Zukunft verhindert, zumal nach unserem Kenntnisstand ein solcher mutmaßlich abgesprochener Regelverstoß zur Maximierung des eigenen Vorteils ein recht beispielloser Vorgang im professionellen deutschen Sport ist und hoffentlich ein Einzelfall bleibt. Dennoch werden wir unsere Lehren aus diesem Fall ziehen“, so TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle.

Auch der TTC Neu-Ulm, der in dieser Saison nicht in der TTBL an den Start geht, hat am Wochenende eine Stellungnahme abgegeben: "Wir freuen uns für die beiden Spieler, dass die Sperren vom Tisch sind, auch wenn das Urteil so spät kam, dass die Sperren faktisch wirken. Als Verein verspüren wir keine Genugtuung, eher eine Bitternis, dass unser Rückzug aus der TTBL richtig war. Wir wollen nicht Mitglied in einer Bundesliga sein, die sich so weit von ihrem Aufsichtsrat instrumentalisieren lässt, dass sie sich vor ihrem eigenen Schiedsgericht mit ihren Vertragskonstrukten in höchster Deutlichkeit blamiert", wird Vereinschef Florian Ebner zitiert. Fakt sei, dass der Aufsichtsratsvorsitzende der Liga für seinen Verein das Ziel erreicht habe, "dass zwei der besten Tischtennis-Spieler der Welt in der Saison 23/24 aufgrund der ausgesprochenen Sperren nicht mehr für einen Konkurrenten in der Liga und im Pokal antreten können."

Wenn man über den TTC Neu-Ulm hinaus das Strafgebaren der Liga für die Spieler Kamal Achanta (Düsseldorf) und Omar Assar (Bergneustadt) in die Bewertung des Vorganges mit einbeziehe, dann könne man der Liga nur dringend empfehlen, den Einfluss des Managers von Borussia Düsseldorf auf die TTBL einer strengen Überprüfung zu unterziehen. Der TTC Neu-Ulm wird in der kommenden Saison wie angekündigt in der Champions League antreten, auf der Meldeliste stehen unter anderem auch Truls Moregardh und Lin Yun-Ju. "Dem angekündigten Ausschlussverfahren für nicht TTBL-Vereine in ETTU-Wettbewerben ab der Saison 24/25 sehen wir gespannt aber gelassen entgegen", so Ebner.

(TTBL/FKT)

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