27.03.2023 - Langweilig wird es einem als Betreiber eines Tischtennis-Shops sicherlich nie und so hat auch unser Blogger "Schorse aus'm Shop" wieder interessante Anekdoten mitgebracht. Diesmal erläutert er, wie der eine oder andere Akteur das Zusammenspiel aus Material und eigener Leistung einordnet und beim Kauf von neuem Material vorgeht. Am Ende lässt sich festhalten: Es geht halt nichts über gute Beratung!
Hallo liebe Tischtennis-Freunde,
hier ist wieder euer Schorse aus'm Shop. Jetzt habe ich auch mal wieder Zeit, mich zu melden. Die Saison neigt sich dem Ende zu, die meisten Spieler erneuern aktuell eher ihr Material vor den wichtigen letzten Spielen, als dass sie ausführliche Beratung für einen Wechsel auf ganz neue Beläge oder Hölzer benötigen. Denn wer wechselt vor den letzten Spielen der Saison noch auf anderes Material? Meistens doch nur Spieler, die mit ihren Leistungen in letzter Zeit sehr unzufrieden waren. Wobei – mit ihren Leistungen? Wenn es nicht das unverschämte Glück der Gegner, die Hallenverhältnisse, der falsche Ball etc. waren, dann liegt es natürlich meistens am Material, dass Spiele verloren gehen.
Als Shop-Mitarbeiter muss man da manchmal aufpassen, nicht zum Klugsch... zu werden. Wenn es vom Kunden, der einen sehr griffigen, rotationsreichen Belag spielt, heißt: "Mit dem Belag kann man keinen Schnitt in die Bälle bekommen", dann kommt einem schon manchmal der Gedanke in den Sinn: "Man kann schon, Du aber vielleicht nicht....". Laut aussprechen sollte man das lieber nur dann, wenn man ein sehr entspanntes Verhältnis zum Kunden hat und ein wenig gegenseitige Frotzelei zum normalen Umgang miteinander gehört. Auch die Behauptung "Der Schläger ist zu langsam" ist manchmal überraschend, gerade wenn der eher in unteren Klassen beheimatete Spieler doch eigentlich ein sehr schnelles Holz mit schnellen Belägen spielt. Auch hier muss man es natürlich vom Kunden abhängig machen, ob dieser mit dem Hinweis, vielleicht doch eher an der eigenen Technik etwas umzustellen als am Schläger, zurechtkommt. Auch wenn wir natürlich teilweise davon leben, dass Spieler versuchen, ihr Material zu optimieren, muss man doch so ehrlich sein und manchmal den Tipp geben, vielleicht eher das eigene Spiel zu optimieren. Da ist es beim Tischtennis wie bei vielen Computer-Problemen: Es ist nicht immer die Hardware, manchmal ist auch der Nutzer das Problem.
Die besten Katalog-Werte addiert
Wobei sich das Dilemma, dass Kunden einen Schläger nochmal tempomäßig aufrüsten wollen, den man als Verkäufer oder Berater eigentlich für sie schon zu schnell findet, manchmal auch von alleine löst. Auf die Nachfrage, woran der Kunde denn merke, dass der Schläger zu langsam sei, kam schon mehr als einmal die Antwort: "Die Bälle springen alle zu weit oder hoch raus, der ist also zu langsam." Eine Antwort, die nicht unbedingt direkt nachvollziehbar ist, aber immerhin dafür sorgt, dass man das Problem dann mit kontrollierterem Material recht einfach lösen kann. Leichter nachvollziehbar, wenn auch doch etwas ungewöhnlich, war die Taktik, von der ein Kunde mir erzählte, als er zum ersten Mal bei uns im Shop war. Der Kunde hatte eine kleine Tischtennis-Pause eingelegt, etwa 20 Jahre lang. Um Material für den Wiedereinstieg zu finden, hatte er auf die Methode gesetzt, die er noch von früher kannte: Katalog eines Versenders geordert und sich dort auf die Beschreibungen und vor allem die Tabelle mit den Werten für Kontrolle, Tempo und Effet gestürzt. Anders als früher war dann aber seine analytische Herangehensweise, auf die er sehr stolz war: "Der beste Belag und das beste Holz müssen doch die sein, wo alle drei Werte zusammengerechnet die höchste Summe ergeben", erklärte er mir seine Strategie. Also hatte er tatsächlich alle Werte aller Hölzer und Beläge addiert und das "beste" Material beim entsprechenden Versender bestellt. Dass er mit dem sehr teuren, sehr modernen, sehr schnellen Offensiv-Schläger, den er dann bekommen hatte, nicht wie erhofft zurechtkam, wunderte den Wiedereinsteiger. "Aber warum haben das Holz und die Beläge dann die höchsten Werte?" Tatsächlich ließ er sich aber von mir nach einigem Zureden überzeugen, dass es den einen, "besten" Schläger, quasi die eierlegende Wollmlichsau mit für jeden Spieler optimalem Tempo, Effet, Kontrolle und bester Haltbarkeit nicht gäbe – auch wenn so manche Hersteller-Beschreibung darauf hoffen lässt.
Mit passendem Material Fortschritte gemacht
Erstaunt war der analytisch vorgehende Kunde, dass ich ihm aufgrund der Marke seines Schlägers auch sagen konnte, aus welchem Katalog er wohl die Werte addiert und den Schläger bestellt hatte. Und als ich mit ihm zusammen mal ein paar andere Kataloge anschaute und ihm zeigte, dass es bei jedem zu einem anderen Ergebnis für den "besten" Belag und das "beste" Holz kam, ließ er sich auch von seiner Methode abbringen und lieber individuell beraten. Dabei kam dann tatsächlich ein Schläger heraus, der sich extrem von seinem ersten Versuch unterschied, der auch nur einen Bruchteil kostete und mit dem er zuletzt deutliche Fortschritte bei seinem Weg zurück zu alter Spielstärke gemacht hat. Natürlich auch schön für mich zu sehen, dass meine Beratung anscheinend doch besser war als ein bloßes Zusammenrechnen von Katalog-Werten. Denn letztlich macht man den Beruf ja nicht nur, um die Miete zu zahlen und Essen auf dem Tisch zu haben, sondern auch, um Spielern helfen zu können.
In diesem Sinne, bis zur nächsten Beratung,
Euer Schorse aus'm Shop
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