Bronze ist sicher! Für die deutschen Herren begann die Universiade mit einer Überraschung (©Wehking)
06.07.2019 - Tolles Ergebnis für das deutsche Team bei der Universiade! Die Herrenmannschaft besiegte Schweden mit 3:2 im Viertelfinale und sicherte sich damit die erste Medaille bei der Universiade seit zehn Jahren. Das macht auch Trainer Lennart Wehking stolz, der in seinem Blog sowohl die sportlichen Ergebnisse der ersten Tage zusammenfasst als auch seine Eindrücke von den Bedingungen und den köstlichen Teilchen schildert.
Andiamo! Da ist das Ding! In einem Krimi der besseren Sorte sicherten sich die vier deutschen Jungs am heutigen Vormittag die Bronzemedaille bei der Universiade. 3:2 lautete das Endergebnis im Viertelfinale gegen Schweden nach knapp drei Stunden Spielzeit. Im Abschlusseinzel drehte Luci (Gianluca Walther, Anm. d. Red.) ein 3:9 im Entscheidungssatz, danach kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Wie antizipiert war die Nummer 1 der schwedischen Mannschaft, Elias Ranefur, zu stark für Liang (Qiu) und Luci, alle anderen Einzel konnte unsere Truppe für sich entscheiden. Fantastico! Die Tischtenniswettbewerbe bei der 30. Sommeruniversiade sind also mit einem Paukenschlag gestartet und die von mir betreute Herrentruppe konnte nach 2009 endlich wieder eine Medaille für die deutsche Universiademannschaft beisteuern!
Der Reihe nach: Unsere zwei Teams mussten schon während der Gruppenphase feststellen, dass die sportlichen Trauben sehr hoch hängen würden in der Palatrincone, der ehrwürdigen Austragungsstätte im Westen Neapels. Während das von Kathrin Mühlbach betreute Damen-Quartett hinter den Mannschaften von Großbritannien (1:3) und Taiwan (0:3) und vor Sri Lanka (3:0) nur als Gruppendritter in die Runde der letzten 16 Teams einzog, musste sich meine Mannschaft nach einem entspannten Auftakterfolg über Estland (3:0) der russischen Studierenden-Auswahl deutlich geschlagen geben (0:3). Nur in der ersten Partie von Liang war nach einer 2:0-Satzführung mehr drin, Luci und Flo (Florian Bluhm) zahlten gegen die beiden russischen Top-10-Spieler anschließend klassisch Lehrgeld. Das Los hatte es bei den Damen dann in sich: Gegen die chinesische Mannschaft (wie bei den Herren eine Provinzmannschaft, die ihre Spielerinnen aus der chinesischen Superliga entsendet) gab es zwar keinen Satzgewinn zu bejubeln, dennoch strahlten Alena (Lemmer), Vivien (Scholz) und Janina (Kämmerer) bei dem ein oder anderen Zauberball gegen den absoluten Titelfavoriten aus dem Reich der Mitte um die Wette. Die standesgemäße 0:3-Klatsche gegen eine Mannschaft, die wohl von keiner europäischen A-Auswahl ernsthaft in Gefahr zu bringen wäre, änderte zumindest nichts an der guten Laune im Frauenteam! Für das Achtelfinale hatte die Losfee in Person unseres Disziplin-Chefs Olli Jetter für die Herrenmannschaft sehr viel Fortune übrig und sicherte uns ein Aufeinandertreffen mit Korea, der mit Abstand schwächsten der vier gesetzten asiatischen Topmannschaften. Die für diese Partie nominierten Liang Qiu, Gianluca Walther und Nils Hohmeier peitschten sich mit der Unterstützung von Florian Bluhm auf der Bank von Anfang an zu Höchstform an und überraschten die verdutzten Koreaner erkennbar – 3:0 lautete das Ergebnis am Ende, ein Resultat, das den gut zweistündigen, heißen Tanz am TV-Tisch nicht wirklich widerspiegelte. Mit der gleichen Einstellung und Griffigkeit wurde das Viertelfinale gegen Schweden (mit einem sehr überraschenden Erfolg über Frankreich) angegangen, der fantastische Ausgang ist bekannt.
Während die Transportprobleme gelöst scheinen und die Teilnehmer den Weg zur Halle morgens mit weniger Herzrasen absolvieren können, offenbaren sich doch einige teils haarsträubende organisatorische Mängel bei dieser Universiade. So fällt in der Halle häufig die Klimatisierung und Lüftung aus und in wenigen Minuten steigen Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit rasant an. Einspielmöglichkeiten sind bisher weiterhin rar, wenn man sich nicht mit einem Saunagang in der Zeltkonstruktion nebenan arrangieren kann. Auch von anderen Sportarten hört man einige Berichte über Schwierigkeiten in den Wettkampfstätten, demnach kriegen die weiterhin sehr offenen, freundlichen und spontanen neapolitanischen Helfer einige Probleme nicht in den Griff. Immerhin habe ich mittlerweile sehr viele echte italienische Cappuccinos anschmecken können, das kleine Café hinter der Halle neben dem äußerst sympathischen Freibad im 80er-Jahre-Look lockt zudem mit extrem deliziösen süßen Teilchen – maximal bene! Am gestrigen Abend konnten wir dann noch einen hohen Gast beim Abendessen in unserem Hotel begrüßen: Verena Burk, ihres Zeichen deutsches Mitglied im Exekutivkomitee des Welthochschulsportverbands (FISU) schaute in unserem kleinen Vorort vorbei, selbstverständlich mit eigenem Fahrer und Dolmetscher an ihrer Seite. Eine Tourismusinfo am Rande: Die Gegend, in der unser von etlichen Carabinieris gut bewachtes Resorts liegt, kenne ich aus Roberto Savianos Bestseller Gomorrha – hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass mich eine Universiade mal mitten in ein für mich beachtliches Werk Literatur schleudert.
Jetzt geht es die nächsten Tage aber weiter Schlag auf Schlag in der Halle. Am Abend steht unser Halbfinale gegen China auf dem Programm und vorher mischen sich bis auf den gesetzten Nils Hohmeier alle deutschen Starterinnen und Starter in das Qualigetümmel im Einzel – hoffentlich mit viel Erfolg! Andiamo, ragazzi e ragazze!
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