Schiri-Schorsch hinterfragt seine Rolle als Oberschiri bei einem Turnier des Nachbarvereins (©Laven)
14.11.2016 - Unser Blogger Schiri-Schorsch plaudert heute einmal aus seinem Alltag, der sich nicht nur auf den großen internationalen Events abspielt, sondern auch bei lokalen Turnieren in der Nachbarschaft. Wenn er dort als Oberschiedsrichter vor Ort ist, fragt er sich manchmal, ob er dort wirklich gebraucht wird oder ob sich der Verein die Suche und das Geld nicht besser sparen könnte. Warum seine Anwesenheit dennoch (leider) nötig ist, erzählt Schorsch im Blog.
Einer meiner Nachbarvereine richtet seit vielen Jahren ein privates Turnier aus. Es wird von vielen Teilnehmern als Saisonvorbereitung genutzt; somit gibt es recht große Felder in den verschiedenen Alters- und Leistungsklassen. An einem der drei Veranstaltungstage bin ich der Einladung als Oberschiedsrichter gefolgt. Eine Stunde vor dem Beginn der ersten Turnierklasse war ich vor Ort und habe mir zuerst einmal die Spielbedingungen angeschaut und bei allen 24 Tischen die Netzhöhe kontrolliert. Dann hinterfrage ich immer – meistens zu meiner eigenen Belustigung – die Personen des Schiedsgerichts, die in allen Turnierangelegenheiten eine Entscheidung zu treffen haben. In der Regel ist von den mindestens drei Personen maximal einer in der Halle anwesend. Und der ist gerade dabei, die Brötchen am Ausschank zu schmieren.
Überflutete Gänge bei Jugendspielen
Bei der Turnierleitung herrschte nach kurzer Zeit meiner Anwesenheit schon großer Betrieb, da zahlreiche Nachmeldungen zu verarbeiten waren. 20 Minuten nach dem eigentlichen Turnierstart konnte die elektronische Auslosung durchgeführt werden, um kurze Zeit später die ersten Spiele aufzurufen. Das war dann auch der Startschuss für mich, um durch die Reihen zu gehen und nach dem Rechten zu schauen. Mittlerweile muss man glücklicherweise nicht mehr so viele Spieler ansprechen, um Taschen oder Flaschen vom Tisch wegnehmen zu lassen oder den ein oder anderen Hinweis zum Thema Spielkleidung zu geben. Natürlich achtete ich auch auf Materialspieler und schaute mir diese Beläge etwas genauer an. Das machte ich bei jeder neuen Runde, damit alle die gleichen Bedingungen vorfinden. So könnte der Tag als Oberschiedsrichter ruhig weiterlaufen.
Dann sind da noch übereifrige Eltern und Trainer, die bei den Jugendspielen die Gänge überfluten. Hier weise ich dann auch immer höflich darauf hin, dass pro Spieler nur ein Betreuer erlaubt ist und die übrigen Personen doch bitte auf der Tribüne Platz nehmen möchten. Das in der Tat ist immer eine Herausforderung, weil zu den nächsten Spielen meine vorherige Ansage vergessen ist und der Gang wieder überfüllt ist. Mit der Ansage, das Spiel zu unterbrechen oder sogar gegen den jeweiligen Jugendspieler zu werten, hilft dann meistens schon, um eine endgültige Lösung und Fakten zu schaffen.
Wofür braucht man hier einen Oberschiedsrichter?
Aber es gibt immer wieder Situationen, in denen man als Oberschiedsrichter gerufen wird, um Regelstreitigkeiten zu lösen. Meistens geht es um „Stoppbälle“ und dessen Anerkennung und Aufschläge. Hier kann man immer nur als Mediator auftreten und die Tischtennisregeln zitieren, um einen Konsens zu finden. In der Regel sind das einfache Situationen, die vor allem durch die schnelle Bereitschaft der Spieler, einen Kompromiss zu finden, zügig gelöst werden. Des Öfteren habe ich mich nun schon gefragt, warum für solch ein Turnier überhaupt ein Oberschiedsrichter gebraucht wird? Kann man nicht die Eigenverantwortung der Spieler und Turnierveranstalter fördern bzw. stärken und komplett auf einen Oberschiedsrichter verzichten? Der Veranstalter spart sich die umfangreiche Suche nach einem „Regelpapst“ und auch ein paar Euro Spesen und Fahrtkosten.
Aber dann gibt es auch Situationen, in denen man nicht so einfach eine Lösung findet. Ich habe schon öfter einen Schläger nicht zugelassen, weil z.B. ein Noppenbelag unterschiedlich stark abgenutzt war und die Spieleigenschaften dadurch nicht zulässig waren. Oder jemand sein Mittelpunktsyndrom mit Schlägerwerfen, Beleidigungen oder nicht jugendfreien Worten auslebte. Hier sind die Oberschiedsrichter gefordert und Spieler wie Turnierveranstalter sind froh, dass jemand anwesend ist und durchgreift.
Grenzüberschreitungen machen Anwesenheit nötig
Somit kommt man zu dem Ergebnis, das man auch im normalen Meisterschaftsspielbetrieb findet: In 80% – 90% der Fälle ist ein Oberschiedsrichter überflüssig, da sich alle gut benehmen und die Spieler sich an ihrem Sport erfreuen und einfach nur Tischtennis spielen. Aber leider gibt es immer wieder Situationen, wo Grenzen überschritten werden und die Anwesenheit eines Oberschiedsrichters nötig ist. Und eines ist in diesem Zusammenhang interessant zu beobachten: Es geht in der Regel immer um dieselben Spieler; ob es sich nun ums Material oder das Verhalten handelt; irgendwie komisch.
Viele Grüße vom Zählgerät! Euer Schiri-Schorsch!
Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.
Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.