18.01.2021 - Vorige Woche lobte unser Blogger Dietmar Kramer die Übertragung des Pokalfinales auf Sport1. Passend zu diesem Thema hatte uns unser treuer Leserbriefschreiber Sebastian Schwarz schon kurz vor Weihnachten nach dem Champions-League-Turnier in Düsseldorf einen Brief geschickt. Für ihn ist klar: In Sachen Medienpräsenz muss mehr zu machen sein! Und dafür sollten vielleicht auch die Amateurspieler ihren Beitrag leisten.
Ein Leserbrief von Sebastian Schwarz aus Neuss
Die Champions-League-Bubble in Düsseldorf war ein tolles Event mit wahnsinnig guten und spannenden Spielen. Und es war Anlass für mich, wieder einmal über das leidige Thema nachzudenken, weshalb Tischtennis in den Medien nach wir vor so wenig stattfindet und ob es nicht möglich ist, dort endlich aktiv gegenzusteuern. Es tut mir als Tischtennisfan in der Seele weh, wenn ich sehen muss, dass Spitzensport im Tischtennis medial so gut wie gar nicht stattfindet und damit der Sport in der breiten Masse nach wie vor nur als Freizeitbeschäftigung (im Keller oder auf Spielplätzen) wahrgenommen wird. Selbst innerhalb der Gruppe der aktiven Spieler hält sich das Interesse am hochklassigen Tischtennissport leider in Grenzen.
Höchste Zeit, etwas zu tun!
All dies war schon in Zeiten vor Corona schlimm genug. Nun ist die Situation aber doch noch viel dramatischer. So kann der Breitensport auf nicht absehbare Zeit überhaupt nicht mehr stattfinden. Der Spitzensport findet zwar statt, jedoch weitestgehend unter dem Radar der breiten Masse. Tischtennisspiele wirklich einmal wieder mit großem Publikum live erleben zu dürfen, ist leider nicht absehbar. Das führt im Ergebnis dazu, dass sich die aktiven Spieler immer weiter vom Tischtennissport entfernen, weil es einfach keine regelmäßigen Erlebnisse gibt, die den Hobbysportlern in Erinnerung rufen, welch ein fantastischer Sport Tischtennis ist. Gerade die Nachwuchsspieler müssen doch etwas haben, worauf es sich hinzuarbeiten lohnt und worauf hinaufgeblickt werden kann.
Die Mitgliederzahlen sind ohnehin stark rückläufig und ich glaube, dass die aktuelle Lage diese missliche Entwicklung weiter begünstigt. Es ist also höchste Zeit, etwas zu tun. Aber wie kann man es angehen? Ich kann mich erinnern (es muss etwa 20 Jahre her sein), dass im Deutschen Sportfernsehen regelmäßig Bundesligaspiele übertragen worden sind. In den 1990er Jahren konnte ich auch in den Öffentlich-Rechtlichen und auf Eurosport durchaus regelmäßig Tischtennis sehen und verfolgen. Wenn ich mich recht erinnere und zutreffend informiert bin, wurden die Übertragungen (zumindest was die Bundesligaspiele im DSF betrifft) damals nicht wegen schlechter Quoten eingestellt. Es ging vielmehr damals schon um rein finanzielle Aspekte. Vor diesem Hintergrund muss man sich wohl davon verabschieden, dass irgendein Sender oder eine sonstige Plattform allein aus Liebe zum Tischtennissport regelmäßig Events übertragen wird. Das wird also nur dann möglich sein, wenn Geld zur Verfügung steht bzw. zur Verfügung gestellt wird. Nur mit dem berühmt-berüchtigten Geldkoffer wird es m.E. möglich sein, medial wieder Fuß zu fassen.
Spenden für mehr Medienpräsenz
Dies dürfte der erste notwendige und gleichzeitig auch entscheidende Schritt sein. Sollte dieser Schritt gemeistert werden können, glaube ich nach wie vor daran, dass Tischtennis für jeden sportaffinen Zuschauer so spannend ist, dass er/sie auch bei der zweiten, dritten und vierten Übertragung wieder einschalten würde. Damit wäre der Grundstein für eine vielleicht sogar langfristige Präsenz im Fernsehen gelegt. Alternativ oder zusätzlich wäre es z.B. auch denkbar, eine eigene Internetplattform zu schaffen, die sich allein auf die Übertragung von Tischtennisevents konzentriert. Auch hierfür wäre natürlich ein entsprechender Geldkoffer nötig, um die notwendigen Rechte für die Übertragungen zu erhalten. In diesem Bereich gibt es viele Varianten, die einmal angedacht werden sollten.
Soviel zur grauen Theorie. Aber wie kommen wir an den gefüllten Geldkoffer und wer überbringt ihn dann wohin? Was den Geldkoffer betrifft, glaube ich, dass jeder Spieler ohne wirkliche Belastung einen wirksamen Beitrag erbringen könnte. Vereine könnten von ihren Mitgliedern z.B. Spenden unter dem Stichwort „Medienpräsenz im Tischtennis steigern“ sammeln. Finanzkräftige Vereine könnten und sollten zusätzlich einen eigenen Beitrag erbringen. Die nach wie vor zahlreichen Mäzene (siehe hierzu "Mäzene im Tischtennis: Fluch oder Segen?") könnten sicherlich auch entscheidend zum Gelingen eines solchen Projekts beitragen. Die Spenden sollten dann zunächst zentral gesammelt werden (ggf. zunächst über die Verbände?). Parallel dazu müsste bereits eine Art „Taskforce Medienpräsenz TT“ aktiv sein, um im Vorfeld auszuloten, bei welchen Sendern oder Internetplattformen man mit welchen Mitteln welche Medienpräsenz schaffen könnte. In dieser Taskforce müssten Personen mitmischen, die im Tischtennis Rang und Namen haben und die vor allem über die notwendigen Kontakte verfügen, um überhaupt einmal bei den Entscheidungsträgern/Rechteinhabern vorsprechen zu dürfen. Auf diesem Weg könnten Kräfte und Ressourcen gebündelt werden, um das Ziel, eine allgemein größere Medienpräsenz im Tischtennissport, zu erreichen.
Da muss doch was zu machen sein!
So oder so ähnlich könnten wir alle viel dazu beitragen, dass der Tischtennissport wieder an Attraktivität gewinnt. Alles Spinnerei und wenig bzw. nicht zu Ende durchdacht? Vielleicht. Vielleicht aber auch ein Anfang für weitere Gedankenspiele und der Beginn der Umsetzung einer Idee, in welcher Art und Form auch immer. Stillstand ist seit jeher Rückschritt. Dies gilt insbesondere in dieser Zeit, in der Spieler und Fans mehr denn je auf die mediale Präsenz angewiesen sind. Wir müssen also aktuell mindestens zwei Schritte nach vorne machen. Einen Versuch ist es doch wert, oder?! Denn da muss doch auf die Dauer was zu machen sein.
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