TTBL

Ovtcharov-Post: Neu-Ulm-Konflikt schaukelt sich hoch

Dimitrij Ovtcharov verschärfte den Konflikt mit der TTBL durch einen Social-Media-Post (©TTC Neu-Ulm)

22.02.2023 - Dimitrij Ovtcharov hat mit einem Social-Media-Post, den er wenig später löschte, bzw. abänderte, am Montagabend für eine weitere Verschärfung im Konflikt zwischen seinem Verein TTC Neu-Ulm und der TTBL gesorgt. Im ursprünglichen Post hatte der Nationalspieler die Doppelrolle des TTBL-Aufsichtsratsvorsitzenden und Borussia-Düsseldorf-Managers Andreas Preuß kritisiert und ihm persönliche Vorteilsnahme vorgeworfen. Preuß und die TTBL wiesen die Anschuldigungen zurück.

Auf Facebook ist Dimitrij Ovtcharovs Post nicht mehr zu finden, auf Instagram nur noch in abgeänderter Form. Nach einem Dank in Richtung Fans, Mannschaftskameraden, Trainer und Klub-Chef Florian Ebner heißt es dort nun: „Leider ist es mehr als fraglich, ob ich in der TTBL weitermache, da meine Teamkollegen Truls und Yun-Ju von der Liga suspendiert und finanziell bestraft wurden.“ Wenige Stunden zuvor hatte Ovtcharov am Montagabend noch die TTBL und dessen Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Preuß hart angegangen, da es für ihn und seine Teamkollegen nur schwer vorstellbar sei, „in einer Liga zu spielen, in der der Aufsichtsratsvorsitzende gleichzeitig auch der Verantwortliche von Borussia Düsseldorf ist und alles entscheidet, um einen persönlichen Vorteil zu suchen“. Diese Äußerung zog er allerdings wenig später zurück.

„Völlig verrannt“

Am Dienstag folgten die Reaktionen der TTBL und von Preuß, die die Anschuldigungen entschieden zurückwiesen. „Mein Verein und ich haben uns stets an die Regeln gehalten“, betont der Borussia-Manager. „Die Spieler des TTC Neu-Ulm hingegen haben bewusst gegen die Bestimmungen der TTBL verstoßen und diese gebrochen. Diese Verstöße hat die Geschäftsleitung der TTBL GmbH sanktioniert.“ Der Aufsichtsrat führe Aufsicht, was in Deutschland auch gesetzlich geregelt sei. Zudem sei es üblich, dass Vereinsvertreter in Aufsichtsräten sitzen. Preuß führt hier das Beispiel der Deutschen Fußball-Liga an. „Wir sind sehr enttäuscht von Dimitrij Ovtcharov, er hat sich mit seinen haltlosen Äußerungen, in denen er mich persönlich und meinen Verein attackiert hat, völlig verrannt“, wird Preuß in einer Pressemitteilung der Borussia zitiert. „Dass er den Post am späten Montagabend verändert und diese Anschuldigungen entfernt hat, ist alleine Beleg dafür.“

Die TTBL erklärt in einer Mitteilung auf ihrer Webseite nochmals die Entscheidung, Truls Moregardh und Lin Yun-Ju nach deren Einsatz für andere Vereine in Schweden und Japan trotz bestehenden TTBL-Lizenzverträgen mit einer Geldstrafe und Sperre zu belegen. Die TTBL habe nach der Bitte um Widerruf der Lizenzvereinbarung die beiden Spieler auf die möglichen Sanktionen hingewiesen, der Regelverstoß sei dann also offensichtlich bewusst erfolgt. „Unsere Regeln schützen die Integrität unseres Wettbewerbes und sind nicht willkürlich zu beugen oder gar zu brechen“, betont TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle, der zudem darauf hinweist, dass sich der TTC Neu-Ulm erst im November bei einer Versammlung der TTBL-Vereine gegen eine mehrfache Spielberechtigung für Bundesligaspieler während der laufenden Saison ausgesprochen habe. Das Verhalten des Vereins sei ihm auch deshalb „absolut unverständlich“. Bezüglich Ovtcharovs Anschuldigungen gegenüber Andreas Preuß verteidigt TTBL-Chef Nico Stehle den Aufsichtsratsvorsitzenden und betont, dass es an dessen Integrität keinen Zweifel gebe. „Zu keiner Zeit hat Andreas Preuß bei wichtigen Entscheidungen des TTBL-Aufsichtsrates die Interessen seines Vereins über das Wohl der Liga gestellt“, erläutert Stehle. Zwar nehme man zur Kenntnis, dass Ovtcharov seine Behauptungen diesbezüglich wieder gelöscht habe. „Nichtsdestotrotz hat Dimitrij Ovtcharov hier in völlig haltloser Weise Dinge in die Welt gesetzt, die auch dem Ansehen unserer Organisation Schaden zufügen können.“ Weitere Schritte behalte sich die TTBL GmbH ausdrücklich vor.

Lizenzantrag noch in dieser Woche

TTC-Klubchef Florian Ebner räumt in einem SWR-Interview vom Mittwoch ein, dass man den Vertragsverstoß in Kauf genommen habe, weil dieser die vorgenommenen Strafen seiner Meinung nach laut Vertrag nicht zuließe. Unter anderem bemängelt er, dass die Strafe erst in der nächsten Saison - und nicht sofort - gelte, und wolle das Schiedsgericht auf sich zukommen lassen. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Liga nicht sauber gearbeitet hat, dass auch die Verträge nicht sauber und konsistent sind“, erklärt Ebner im Interview. Wie es für Ovtcharov und den TTC Neu-Ulm in der TTBL, im Pokalwettbewerb oder in der Champions League weitergeht, ist noch unklar. Wie der Weltranglistenzehnte hatte auch Klub-Chef Ebner einen Rückzug aus der TTBL bereits als Möglichkeit in den Raum geworfen, die Lizenz für die kommende Saison müsste noch in dieser Woche beantragt werden. Über die Teilnahme an der Champions League bekräftigte Ovtcharov in seinem Instagram-Post bezogen auf das Halbfinal-Aus seines Teams allerdings: „Sport ist manchmal sehr hart, aber wir werden daraus lernen und definitiv nächstes Jahr wieder um den Champions-League-Titel kämpfen.“

(JS)

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