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Schiri-Schorsch: Auch in der Kreisklasse gibt es Regeln!

Schiri-Schorsch hat es als Spieler in einer Amateurklasse nicht immer leicht (©Laven)

11.04.2016 - Unser Blogger Schiri-Schorsch ist nicht nur internationaler Schiedsrichter der obersten Kategorie, sondern auch selbst als Spieler am Tisch unterwegs. Hier erfährt er am eigenen Leib, wie in Deutschlands Amateurklassen mit dem Regelwerk umgegangen wird. In seinem Blog erzählt uns Schorsch, welche Verstöße in den untersten Klassen gang und gäbe sind und wie er mit Argumenten wie „Wir spielen doch nicht in der Bundesliga“ umgeht.

Hobby Tischtennis: Auch hier gibt es für die untersten aller Spielklassen Regeln, die eingehalten werden müssen. Oder sollte ich besser das Wort „sollten“ nutzen? In der Tat gibt es immer viele Reibungspunkte. Ich fange einmal mit der Mutter aller Diskussionen an: einheitliche Trikots. Bei wie vielen Spielen in einer Saison ist die eigene oder gegnerische Mannschaft nicht komplett im einheitlichen Dress? Und wie oft wird dann das Kreuz auf dem Spielbericht an die „richtige“ Stelle gesetzt? Diese Differenz ist – aus eigenen Erfahrungen - gigantisch und wurde früher auch von mir toleriert. Denn wer will schon Stress und Diskussionen führen, die am Ende doch sinn- und erfolglos sind? Ein Einsehen, dass man einen Fehler gemacht hat, gibt es da nicht.

"Der Josef kommt gleich noch"

Mein aktueller Mannschaftsführer ist froh, dass ich in seiner Mannschaft spiele. Immer wieder verweist er auf mich: „Ich würde das ja alles akzeptieren, aber der Schiri-Schorsch meldet das eventuell und dann bin auch ich dran.“ Glücklicherweise gehen die Anfragen zu den ‚Gefälligkeitsbescheinigungen‘ immer weiter zurück. Es ist in der Tat schon Jahre her, dass die Bitte an unsere Mannschaft herangetragen wurde, einen sechsten Spieler aufzuschreiben, obwohl man nur mit fünf Spielern anreisen konnte. Den Kopf schütteln kann man aber noch oft genug, wenn man mitbekommt, dass Spielberichte vorsätzlich verändert wurden. Und ehrlich gesagt sollten meiner Meinung nach hier die handelnden Personen eine längere Denkpause erhalten.

Mindestens einmal pro Halbserie kommt es vor, dass eine Mannschaft nicht komplett anwesend ist, aber dennoch die drei Doppel melden. „Der Josef kommt gleich noch. Steht im Stau. Lass uns schon mal anfangen, damit sich das nicht künstlich in die Länge zieht. Wir ziehen einfach das Dreierdoppel vor.“ Diese vier Sätze beinhalten so viel Sprengstoff und Regelverstöße. Doppel dürfen nur aus anwesenden Spielern gebildet werden! Was passiert, wenn der Josef nun doch nicht kommt? Wie schreiben wir das denn dann auf? Gegebenenfalls sind dadurch die Doppel falsch aufgestellt, da die Platzziffern rechnerisch nicht mehr stimmen. Nehme ich den dann später auch aus der Einzelaufstellung raus? Solche Fragen von mir werden mit „Was stellst du dich denn so an?“ oder „Wir spielen doch nicht in der Bundesliga.“ gekontert. Oder auch sehr beliebt ist „Wir spielen für Spaß und Freude.“ sowie „Wichtigtuer! Deine Schiedsrichter-Lizenz ist dir ganz schön zu Kopf gestiegen“. 

Gute Gründe, warum es diese Regeln gibt

Mein Mannschaftsführer ist das mittlerweile gewohnt und entgegnet auf solche Kommentare immer wieder, dass er froh ist einen kompetenten Regelexperten in seinen Reihen zu haben. Somit hat man immer die Sicherheit, dass alles korrekt abläuft. Weiterhin haben sich um die bestehenden Wettkampfbestimmungen andere Leute gekümmert und sich Gedanken gemacht. Und es wird wohl schon einen guten Grund geben, dass die Regelungen so sind, wie sie sind, und nicht von jedem individuell interpretiert und zu seinen Gunsten ausgelegt werden, wie er es gerade braucht. Normalerweise ist dann Ruhe und man geht besonnen und regelgerecht mit der jeweiligen Situation um. Ab und an muss man sich aber auch ein „Trotzdem“ oder „Korinthenkacker“ anhören, was argumentativ aber eher an meinem Mannschaftsführer und mir abprallt.

Natürlich haben wir dann des Öfteren auch noch die Aufschlagdiskussion im Angebot oder eine nicht gerade jugendfreie Ausdrucksweise, was auch zu lebendigen und hitzigen Konfrontationen führen kann. Das sind aber dann wirklich eher die Ausnahmen. Es bleibt aber festzuhalten, dass die allermeisten Spieler beim Öffnen der Bierflasche nach dem Spiel ihre Einsicht und Logik in Bezug auf die Regelwerke wiederfinden und in der gemeinsamen Zeit schnell wieder mit Normalpuls und Gehirnschmalz ansprechbar sind. Interessant ist zu beobachten, dass in den beiden letzten Jahren immer weniger ‚Trikotprobleme‘ gegen uns aufgetreten sind oder bereits vor Spielbeginn geklärt wurden, indem der Mannschaftsführer schon vorher darauf hinweist und sich dafür entschuldigt. So wünscht man sich das auch für die anderen Spielklassen in Deutschland. 

Viele Grüße vom Zählgerät! 
Euer Schiri-Schorsch

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