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Schorse aus’m Shop: Belag, wechsel dich - oder nicht?

Verkäufer Schorse begegnet in seinem Shop den unterschiedlichsten Kundentypen (©Laven)

08.04.2024 - Wenn ein Kunde in einen Tischtennis-Shop kommt, um seinen Belag zu wechseln, freut sich der Verkäufer zunächst einmal. Wie unser Blogger Schorse aus’m Shop berichtet, hat er seinen Kunden aber auch schon des Öfteren davon abgeraten - zum Beispiel, weil sie aus Versehen ihren Ersatzschläger mit Anti im Training verwendet hatten. Solche Fälle zeigen schon, wie unterschiedlich intensiv sich seine Kunden mit ihrem und dem Material ihrer Gegner beschäftigen.

Hallo liebe Tischtennis-Freunde,

Tischtennis-Spieler sind - fast - alle ein bisschen speziell, aber doch auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Das kann ich auch im Shop immer wieder feststellen. Natürlich bemerke ich hier vor allem, wie verschieden die Spieler sind, was ihr Material angeht. Der eine achtet auf jede Kleinigkeit, lässt sich zum Beispiel seine Beläge von mir auswiegen und kann dann mit dem ein Gramm leichteren Exemplar natürlich viel besser spielen als mit einem schwereren. (Ob der denn wirklich immer weicher ist, wie der Spieler ganz eindeutig festgestellt hat, oder ob vielleicht doch nur der Schwamm etwas dünner ausfällt und der deswegen leichter ist, sei mal dahingestellt. Zu sehen, dass die Waage weniger anzeigt, reicht meist schon für den Kopf oder das gute Gefühl). 

Mit dem falschen Schläger unterwegs

Der andere macht sich eher wenig Gedanken und wundert sich höchstens mal, wenn die Unterschiede wirklich sehr groß und spürbar werden. So wie ein Kunde neulich. Ich hatte Euch ja schon einmal darüber berichtet, wie ich Beläge durch einfaches Abziehen der Schutzfolien ruckzuck deutlich griffiger bekommen konnte. Das ging bei diesem Spieler zwar nicht, helfen konnte ich aber ähnlich schnell. "Ich brauche einen neuen Rückhand-Belag. Ich habe gestern beim Training in meine Schupfbälle überhaupt keinen Schnitt mehr bekommen", sagte er und übergab mir das Corpus Delicti. "Das ist aber ja mit dem Antitop auch eher schwierig", gab ich zu bedenken. Der Kopf meines Gegenübers wurde schlagartig bedenklich rot. "Dann habe ich wohl das ganze Training über mit meinem Ersatzschläger gespielt, auf dem ich mal 'nen Anti ausprobiert hatte", stellte er kleinlaut fest, bevor wir beide laut darüber lachen mussten. 

Ich konnte ihn auch ein bisschen damit beruhigen, dass auch anderen Peinliches passiert, indem ich ihm die Geschichte erzählte, von der ein anderer Kunde mal berichtete: Er und sein Gegner in der Liga-Partie spielten das gleiche Holz mit gleicher Griffform, identisches Kantenband, Vorhand rot, Rückhand schwarz. Beide Schläger sahen sich also sehr ähnlich. Nach der Satzpause kehrten beide hochkonzentriert, gedanklich wohl noch mit den Coaching-Tipps der Mitspieler beschäftigt, zurück an den Tisch. Schläger geschnappt und weiter ging’s. Bei beiden brachte aber das Coaching anscheinend keine positiven Impulse, gerade mit der Rückhand ging auf beiden Seiten plötzlich gar nichts mehr. Die Fehler häuften sich, für die zuschauenden Mannschaftskameraden war die Partie nicht gerade ansehnlich. Erst nachdem beide Spieler mehrere vermeintlich sehr einfache Schupf-Fehler gemacht hatten, bemerkten sie, woran das lag: Naturgemäß war der Antitop-Spieler mit dem griffigen Rückhand-Belag seines Gegners ebenso schlecht zurechtgekommen wie umgekehrt... Ein Rücktausch der verwechselten Schläger steigerte das Spielniveau schlagartig, der Spott beim Bier nach der Partie war beiden trotzdem gewiss. 

So etwas kommt sicherlich eher in unteren Spielklassen vor. Trotzdem kann man nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass sich jeder, der höherklassig spielt, auch deutlich mehr mit Material beschäftigt. Auch nicht mit dem des Gegners. Eine Verbandsliga-Spielerin erzählte neulich von ihrer letzten Partie. "Irgendeinen komischen Belag" habe die Gegnerin gespielt. Lange Noppe, kurze Noppe, Antitop? Darauf hatte sie nicht geachtet, meinte sie zu meiner Verwunderung. Und die stieg noch mal deutlich, als sie erzählte, dass es auch so für sie souverän zum Sieg gereicht hätte. Respekt.

Belagwechsel nach zehn Jahren oder einer Woche?

Auch im Umgang mit dem eigenen Schläger gibt es natürlich deutliche Unterschiede. Spieler wie der, der am letzten Freitag im Shop war, sind tatsächlich kaum in höheren Klassen unterwegs. "Ich glaube, ich brauche mal neue Beläge.“ "Das glaube ich auch!" Ausgehärtet, spiegelglatt, zehn Jahre alt. Effetreiche Topspins hat der Kunde damit zuletzt garantiert nicht gespielt. Dass er mit seinem Belagwechsel eher spät dran war, sah er dann auch ein, als ich ihm mal Beläge anderer Spieler zeigte, die diese als nicht mehr griffig genug eingeschätzt und bei mir in den Mülleimer geworfen hatten. Das waren immer noch Welten im Vergleich mit seinen. Anderen Kunden dagegen gebe ich auch schon mal zu bedenken, dass ich selber an ihrer Stelle noch gar nicht wechseln würde. Eine kleine ausgefranste Stelle am Belagrand, absolut noch im Rahmen des Erlaubten, ist doch nicht schlimm!? "Ich kann damit nicht mehr spielen, immer wenn ich den Ball mit der Stelle treffe, verspringt der.“ Ähnliches beobachten auch immer wieder Spieler, wenn sie einen kleinen Kantentreffer im Holz haben. Ob sie denn den Ball, wenn sie ihn mit einer intakten Stelle der Schlägerkante treffen, wirklich gezielt auf den Tisch bringen? Das frage ich dann nicht nur mich, sondern auch die Kunden. 

Manche sehen zumindest ein, dass es wohl eher ein Problem des Kopfes als des Schlägers ist, die meisten möchten aber trotzdem einen neuen Belag oder ein neues Holz. Mir soll es recht sein. Den oder das alte, empfehle ich dann aber, wenigstens als Ersatz für den Notfall zur Seite zu legen oder vielleicht an andere Spieler im Verein weiterzugeben. Auch wenn mein Chef das vielleicht nicht gerne hört: Ich finde es schade, wenn eigentlich noch gut spielbares Material in den Müll wandert. Anders liegt natürlich der Fall bei Rissen oder Löchern mitten im Belag. So wie bei dem Kunden, der es vor einiger Zeit geschafft hat, in drei Wochen zwei - jeweils nagelneue - Vorhand-Beläge zu verschleißen. Komplett neuer Schläger, erstes Training: Beim Topspin die Tisch-Ecke mitgenommen, ein Riss mitten im Vorhand-Belag. Okay, da war dann ein neuer wirklich notwendig. 

Nur zwei Wochen später stand der Kunde schon wieder vor mir, mittlerweile leicht entnervt. Wieder das gleiche Trefferbild, wieder im Training mit dem selben Vereinskollegen. Der scheint gerne halblange Bälle in die Vorhand zu spielen, die zum Topspin einladen, dann aber doch etwas zu kurz dafür werden. Guter Mann... Wenn ich den das nächste Mal treffe, muss ich ihm wohl mal ein Kaltgetränk ausgeben, für die Umsatzsteigerung, für die er sorgt. Da der Spieler, der nun schon seinen dritten Belag in kürzester Zeit benötigte, wirklich nicht am Hungertuch nagt und für andere Hobbies deutlich mehr Geld ausgibt, konnte er am Ende auch über seine Serie von Missgeschicken lachen, wenn vielleicht auch etwas zähneknirschend. Seit mehreren Wochen allerdings war er nicht mehr bei uns im Laden. Keine Ahnung, ob er zur Belagschonung nun gar nicht mehr trainiert, ob er eventuell zu kurze Bälle einfach nicht mehr anzieht oder ob er den betreffenden Trainingspartner lieber komplett meidet. Das muss ich ihn dann mal fragen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.

Bis dahin wünscht ihm und Euch allen viel Spaß beim Spiel, Turnier oder Training mit intaktem Material Euer Schorse aus’m Shop

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