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Schiri-Schorsch: Seniorenturniere – die Herausforderung!

Schiri-Schorsch berichtet von seinen Erlebnissen bei Senioren-Meisterschaften (©Laven)

19.09.2016 - Dass man es in der Kreisklasse mit der Einhaltung der Regeln nicht immer so genau nimmt, darüber berichtete Schiri-Schorsch in seinem letzten Blog. In der aktuellen Ausgabe schneidet er ein Thema an, mit dem sich laut eigener Aussage viele Schiedsrichter schwer tun: Seniorenmeisterschaften. Warum diese Art von Turnieren für die Schiedsrichter eine große Herausforderung darstellt, können Sie hier nachlesen!

Bei einem meiner letzten Einsätze wurde ich gefragt: „Kommst du in drei Wochen auch zu den Senioren-Meisterschaften?“ Da war dieses Wort, das ich als Schiedsrichter gar nicht gerne höre: Senioren-Meisterschaften. Die Herausforderung für einen Schiedsrichter. Und das hängt nur zu einem Teil mit den Protagonisten zusammen, die sich auf der einen Seite gerne dem Breitensport zuordnen – wenn es für den persönlichen Vorteil nötig ist – aber auf der anderen Seite „ernst“ genommen werden möchten und sich dadurch selbst der Gruppe Spitzensport zuordnen. Darüber hinaus sehe ich aber auf der organisatorischen Seite größere Probleme. Die Teilnehmerzahlen nehmen Dimensionen an, die solch ein Turnier einfach nicht verkraftet. Die Felder sind bei den „Jüngeren“ so groß - und es gibt ja auch gefühlt für jeden Jahrgang einen Wettbewerb –, dass der viel zu knapp bemessene Zeitplan gar nicht eingehalten werden kann. Es sind also Chaos, dicke Luft und Aggressionen vorprogrammiert. Will man das in seiner Freizeit?

Natürlich habe ich meine Kollegen nicht im Stich gelassen und war pünktlich zur Einsatzbesprechung anwesend. Schon gab es die ersten Änderungen, da einige Teilnehmer bereits vorzeitig abgesagt hatten oder noch nicht anwesend waren. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt, denn die Auslosung wurde zwei Tage vorher veröffentlicht. Die ersten Spiele in der Gruppenphase verliefen normal. Nur der Zeitplan kam schon nach den ersten drei Runden etwas außer Kontrolle. Die Diskussionen mit den Sportlern hielten sich bei meinen Kollegen und mir noch in den normalen Grenzen. Alles war gut.

"Das mache ich schon immer so"
Dann folgte ein Paradebeispiel für das anfangs geschilderte unangenehme Gefühl: Ein Kollege monierte einen Aufschlag eines Spielers, der jenseits der 70 war. Schnell kamen die gewohnten Worte: „Das mache ich schon immer so.“ Der Kollege entgegnete, dass dies aber kein Argument für einen nicht korrekten Aufschlag darstelle. Nach einigen Punktentscheidungen zu seinen Ungunsten aufgrund dieses Aufschlags brach er das Spiel ab, packte seine Sachen und fuhr nach Hause. Sein Gegenspieler fragte dann den Schiedsrichter: „War das denn nötig? Ich hätte das Spiel auch so gewonnen. Wir alle wollen doch nur Tischtennis spielen.“

Kurze Zeit später an einem anderen Tisch ging es bei den 40-Jährigen heiß her. Hier forderte ein Spieler gerade den Austausch des Schiedsrichters, weil er seiner Meinung nach die Aufschläge seines Kontrahenten nicht korrekt bewertete und die falschen Aufschläge alle akzeptiert wurden. Der Oberschiedsrichter schritt ein und beruhigte die Gemüter – soweit dies möglich war.

Und genau da stellte ich dem Verantwortlichen der Senioren die Frage, wie das alles zusammenpasst? „Auf der einen Seite sollen wir die Augen zudrücken, auf der anderen Seite fordert man ein knallhartes Durchgreifen. Und das während des gleichen Turniers?“ Die Antwort war zumindest ehrlich: „Wir sind halt schwierig und mit zunehmendem Alter benötigen wir immer mehr Fingerspitzengefühl von eurer Seite aus.“ Eine Aussage, die ich komplett nachvollziehen konnte. Aber wie setzt man so etwas um? Ab welcher Altersklasse und welcher Spielrunde mache ich nun die Augen auf bzw. zu? Soll ich mich überhaupt diesem Thema stellen? Bin ich in der Lage, die Spielstärke eines Einzelnen so einzuschätzen, dass ich z.B. über falsche Aufschläge hinwegsehen kann, da er eh verlieren wird?

Regeln gelten für alle Altersklassen
Meine Antwort dazu: Die o.g. Fragen können nicht vom Schiedsrichter gelöst werden. Unser Auftrag ist es einheitlich und konstant bei solch einem Turnier zu agieren. Das geben nun einmal die internationalen Tischtennisregeln vor. Ich habe dort nicht lesen können, dass es für die unter Zwölfjährigen und über 75-Jährigen andere Regeln gibt. Bei den Schülern sehe ich da die Jugendtrainer in der Verantwortung. Bei den Senioren müssen wir auf gegenseitiges Verständnis und einen fairen Umgang miteinander hoffen. Und nach all den Jahren kann ich von meiner Seite aus sagen, dass sich Schiedsrichter und Senioren immer mehr aneinander gewöhnt haben und man auf einem guten Weg ist.

Viele Grüße vom Zählgerät!
Euer Schiri-Schorsch!

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