Leserbrief

Leserbrief: Ein Plädoyer für das Schlussdoppel

Unser Leser Matthias Richter äußert seine Meinung zum Thema Schlussdoppel. (©Fabig/Verein)

18.03.2024 - Ob Sieg oder Niederlage. In einem Schlussdoppel ist Spannung garantiert. Viele von Ihnen werden den Nervenkitzel zum Abschluss eines Punktspiels schon erlebt haben. Matthias Richter vom TTC Straelen/Wachtendonk (WTTV) geht in seinem Leserbrief genauer auf das Thema ein und nennt auch die Vor- und Nachteile von Vierer- und Sechsermannschaft. Eine Diskussion, die auf myTischtennis.de in der Vergangenheit immer wieder aufgekommen ist.

Als Erklärung vorab: Für Nicht-Tischtennisspieler möchte ich erwähnen, dass es in unserer Sportart unverständlicherweise viele unterschiedliche Spielsysteme gibt. In der Bundesliga wird mit drei Spielern angetreten. In der zweiten Liga geht man schon mit vier Spielern an die Platte. Hier ist allerdings bei sechs Punkten zugunsten einer Mannschaft das Spielende erreicht. In der Regional- bzw. Oberliga spielt man auch mit vier Spielern, aber egal wie es gerade insgesamt steht, alle Spiele durch.

Bei uns im Westdeutschen TT-Verband (Bezirk Niederrhein) wird dann in der Bezirksoberliga, 1. und 2. Bezirksliga mit sechs Leuten gespielt, wobei das Spiel bei neun Punkten beendet ist. In der 1. und 2. Bezirksklasse geht es dann ganz durcheinander zu. Hier gibt es eine Gruppe mit Sechser-Spielsystem (bis neun Punkte) und mehrere Gruppen mit Vierer-Mannschaften (hier wird durchgespielt). Die 3. Bezirksklasse gibt es nur als Vierer-System. Und als Highlight kommt noch die 4. Bezirksklasse, in der nach dem Braunschweiger System sogar von Dreier- und/oder Vierer-Mannschaften bis zu insgesamt 10 Spiele durchgeführt werden. Man stelle sich dies beim Fußball vor. In der Bundesliga gibt es Achter-Mannschaften, die zweite Liga spielt mit neun Leuten und irgendwo weiter unten wird elf gegen elf gespielt.

Es gibt nun bei uns im Bezirk die Bestrebung, die 1. und 2. Bezirksklasse ab der kommenden Saison nur noch mit Vierer-Mannschaften spielen zu lassen. Generell eine gute Idee, um das komplette Chaos von verschiedenen Spielsystemen zu vereinfachen. Die Befürworter nennen natürlich auch die großen Vorteile einer Vierer-Mannschaft: Anreise mit einem Auto, sichere zwei Einzelspiele pro Spieler, halbwegs sichere Spielzeit von zwei Stunden. Alles korrekt, aber DAS Highlight, welches nicht so oft im Spielbetrieb vorkommt, wird komplett vergessen: Das Schlussdoppel!

Spannung garantiert

Es gibt in unserem Sport nicht viele spannendere, aufregendere Spiele als das Schlussdoppel. Egal, ob man selber am Tisch steht oder seine Mannschaftskameraden anfeuert. Egal, ob man mit einer 8:7-Führung oder einem Rückstand in das Doppel geht. Egal, ob man nachher das Schlussdoppel gewonnen oder verloren hat und damit das Spiel 9:7, 8:8 oder 7:9 ausgegangen ist. Nach Spielen mit Schlussdoppel wird hauptsächlich über dieses eine Spiel gesprochen. Bei legendären Duellen teilweise sogar Monate oder Jahre später noch. Nach dem Motto: "Wenn wieder die gleiche Paarung ansteht, wisst ihr noch damals…" Wir hatten beispielsweise mit unserer Mannschaft in der alten 1. Kreisklasse bzw. der aktuellen 1. Bezirksklasse in den vergangenen beiden Jahren zwölfmal das Vergnügen eines Schlussdoppels. Dabei haben wir sieben Mal verloren und damit auch jedes Spiel 7:9 abgegeben. Bei den fünf Siegen konnten wir drei Siege und zwei Unentschieden erreichen. 

Es ist die Spannung des einen Spieles, des Höhepunkts im Mannschaftskampf. Bei Auswärtsspielen sind die anderen vier Spieler voller Eifer dabei und beklatschen jeden Punkt und kämpfen am Bandenrand mit, als wenn sie selber spielen würden. Bei Heimspielen ist dies noch wesentlich extremer. Wir spielen in der Regel mit drei oder vier Mannschaften gleichzeitig und das Schlussdoppel ist eigentlich immer das letzte Spiel eines Tages. Dementsprechend stehen teilweise 20 Spieler von uns, die Gegner, teilweise auch die von den anderen Spielen und ein paar Zuschauer am Rand. Sie schauen sich das Spiel an, klatschen bei jedem Punkt (außer natürlich bei Netz- oder Kantenbällen), freuen sich über gute Bälle auch des Gegners, feuern ihr Paar an (bei uns besonders gerne in knappen Situationen mit rhythmischem Klatschen). Anschließend werden die Sieger gebührend gefeiert. Es gibt nichts Schöneres im Tischtennis-Mannschaftkampf.

Das letzte Spiel wird fehlen

Und dies ist bald passé. Es gibt nicht mehr viele Klassen, die mit Sechser-Mannschaften spielen. Die letzten paar Klassen werden sicherlich auch in den nächsten Jahren zu Vierer-Klassen umgeändert. So kann man natürlich auch bei weniger zur Verfügung stehenden Spielern die Anzahl der Mannschaften gleich halten. Statistik, ich liebe dich! Wir haben uns bewusst für die Sechser-Klasse entschieden. Bei allen Spielen in dieser Saison hört man bei Gesprächen mit dem Gästeteam während und/oder nach dem Spiel die Traurigkeit, dass man im nächsten Jahr nicht mehr in einer Sechser-Mannschaft spielen kann.

Der Weg zu den Vierer-Klassen wird nicht mehr zu verhindern sein, die Vereine haben dies mit ihren Mannschaftsmeldungen leider schon entschieden. Aber dennoch kann man dem Spielsystem hinterhertrauern. Und besonders dem Höhepunkt, dem „Schlussdoppel“. Tschüss „Schlussdoppel“! Nach dieser Saison bist du für uns Vergangenheit, aber wir werden dich immer vermissen und viele tolle Spiele im Herzen behalten.

Matthias Richter (TTC Straelen/Wachtendonk 1980 e.V.)

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns einen Kommentar unter den Artikel! Ihnen brennt auch ein Thema unter den Nägeln? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an redaktion@mytischtennis.de.

Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Auswahl und sinnwahrende Kürzungen behalten wir uns vor.

Kommentare (39)

Octopus (03.04.2024 08:25)

Zum Abschluss dieser Diskussion möchte ich noch eben auf eine Nachricht von "@Octupus (24.03.2024 08:49)":

Ich spiele seit 1981 TT und bin inzwischen Vorsitzender "meines" Vereins. Dementsprechend kann ich sagen, dass es nicht nur ein Grund ist, zu Hause rauszukommen. Zudem tragen wir nicht an Freitagen unsere Spiele aus. Wir sind und bleiben traditionell beim Samstag. Für uns sind diese gemeinsamen Heimspiele immer ein besonderer Moment. Es geht natürlich um den Sport, aber besonders auch um die Gemeinschaft. Bei uns heißt TT nicht nur eben das Spiel abspulen, duschen und dann nach Hause. Nein, bei uns bedeutet ein Heimspiel auch, dass man nach seinem eigenen Spiel die anderen noch aktiven Spieler anfeuert, dass man nach den Spielen noch zusammen bleibt und Vereinsleben erlebt.

Aber dies können vielleicht viele Spieler in der heutigen Zeit nicht mehr nachvollziehen. Bei Auswärtsspielen sind wir häufig mit nur einem Spiel in der Halle und leider häufig auch bei Vereinen, die nur noch ein oder zwei Mannschaften haben. Schade, es ist sehr schwierig, einen Verein dauerhaft am Leben zu erhalten.

Daher hoffe ich, dass unser Sport nicht mit zu vielen Regularien und Erneuerungen kaputt gemacht wird, den eigentlich geht es uns doch allen um Eins: wird wollen TT spielen.


@@Octopus (24.03.2024 13:10)

Er hat doch total recht. Diese Mannschftsspiele zu viert sind Mist. Einer sitzt allein rum und kann bei einem von zwei Spielen seines Teams klatschen/coachen. Wenn es einem ums reine TT geht, tut man sich das definitiv nicht an, sondern trainiert für sich 2x pro Woche ohne diese Pseudowettkämpfe der unteren Ligen. Gut is!


@Octupus (24.03.2024 08:49)

Bei den ganzen kritischen Anmerkungen von dir, bin ich mir nicht sicher ob du dem Tischtennis überhaupt als Sport was abgewinnen kannst? Oder ob du lieber wie viele es als Vorwand nutzen willst um möglichst lange von der Familie wegzukommen am Freitag. Für die due keine haben ist es ja auch oft reine Langeweile. Ich kenne nicht soviel die sich mit dem Tischtennis als Sport mehr beschäftigen als mit dem ganzen drumherum. Das hört man aus deiner Argumentation raus. Ist schön Bier trinken, klatschen und danach ordentlich Essen gehen. Super


Octopus (24.03.2024 08:32)

Moin,

jetzt muss ich mich als Schreiber dieses Textes doch auch nochmal zu Wort melden. Ich hab am Freitag aufgrund einer Ersatzgestellung in einer 4er Mannschaft gespielt (nomalerweise spiele ich im mittleren PK einer 6er). Ich habe an Eins gespielt, d.h. Doppel und mehr oder weniger ohne Pause sofort das erste Einzel. Da die anderen Spiele etwas seltsam liefen, durfte ich mein zweites Einzel sofort im Anschluss spielen. Wieder keine Pause und der Witz war, dass unsere Nummer Drei (wir hatten ein Auswärtsspiel mit zwei Autos) in ihrem ersten Spiel im zweiten Satz war, als ich bereits komplett fertig war. Okay, ich konnte jetzt zählen und wenn ich auf der Bank saß, anfeuern. Aber zum Thema Anfeuern auch noch eine Bemerkung: es waren gleichzeitig zwei 4er Spiele in der Halle. Man hat maximal ein Klatschen gehört, wenn ein Spiel gewonnen wurde, sonst nichts.

Ich habe für mich festgestellt, dass 4er Mannschaft nach wie vor nicht mein Spielsystem ist. Und da ich jetzt schon aufgrund einiger Wehwehchen kürzer getreten bin, frage ich mich, ob ich mir eine 4er Mannschaft als Stammspieler antun soll.

Gruß
Matthias


Christian (21.03.2024 10:34)

@Db , ich habe schon alle Paarkreuze in einer 6 Mannschaft durch. Aktuell bin ich im mittleren.
Dazu habe ich auch schon im Erwachsenen Bereich 4er Team Matches gespielt und meine daher einen guten Vergleich zu haben.

Trotzdem finde ich egal in welchem PK die 6er Teams besser.
Zumal das mit den Pausen ja nur teilweise stimmt. Das erste PK muss genauso lange auf das zweite Spiel warten wie das letzte PK auf das zweite Einzel warten muss.

Bei uns ist es zudem oft so so dass das Doppel 1 entweder aus dem Vorderen oder Mittleren PK besteht. Heißt sie haben die zweite lange Pause zwischen dem zweiten Einzel und dem Abschluss doppel.


ChrisDaywalker (21.03.2024 08:12)

@db wie lange dauern denn die Einzel bei euch? Warten aufs 3. Doppel, währenddessen zählen: 15 min. Dann spielen, dann spielen 2 Paarkreuze, 30-40 Min, dann Einzel. Dann spielen wieder 2 Paarkreuze, 30-40 Min, dann 2. Einzel. Total übertrieben. Sind schön jeweils ca. 30Min Pausen zwischen den insgesamt 3 Spielen. Wo ist das Problem? Dazwischen zählt man mindestens 1 Spiel, coacht mindestens 1 Spiel. Bleiben 30min für 2 Spiele übrig, die man zum Anfeuern nutzen kann. Gegen Auskühlung helfen so tolle Erfindungen wie Trainingsanzüge.


Db (21.03.2024 07:49)

Hier kommentieren scheinbar nur Leute aus dem vorderen Paarkreuz, Doppel spielen, dann gleich ein Einzel, ein bisschen Pause, zweites Einzel hinterher und das erste Bier aufmachen... Das macht Laune.. im Gegensatz zum hinteren PK: nach dem Doppel eine Stunde abkühlen, Einzel spielen, wieder eine Stunde auskühlen, das zweite Einzel spielen, gerne mal um 23.30 Uhr, das macht nicht zwingend Laune...
Viele aus dem hinteren PK stellen gerne auf 4er Mannschaft um, sind hält nur 33% der Spieler...


ChrisDaywalker (20.03.2024 14:21)

@Totti
Es gibt viel schnellere Ballsportarten. Tennis, Squash, Pelota, Badminton, ja sogar Golf sind hier zu nennen.
Im Viererteam kann übrigens nur maximal einer anfeuern und coachen. Das nimmt ja dann doch einiges an Stimmung raus. Teamgefühl entsteht da vermutlich nicht viel. Es ist dann eben einfach nur die Konzentration auf sich selbst.


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