TTBL

Aruna über Orenburg-Wechsel: "Mehr Zeit für Turniere"

Quadri Aruna sucht in Russland neue Herausforderungen (©ITTF)

06.01.2023 - Dass der TTC Fulda-Maberzell ab der Rückrunde ohne Quadri Aruna auskommen muss, steht schon seit einigen Wochen fest. Zum Jahreswechsel machte der Nigerianer nun auch bekannt, wo die Reise hingehen soll: zum fünffachen Champions-League-Sieger Fakel Gazprom Orenburg nach Russland. myTischtennis.de fragte Aruna nach seinen Gründen, zumal zuletzt viele Topspieler den Klub verließen und der Verein aktuell nicht in der Champions League antreten darf.

Vor einem Jahr konnte sich Fakel Gazprom Orenburg noch mit Größen wie Dimitrij Ovtcharov, Lin Yun-Ju, Hugo Calderano oder Marcos Freitas schmücken. Doch nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und dem darauffolgenden Ausschluss der russischen Mannschaften aus dem Champions-League-Wettbewerb der ETTU verließen die Topspieler den russischen Klub in Richtung Neu-Ulm, Pontoise oder Japan. Zur Rückrunde der laufenden Saison konnte Orenburg nun wieder einen internationalen Star für sich gewinnen: Der Nigerianer Quadri Aruna, der in den vergangenen beiden Jahren für den TTC Fulda-Maberzell in der TTBL spielte, wird die Russen ab sofort verstärken. Der beste afrikanische Tischtennisspieler der Welt sei im Oktober von Orenburg kontaktiert worden, wie er in einer Pressemitteilung des Nigerianischen Tischtennisverbands erklärte. Anfangs habe er die Bundesliga nicht verlassen wollen, „aber mit Blick auf die Rekorde und Erfolge des Klubs und meine drei Besuche zu Champions-League-Spielen während meiner Zeit bei Sporting Lissabon habe ich erkannt, dass Orenburg einer der besten Vereine der Welt ist.“

Mehr Zeit für Turniere und Familie

Vor seinem Abschied aus Fulda drehte Aruna aber noch einmal auf und half tatkräftig mit, die TTBL-Mannschaft in den letzten Spielen des vergangenen Jahres aus der Abstiegszone zu befördern. Am Ende verließ er den hessischen Verein mit einer Bilanz von 5:6. „Ich habe meine Zeit in der Bundesliga genossen“, sagte die Nummer 14 der Welt gegenüber myTischtennis.de. „Ich denke, sie ist die stärkste Liga in Europa. In der Bundesliga zu spielen, hat mein Spiel und meinen internationalen Rankingplatz auf jeden Fall verbessert.“ Noch weiter verbessern will er sich in Russland, wo er sich nach seinen Engagements in Portugal, Frankreich und Deutschland auf neue Herausforderungen freut. Solange die ETTU den Ausschluss russischer Vereine aus ihren Wettbewerben nicht aufhebt, warten diese allerdings bloß in der nationalen russischen Liga auf ihn. Die bringt allerdings den Vorteil mit sich, nicht - wie etwa die TTBL - auf wöchentliche Spieltage zu setzen. In Russland werden die Liga-Partien in Runden zusammengefasst und an wenigen Terminen mit mehreren Mannschaften an einem Ort ausgetragen.

Das kam Aruna gerade recht. „Ich brauchte mehr Zeit für internationale Turniere - und mit einem Engagement in der Bundesliga würde ich nicht genug Zeit dafür haben“, erklärt der Nigerianer einen seiner Gründe für den Wechsel. Neben dem TTBL-Alltag sei es nicht so einfach, sich gut auf internationale Turniere vorzubereiten, die gerade mit Blick auf die nahenden Olympischen Spiele sehr wichtig sind. „Ich will mehr trainieren und weniger reisen“, erzählt Aruna. „Außerdem vermisse ich meine Familie sehr und kann durch meinen Rückzug aus der Bundesliga mehr Zeit zu Hause verbringen.“ Dass sich viele Leute fragen werden, ob es bei seinem Wechsel nicht auch um viel Geld ginge, sei ihm bewusst. „Natürlich geht es auch um Geld“, räumt der 34-Jährige ein. „Aber für mich ist es ein sehr guter Verein, in dem ich mein Spiel weiter verbessern kann. Einer meiner Träume ist es, in Zukunft Teil dieses Teams zu sein.“ 

Gegen den Ausschluss von russischen Sportlern

Der Krieg in der Ukraine ist dabei kein Hinderungsgrund für ihn. Der Nigerianer positioniert sich im myTischtennis-Interview klar gegen die Kampfhandlungen und erzählt, dass er die betroffenen Menschen fast täglich in seine Gebete einschließt. Den Ausschluss von russischen Sportlern und Teams sieht er dagegen kritisch. „Viele russische Athleten haben ein Zeichen für den Frieden gesetzt. Und wenn sie wirklich gegen den Krieg sind, sollte es meiner Meinung nach egal sein, woher sie kommen, welche Hautfarbe oder Rasse sie haben“, findet Aruna. „Es war nicht ihre Entscheidung, oder die von Orenburg oder von Hunderten von Kindern, dass der Krieg begann. Es war eine politische Entscheidung. Und Athleten, die den Krieg nicht unterstützen, sollten das Recht haben, an Wettkämpfen teilzunehmen.“ 

Für Aruna beginnt das Wettkampfjahr nächste Woche in Südafrika, wo ein WTT Contender in der WM-Stadt Durban stattfindet. Danach nutzt er seine gewonnene Zeit sogleich, um noch ein WTT-Turnier in Doha anzuschließen. Mit seinem neuen Engagement in Orenburg kollidieren diese Pläne nicht, da es in der russischen Liga erst Anfang Februar weitergeht, bevor Ende April die vierte Liga-Runde eingeläutet wird. Dazwischen bleibt Quadri Aruna also viel Zeit für internationale Turniere, ausgiebiges Training - und vor allem für seine Familie, die ihn nun wohl häufiger zu Gesicht bekommt.

(JS)

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