23.09.2024 - Im Sport sind alle gleich, heißt es so schön. Hier wird man freundschaftlich mit „Du“ angesprochen, ganz egal, wie der Altersunterschied oder das Verhältnis sein mag. Aber gilt das in jedem Fall? Unser Blogger Schorse aus’m Shop berichtet von seinen Erfahrungen - auch im Tischtennisladen, wo er natürlich andere Sportler, aber auch Eltern und sonstige Nicht-Tischtennisspieler trifft, die nur ein Geschenk kaufen möchten.
Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich zum neuesten Blog-Beitrag des Herrn Georg aus dem Tischtennis-Geschäft... Hä? Ungewohnt, oder? Förmliche Formulierungen und Siezen in einem Blog? Und das auch noch unter Sportlern? Nee, lieber nicht! Also doch wie gewohnt: Hallo liebe Tischtennis-Freunde, hier ist mal wieder Euer Schorse aus’m Shop!
"Beim Sport heißt es Du. Hier gibt es keine Standes-Unterschiede, in der Halle sind wir alle gleich.“ Das war eine der ersten - sehr deutlichen - Ansagen eines älteren Vereinskollegen, als ich mit 17 (ewig lange her... trotzdem noch im Gedächtnis eingebrannt) so langsam in das Erwachsenen-Training integriert wurde. Gegenüber meinem damaligen Mathe-Lehrer, der Nummer eins der ersten Mannschaft, war mir ein "Sie" über die Lippen gekommen. War ich ja so aus der Schule gewohnt. Und als 17-jähriger Schüler jetzt plötzlich aus dem "Herrn Meyer" und "Sie" ein "Jens-Uwe" und "Du" machen? Schwierig, aber irgendwann bekam ich das auch hin. Beim gemeinsamen Kaltgetränk mit dem Jens-Uwe nach dem Training - auf so mancher Ebene damals doch gewöhnungsbedürftig für mich - vereinbarten wir die Regelung, zwischen Tischtennis und Schule zu unterscheiden. Dort, wo er von allen anderen Schülern gesiezt wurde, sprach ich ihn dann auch weiterhin als Herrn Meyer an. Schließlich wollte ich doch keine Extra-Wurst. Und wir wollten auch nicht in Verdacht geraten, dass ich im Unterricht nur wegen des gemeinsamen Hobbys eine bevorzugte Behandlung erfahren würde. (Wobei meine Mathe-Noten einer Bevorzugung auch ziemlich unverdächtig waren...)
„Du, Herr Müller…“
Im Tischtennis gibt es keine Standesunterschiede - nur eine der vielen schönen Seiten an unserem Sport. Trotzdem gibt’s auch in der Halle immer mal wieder Begegnungen, bei denen es für den einen oder anderen nicht ganz so eindeutig ist, ob ein "Du" passt - gerade für junge Spieler. Wenn da der Lehrer auf der anderen Seite des Tisches steht, ein Vorgesetzter - sei es bei der Bundeswehr oder in der Firma - ein Patient oder Kunde, den man in anderem Umfeld sonst immer gesiezt hat, dann führt das manchmal zu Komplikationen. Und - ganz schlimm - manchmal auch zu Konstruktionen wie "Du, Herr Müller" oder dem Vornamen kombiniert mit einem "Sie"?! Gruselig... Wie haltet ihr das? Gibt es Gegner, die ihr siezt? Hat sogar schon mal jemand ausdrücklich darauf bestanden, nicht geduzt zu werden? Oder wolltet ihr selber von einem anderen Spieler nur noch gesiezt werden? Soll ja schon mal Situationen oder Diskussionen in der Halle geben, nach denen man lieber nur noch förmlich miteinander umgehen möchte. (Für Sie immer noch "Sie Ar...!").
Dem einen oder anderen Titelträger ist es ja auch wichtig, dass sein Titel im Spielbericht steht und auch bei der Verlesung der Aufstellungen Erwähnung findet. Und damit meine ich nicht den amtierenden Kreismeister. Obwohl - das hätte natürlich irgendwie was... Aber dass auf den Doktor oder Professor Wert gelegt wurde, habe ich tatsächlich schon häufiger erlebt. Ihr auch? Finde ich ehrlich gesagt immer etwas befremdlich. Klar, in Promotion oder Habilitation hat der Betreffende bestimmt (hoffentlich?!) viel Arbeit investiert. Aber hat das im Tischtennis wirklich etwas zu suchen? Auch im Laden stellt sich oft genug die Frage nach der passenden Ansprache. Hat man gegen den Kunden schon selber gespielt, dann erledigt sich das Thema normalerweise von alleine. Da ist das "Du" dann für beide Seiten selbstverständlich. Ist mir selber auch deutlich lieber, als gesiezt zu werden, ich bin da eher Typ "hemdsärmelig". Aber gerade Nachwuchsspieler haben doch häufiger Probleme damit. Spricht ja eigentlich auch für gute Erziehung, wenn sie mich erst mal siezen. Als Älterer kann ich dann einfach das "Du" anbieten, ohne mich auf dünnes Eis zu begeben. "In der Halle würden wir uns ja auch duzen", erkläre ich dann. Und da wir nun auch im Zuge unseres gemeinsamen Hobbys miteinander reden würden, sei das ja auch hier angebracht.
Eiertanz durch Vermeidungsstrategie
Aus dem gleichen Grund wird eigentlich fast jeder Kunde, der zur Tür hereinkommt, von mir direkt geduzt. Zumindest sofern ich ihn als aktiven Spieler einschätze oder sogar kenne. Schwieriger wird es bei Eltern, die Material für ihre Kinder besorgen. Oder bei Kunden, die zum Beispiel nur einen Gutschein für den Arbeitskollegen oder Nachbarn als Geschenk kaufen wollen. Da ist oft ein wenig Konzentration nötig, nicht gleich wieder in den sportlich-kumpelhaften Ton zu verfallen, den man mit so manch anderem Kunden pflegt. Manchmal versuche ich auch ganz automatisch, die direkte Ansprache zu vermeiden und zu warten, bis der Kunde mich mit "Du" oder "Sie" anspricht. Meist eine blöde Idee, vor allem, wenn der die gleiche Strategie verfolgt. Das kann dann schon mal einen ziemlich peinlichen Eiertanz geben.
Neulich hatte ich genau diesen Fall bei einem Spieler-Vater, der schon häufiger bei uns war. Irgendwie hatten wir aber noch nie so richtig geklärt, wie wir uns eigentlich ansprechen. Nach einigen ziemlich verschwurbelten Satz-Konstruktionen, in denen wir beide die direkte Ansprache jeweils zu vermeiden versuchten, mussten wir beide lachen. Der Bann war gebrochen, das "Du" ab jetzt selbstverständlich.
In diesem Sinne wünscht EUCH weiterhin viel Spaß beim schönsten Sport der Welt, EUER Schorse aus’m Shop.
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