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Der Phasendrescher: Holpriger Saisonstart - aber vollzählig!

Jetzt wird's ernst: Das erste Saisonspiel steht für die Regenwürmer an (©Laven)

20.08.2018 - Eine Sache war beim Saisonstart der SG Eintracht Regenbach/Wurmtal tatsächlich sehr erfreulich: dass alle anwesend waren. Abgesehen davon mussten die ‚Regenwürmer‘ einige Hürden überwinden - von der Doppelaufteilung über zu eng gewordene Trikots und natürlich gewienerte Hallenböden. Unser ‚Phasendrescher‘ Philipp Hell, der in seiner zweiten Serie die typischen Phasen einer Amateursaison auseinandernimmt, widmet sich diesmal dem Saisonstart.

Lernen Sie die 'Regenwürmer' der SG Eintracht Regenbach/Wurmtal kennen: Hier geht's zur Mannschaftsbeschreibung! 

Wie immer beginnt an einem viel zu warmen und viel zu schönen Freitagabend Anfang September die neue Saison für die dritte Mannschaft der „Regenwürmer“ der SG Eintracht Regenbach/Wurmtal von 1953. Über die (fehlende) Saisonvorbereitung haben sich die Spieler bereits intensiv ausgetauscht, doch nun geht es tatsächlich los. Noch stehen der Punktestand in der Tabelle sowie die eigene Bilanz völlig jungfräulich bei 0:0, noch gibt es große Hoffnungen darauf, dass alles besser läuft als vergangene Saison. Und tatsächlich tritt die Mannschaft vollzählig an – das konnten frühere Saisonauftakte nun wahrlich nicht immer von sich behaupten.

Problematische Doppelfindung

Zunächst hat jedoch Mannschaftsführer Eberhard alle Hände voll zu tun, die schwierige Diskussion über die Doppelaufstellungen zu moderieren. Diese ist nämlich noch offen, da man sich seit Ende der vergangenen Spielzeit Mitte April nie gemeinsam im Training getroffen hat. Und auch die von Eberhard gegründete WhatsApp-Gruppe konnte bisher nicht weiterhelfen, da Hotte monatelang nicht erreichbar war, Start-Up-Gründer Basti auf seinem Arbeitshandy grundsätzlich keine Apps installiert und Routinier Rüdiger überhaupt kein Mobilfunkgerät besitzt (Zitat: „Außer meinen Noppen brauch ich zum Tischtennisspielen überhaupt nichts!“). 

Selbstverständlich hat niemand Lust, sich als Zweier-Doppel zu opfern. Außerdem hat keiner Lust, mit dem bekanntlich mit begrenztem Talent gesegneten Jungspund Malte ein Doppel zu bilden, weil dessen Offensivfeuerwerk bekannterweise hauptsächlich an der gegenüberliegenden Hallenwand endet. Ansonsten ist allen angeblich alles egal – was nur bedeutet, dass Eberhard die ersten unangenehmen Entscheidungen zu treffen hat und es anschließend einige lange Gesichter gibt. Nachdem „Big Papa“ Klaus-Dieter unter Heulen und Zähneklappern, wie er es bei seinen vier Kindern nie akzeptieren würde, zu Maltes Partner im Zweierdoppel abkommandiert wurde, kann nun endlich das Spiel beginnen. Denn da am Nachmittag bereits Jugendtraining war, hat sich der sonst so unangenehme Tagesordnungspunkt „Aufbauen“ praktisch von allein erledigt. Nur Eberhard besteht einmal mehr darauf, Banden und Zählmaschinen zu verwenden, um den feierlichen Charakter so eines Zweitkreisligaspieles nicht zu übersehen. Nun denn.

Dankbarer Auftaktgegner

Glücklicherweise meint es der Spielplan gut mit unseren sechs Helden: Der glückliche Aufsteiger und daher klare Abstiegsfavorit von den „Sportfreunden“ ist zu Gast und tritt auch noch mit zahllosen Ersatzspielern an – der Stammkader befindet sich größtenteils noch in diversen Feriendomizilen oder aber ist zu Hause im Stress, da der Nachwuchs gerade eingeschult wird. Allerdings wird schnell klar: Ein Durchmarsch wird das heute trotzdem nicht. Während die „Regenwürmer“ ja den ersten Auftritt der Saison absolvieren, haben die Gäste nämlich schon vor drei Tagen ihren Auftakt gehabt. 

Und so werden Letztere nun auch nicht von den gemeinen Fallen des ersten Punktspiels überrascht: Basti kämpft mit den neuen und leider stark blendenden blauen Platten. Eberhard wiederum klagt über viel zu straff gespannte neue Netze, wie soll er da seine statistisch völlig unmöglichen berühmt-berüchtigten Netzroller einstreuen? Hotte führt auf dem nach dem alljährlichen Großputz in den Sommerferien wieder mal völlig rutschigen Hallenboden einige ganz starke Ballett-Figuren auf, was beim Vorhand-Topspin aber auch nicht gerade hilft – schließlich gibt es da keine B-Note. Klaus-Dieter kämpft mit seinem viel zu eng sitzenden Trikot (muss beim Waschen im Sommer eingegangen sein) und dem ungewohnten Schweißband, welches er sich von seiner geliebten Gaby hat aufschwatzen lassen, um den gemeinen Schweiß in der immer höher werdenden Stirn zu halten. Malte wiederum hadert mit seinem sechs Monate alten und daher völlig abgespielten Schläger, den er eigentlich in der Sommerpause ersetzen wollte. So kann man natürlich nicht gewinnen! Allein Routinier Rüdiger bemerkt mal wieder überhaupt nichts – nur gut, dass er sich diesmal zwei Thermoskannen mit isotonischen Getränken mitgebracht hat! Anders ist diese Hitze hier gar nicht zu ertragen.

„Ganz großer Sport“

Nach einem 0:3-Rückstand aus den Doppeln, den Philosophie-Student Hotte (34. Semester. Oder war es da 35.? Langsam verliert er da den Überblick…) etwas kryptisch als „klassische griechische Tragödie im Wurmtal“ bezeichnet hat und zu dem „Kaiser“ Beckenbauer im englischen Fernsehen vermutlich einfach „We call it a ‚Klassiker‘!“ gesagt hätte, läuft es folglich auch in den ersten Einzeln der Saison höchstens so mittel. Muss Berufsoptimist Malte etwa bereits nach der Auftaktpartie sein sehr ambitioniertes Saisonziel (nein, nicht sein persönliches von +200 TTR-Punkten – sondern das Ziel mit dem Team!) revidieren? Nur gut, dass die „Sportfreunde“ spielerisch tatsächlich äußerst limitiert sind. Und dass sie an Position sechs offenkundig einen reinen Hobbyspieler bei seinem ersten Punktspieleinsatz dabei haben, der sich vorher noch bezüglich des Spielsystems erkundigt hat, hilft ihnen auch nicht weiter. Und so beginnt das Spiel nach und nach zu kippen. 

Nach zweieinhalb Stunden harten Kampfes steht für die „Regenwürmer“ schließlich ein schwer erarbeiteter 9:6-Erfolg in der Bilanz, mit dem sie sich gleich mal im oberen Drittel der Tabelle einsortieren. Grund genug für Malte, sofort den weiteren Saisonverlauf durchzuspielen, der das Team – da ist er sich praktisch sicher – mindestens auf den Aufstiegsrelegations-Platz bringen wird – „wenn nicht sogar mehr“. Denn kämpferisch sei das heute ganz großer Sport gewesen! Darauf könne man aufbauen, spielerisch werde das in den nächsten Wochen sicherlich automatisch noch besser werden, ein gutes Pferd springe ja auch nur so hoch wie es muss, nicht wahr, wir denken hier von Spiel zu Spiel. Unser Malte – ein Phrasendrescher vom Allerfeinsten! 

In der Zwischenzeit hat Eberhard einmal mehr alle Tische alleine abgebaut, hat Rüdiger alleine seine restlichen drei Bier ausgetrunken, hat Spitzenmann Basti (heute drei Punkte!) alleine alle 23 verpassten Business-Anrufe abgearbeitet, hat Klaus-Dieter alleine schmunzelnd seinen einzigen verpassten Anruf (die Kinder wollten „Gute Nacht“ sagen) verarbeitet („Wie süß!“) und hat Hotte mit dem Fünfer des Gegners intensive Diskussionen geführt. Nur scheint es da weder um das heutige Punktspiel noch um griechische Tragödien zu gehen: Offenkundig hat der junge Mann mit den Rastalocken Informationen, die Hotte auch in seinem etwas fortgeschrittenen Alter dringend benötigen kann.

Zur ersten Phase "Saisonvorbereitung"

(Philipp Hell)

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